Das war dem Lienhard und der Gertrud ein Labsal, am Festtage des Herrn.
So lang sie Mutter ist, ist es die Sonntags- freude der Gertrud, die Freude über ihre Kinder, und über ihre kindliche Sehnsucht nach Vater und Mutter -- darum sind ihre Kinder auch fromm und sanft.
Lienhard weinte heute, daß er oft diese Freu- den des Lebens sich selber entriß.
Die häuslichen Freuden des Menschen sind die schönsten der Erden.
Und die Freude der Eltern über ihre Kinder, ist die heiligste Freude der Menschheit. Sie macht das Herz der Eltern fromm und gut. Sie hebt die Menschheit empor zu ihrem Vater im Himmel. Darum segnet der Herr die Thränen solcher Freu- den, und lohnet den Menschen jede Vatertreue und jede Muttersorge an ihren Kindern.
Aber der Gottlose, der seine Kinder für nichts achtet -- der Gottlose, dem sie eine Last sind, und eine Bürde -- der Gottlose, der in der Woche vor ihnen siiehet und am Sonntage sich vor ihnen verbirget -- der Gottlose, der Ruhe suchet vor ih- rer Unschuld und vor ihrer Freude, und der sie nicht leiden kann, bis ihre Unschuld und ihre Freude dahin ist, bis sie wie er gezogen sind --
Der Gottlose, der das thut, stosset den besten Segen der Erden weg von sich mit Füssen. Er
wird
Das war dem Lienhard und der Gertrud ein Labſal, am Feſttage des Herrn.
So lang ſie Mutter iſt, iſt es die Sonntags- freude der Gertrud, die Freude uͤber ihre Kinder, und uͤber ihre kindliche Sehnſucht nach Vater und Mutter — darum ſind ihre Kinder auch fromm und ſanft.
Lienhard weinte heute, daß er oft dieſe Freu- den des Lebens ſich ſelber entriß.
Die haͤuslichen Freuden des Menſchen ſind die ſchoͤnſten der Erden.
Und die Freude der Eltern uͤber ihre Kinder, iſt die heiligſte Freude der Menſchheit. Sie macht das Herz der Eltern fromm und gut. Sie hebt die Menſchheit empor zu ihrem Vater im Himmel. Darum ſegnet der Herr die Thraͤnen ſolcher Freu- den, und lohnet den Menſchen jede Vatertreue und jede Mutterſorge an ihren Kindern.
Aber der Gottloſe, der ſeine Kinder fuͤr nichts achtet — der Gottloſe, dem ſie eine Laſt ſind, und eine Buͤrde — der Gottloſe, der in der Woche vor ihnen ſiiehet und am Sonntage ſich vor ihnen verbirget — der Gottloſe, der Ruhe ſuchet vor ih- rer Unſchuld und vor ihrer Freude, und der ſie nicht leiden kann, bis ihre Unſchuld und ihre Freude dahin iſt, bis ſie wie er gezogen ſind —
Der Gottloſe, der das thut, ſtoſſet den beſten Segen der Erden weg von ſich mit Fuͤſſen. Er
wird
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0259"n="234"/><p>Das war dem Lienhard und der Gertrud ein<lb/>
Labſal, am Feſttage des Herrn.</p><lb/><p>So lang ſie Mutter iſt, iſt es die Sonntags-<lb/>
freude der Gertrud, die Freude uͤber ihre Kinder,<lb/>
und uͤber ihre kindliche Sehnſucht nach Vater und<lb/>
Mutter — darum ſind ihre Kinder auch fromm und<lb/>ſanft.</p><lb/><p>Lienhard weinte heute, daß er oft dieſe Freu-<lb/>
den des Lebens ſich ſelber entriß.</p><lb/><p>Die haͤuslichen Freuden des Menſchen ſind die<lb/>ſchoͤnſten der Erden.</p><lb/><p>Und die Freude der Eltern uͤber ihre Kinder,<lb/>
iſt die heiligſte Freude der Menſchheit. Sie macht<lb/>
das Herz der Eltern fromm und gut. Sie hebt<lb/>
die Menſchheit empor zu ihrem Vater im Himmel.<lb/>
Darum ſegnet der Herr die Thraͤnen ſolcher Freu-<lb/>
den, und lohnet den Menſchen jede Vatertreue und<lb/>
jede Mutterſorge an ihren Kindern.</p><lb/><p>Aber der Gottloſe, der ſeine Kinder fuͤr nichts<lb/>
achtet — der Gottloſe, dem ſie eine Laſt ſind, und<lb/>
eine Buͤrde — der Gottloſe, der in der Woche<lb/>
vor ihnen ſiiehet und am Sonntage ſich vor ihnen<lb/>
verbirget — der Gottloſe, der Ruhe ſuchet vor ih-<lb/>
rer Unſchuld und vor ihrer Freude, und der ſie nicht<lb/>
leiden kann, bis ihre Unſchuld und ihre Freude dahin<lb/>
iſt, bis ſie wie er gezogen ſind —</p><lb/><p>Der Gottloſe, der das thut, ſtoſſet den beſten<lb/>
Segen der Erden weg von ſich mit Fuͤſſen. Er<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wird</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[234/0259]
Das war dem Lienhard und der Gertrud ein
Labſal, am Feſttage des Herrn.
So lang ſie Mutter iſt, iſt es die Sonntags-
freude der Gertrud, die Freude uͤber ihre Kinder,
und uͤber ihre kindliche Sehnſucht nach Vater und
Mutter — darum ſind ihre Kinder auch fromm und
ſanft.
Lienhard weinte heute, daß er oft dieſe Freu-
den des Lebens ſich ſelber entriß.
Die haͤuslichen Freuden des Menſchen ſind die
ſchoͤnſten der Erden.
Und die Freude der Eltern uͤber ihre Kinder,
iſt die heiligſte Freude der Menſchheit. Sie macht
das Herz der Eltern fromm und gut. Sie hebt
die Menſchheit empor zu ihrem Vater im Himmel.
Darum ſegnet der Herr die Thraͤnen ſolcher Freu-
den, und lohnet den Menſchen jede Vatertreue und
jede Mutterſorge an ihren Kindern.
Aber der Gottloſe, der ſeine Kinder fuͤr nichts
achtet — der Gottloſe, dem ſie eine Laſt ſind, und
eine Buͤrde — der Gottloſe, der in der Woche
vor ihnen ſiiehet und am Sonntage ſich vor ihnen
verbirget — der Gottloſe, der Ruhe ſuchet vor ih-
rer Unſchuld und vor ihrer Freude, und der ſie nicht
leiden kann, bis ihre Unſchuld und ihre Freude dahin
iſt, bis ſie wie er gezogen ſind —
Der Gottloſe, der das thut, ſtoſſet den beſten
Segen der Erden weg von ſich mit Fuͤſſen. Er
wird
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/259>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.