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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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ins Dorf schickte, man sollte Fuhren in die Vestung
thun, und du dann, anstatt in den Wald zu fah-
ren, und zu laden, dich ins Wirthshaus setztest,
den Befehl zur Hand nähmest, ihn abläsest, und
den Nachbaren bey deinem Glas Wein bis auf den
Abend erklärtest, was er ausweise und wolle.

Aebi. Ha! was würd er mir sagen? Alle
Schand und Spott würd er mir sagen, und mich
ins Loch werfen lassen, daß ich ihn für einen Nar-
ren gehalten habe.

Jost. Und just das sind die Leute auch werth,
die aus lauter M[üßi]ggang, und damit sie im Wirths-
haus Histörlein erzählen können, in der Bibel lesen.

Christen. Ja; aber man muß doch darinn
lesen, damit man den rechten Weg nicht verfehle.

Jost. Das versteht sich; aber die, so bey allen
Stauden still stehen, und von allen Brunnen und
Marksteinen und Kreuzen, die sie auf dem Weg
antreffen, Geschwätz treiben, sind nicht die, welche
auf dem Weg fort wandeln wollen. *)

Aebi. Aber wie ist denn das, Nachbar? Man
sagt sonst, man trage an nichts zu schwer, das

man
*) Man verwundert sich wahrscheinlich über die Ernst-
haftigkeit des Gesprächs, an welchem ausgezeich-
nete Lumpen und Säufer Theil nehmen --
Aber es giebt Gesichtspunkte von Sachen, welche
diese

ins Dorf ſchickte, man ſollte Fuhren in die Veſtung
thun, und du dann, anſtatt in den Wald zu fah-
ren, und zu laden, dich ins Wirthshaus ſetzteſt,
den Befehl zur Hand naͤhmeſt, ihn ablaͤſeſt, und
den Nachbaren bey deinem Glas Wein bis auf den
Abend erklaͤrteſt, was er ausweiſe und wolle.

Aebi. Ha! was wuͤrd er mir ſagen? Alle
Schand und Spott wuͤrd er mir ſagen, und mich
ins Loch werfen laſſen, daß ich ihn fuͤr einen Nar-
ren gehalten habe.

Joſt. Und juſt das ſind die Leute auch werth,
die aus lauter M[uͤßi]ggang, und damit ſie im Wirths-
haus Hiſtoͤrlein erzaͤhlen koͤnnen, in der Bibel leſen.

Chriſten. Ja; aber man muß doch darinn
leſen, damit man den rechten Weg nicht verfehle.

Joſt. Das verſteht ſich; aber die, ſo bey allen
Stauden ſtill ſtehen, und von allen Brunnen und
Markſteinen und Kreuzen, die ſie auf dem Weg
antreffen, Geſchwaͤtz treiben, ſind nicht die, welche
auf dem Weg fort wandeln wollen. *)

Aebi. Aber wie iſt denn das, Nachbar? Man
ſagt ſonſt, man trage an nichts zu ſchwer, das

man
*) Man verwundert ſich wahrſcheinlich uͤber die Ernſt-
haftigkeit des Geſpraͤchs, an welchem ausgezeich-
nete Lumpen und Saͤufer Theil nehmen —
Aber es giebt Geſichtspunkte von Sachen, welche
dieſe
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[210/0235] ins Dorf ſchickte, man ſollte Fuhren in die Veſtung thun, und du dann, anſtatt in den Wald zu fah- ren, und zu laden, dich ins Wirthshaus ſetzteſt, den Befehl zur Hand naͤhmeſt, ihn ablaͤſeſt, und den Nachbaren bey deinem Glas Wein bis auf den Abend erklaͤrteſt, was er ausweiſe und wolle. Aebi. Ha! was wuͤrd er mir ſagen? Alle Schand und Spott wuͤrd er mir ſagen, und mich ins Loch werfen laſſen, daß ich ihn fuͤr einen Nar- ren gehalten habe. Joſt. Und juſt das ſind die Leute auch werth, die aus lauter Muͤßiggang, und damit ſie im Wirths- haus Hiſtoͤrlein erzaͤhlen koͤnnen, in der Bibel leſen. Chriſten. Ja; aber man muß doch darinn leſen, damit man den rechten Weg nicht verfehle. Joſt. Das verſteht ſich; aber die, ſo bey allen Stauden ſtill ſtehen, und von allen Brunnen und Markſteinen und Kreuzen, die ſie auf dem Weg antreffen, Geſchwaͤtz treiben, ſind nicht die, welche auf dem Weg fort wandeln wollen. *) Aebi. Aber wie iſt denn das, Nachbar? Man ſagt ſonſt, man trage an nichts zu ſchwer, das man *) Man verwundert ſich wahrſcheinlich uͤber die Ernſt- haftigkeit des Geſpraͤchs, an welchem ausgezeich- nete Lumpen und Saͤufer Theil nehmen — Aber es giebt Geſichtspunkte von Sachen, welche dieſe

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/235>, abgerufen am 22.11.2024.