mit beyden Händen umschlingt den Hals der Mut- ter und sagt: O Mutter! Mutter! verzeih mir.
Gertrud segnete noch ihre Kinder, und gieng wieder in ihre Stube.
Jezt war sie ganz allein -- Eine kleine Lam- pe leuchtete nur schwach in der Stube, und ihr Herz war feyerlich still, und ihre Stille war ein Gebet, das unaussprechlich ohne Worte ihr Inner- stes bewegte. Empfindung von Gott und von seiner Güte! Gefühl von der Hoffnung des ewigen Le- bens, und von der innern Glückseligkeit der Men- schen, die auf Gott im Himmel trauen und bauen; alles dieses bewegte ihr Herz, daß sie hinsank auf ihre Knie, und ein Strom von Thränen floß ihre Wangen herunter.
Schön ist die Thräne des Kinds, wenn es von der Wohlthat des Vaters gerührt schluchzend zu- rück sieht, seine Wange trocknet, und sich erholen muß, ehe es den Dank seines Herzens stammeln kann.
Schön sind die Thränen des Niclas, die er in dieser Stunde weint, daß er die gute gute Mutter erzürnet hat, die ihm so lieb ist.
Schön sind die Thränen des Menschen alle, die er also aus gutem Kinderherzen weint. Der Herr im Himmel sieht herab auf das Schluchzen seines Danks -- und auf die Thränen seiner Augen, wenn er ihn lieb hat.
Der
mit beyden Haͤnden umſchlingt den Hals der Mut- ter und ſagt: O Mutter! Mutter! verzeih mir.
Gertrud ſegnete noch ihre Kinder, und gieng wieder in ihre Stube.
Jezt war ſie ganz allein — Eine kleine Lam- pe leuchtete nur ſchwach in der Stube, und ihr Herz war feyerlich ſtill, und ihre Stille war ein Gebet, das unausſprechlich ohne Worte ihr Inner- ſtes bewegte. Empfindung von Gott und von ſeiner Guͤte! Gefuͤhl von der Hoffnung des ewigen Le- bens, und von der innern Gluͤckſeligkeit der Men- ſchen, die auf Gott im Himmel trauen und bauen; alles dieſes bewegte ihr Herz, daß ſie hinſank auf ihre Knie, und ein Strom von Thraͤnen floß ihre Wangen herunter.
Schoͤn iſt die Thraͤne des Kinds, wenn es von der Wohlthat des Vaters geruͤhrt ſchluchzend zu- ruͤck ſieht, ſeine Wange trocknet, und ſich erholen muß, ehe es den Dank ſeines Herzens ſtammeln kann.
Schoͤn ſind die Thraͤnen des Niclas, die er in dieſer Stunde weint, daß er die gute gute Mutter erzuͤrnet hat, die ihm ſo lieb iſt.
Schoͤn ſind die Thraͤnen des Menſchen alle, die er alſo aus gutem Kinderherzen weint. Der Herr im Himmel ſieht herab auf das Schluchzen ſeines Danks — und auf die Thraͤnen ſeiner Augen, wenn er ihn lieb hat.
Der
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mit beyden Haͤnden umſchlingt den Hals der Mut-
ter und ſagt: O Mutter! Mutter! verzeih mir.
Gertrud ſegnete noch ihre Kinder, und gieng
wieder in ihre Stube.
Jezt war ſie ganz allein — Eine kleine Lam-
pe leuchtete nur ſchwach in der Stube, und ihr
Herz war feyerlich ſtill, und ihre Stille war ein
Gebet, das unausſprechlich ohne Worte ihr Inner-
ſtes bewegte. Empfindung von Gott und von ſeiner
Guͤte! Gefuͤhl von der Hoffnung des ewigen Le-
bens, und von der innern Gluͤckſeligkeit der Men-
ſchen, die auf Gott im Himmel trauen und bauen;
alles dieſes bewegte ihr Herz, daß ſie hinſank auf
ihre Knie, und ein Strom von Thraͤnen floß ihre
Wangen herunter.
Schoͤn iſt die Thraͤne des Kinds, wenn es von
der Wohlthat des Vaters geruͤhrt ſchluchzend zu-
ruͤck ſieht, ſeine Wange trocknet, und ſich erholen
muß, ehe es den Dank ſeines Herzens ſtammeln
kann.
Schoͤn ſind die Thraͤnen des Niclas, die er in
dieſer Stunde weint, daß er die gute gute Mutter
erzuͤrnet hat, die ihm ſo lieb iſt.
Schoͤn ſind die Thraͤnen des Menſchen alle,
die er alſo aus gutem Kinderherzen weint. Der
Herr im Himmel ſieht herab auf das Schluchzen
ſeines Danks — und auf die Thraͤnen ſeiner Augen,
wenn er ihn lieb hat.
Der
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/209>, abgerufen am 22.11.2024.
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