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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Joseph. Sie werden zu Mittag schon wieder
zurück und mit der Waar in dem Kalch seyn. Das hat
seine Richtigkeit, wie wenn's schon drinnen wäre.

Vogt. Das ist recht und gut; wenn's doch
nur schon gemacht wäre. Dein Trinkgeld liegt
schon parat, Joseph!

Joseph. Ich hätte es eben jezt recht nöthig,
Vogt!

Vogt. Komm nur am Montag, wenn ihr
den Bruch angefangen haben werdet; es liegt parat.

Joseph. Meynst du, ich halte nicht Wort?

Vogt. Wohl, Joseph! ich traue dir.

Joseph. So gieb mir doch gerade jetzo drey
Thaler -- auf unsere Abrede -- Ich wollte gern
morgen meine neuen Stiefel beym Schuster abho-
len; es ist mein Namenstag, und ich mag jezt dem
Meister kein Geld fordern.

Vogt. Ich kann jezt nicht wohl. Komme
doch am Montag Abend.

Joseph. Da sehe ich, wie du mir trauest.
Man mag wohl etwas versprechen, aber halten,
das ist was anders! Ich glaubte auf dein Trink-
geld zählen zu dörfen, Herr Untervogt!

Vogt. Meiner Seele! ich gieb es dir.

Joseph. Ich seh's ja --

Vogt. Es ist am Montag auch noch Zeit.

Joseph. Vogt! du zeigest mir, daß man's
mit Händen greifen kann, daß du mir nicht traust.

Also

Joſeph. Sie werden zu Mittag ſchon wieder
zuruͤck und mit der Waar in dem Kalch ſeyn. Das hat
ſeine Richtigkeit, wie wenn’s ſchon drinnen waͤre.

Vogt. Das iſt recht und gut; wenn’s doch
nur ſchon gemacht waͤre. Dein Trinkgeld liegt
ſchon parat, Joſeph!

Joſeph. Ich haͤtte es eben jezt recht noͤthig,
Vogt!

Vogt. Komm nur am Montag, wenn ihr
den Bruch angefangen haben werdet; es liegt parat.

Joſeph. Meynſt du, ich halte nicht Wort?

Vogt. Wohl, Joſeph! ich traue dir.

Joſeph. So gieb mir doch gerade jetzo drey
Thaler — auf unſere Abrede — Ich wollte gern
morgen meine neuen Stiefel beym Schuſter abho-
len; es iſt mein Namenstag, und ich mag jezt dem
Meiſter kein Geld fordern.

Vogt. Ich kann jezt nicht wohl. Komme
doch am Montag Abend.

Joſeph. Da ſehe ich, wie du mir traueſt.
Man mag wohl etwas verſprechen, aber halten,
das iſt was anders! Ich glaubte auf dein Trink-
geld zaͤhlen zu doͤrfen, Herr Untervogt!

Vogt. Meiner Seele! ich gieb es dir.

Joſeph. Ich ſeh’s ja —

Vogt. Es iſt am Montag auch noch Zeit.

Joſeph. Vogt! du zeigeſt mir, daß man’s
mit Haͤnden greifen kann, daß du mir nicht trauſt.

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[160/0185] Joſeph. Sie werden zu Mittag ſchon wieder zuruͤck und mit der Waar in dem Kalch ſeyn. Das hat ſeine Richtigkeit, wie wenn’s ſchon drinnen waͤre. Vogt. Das iſt recht und gut; wenn’s doch nur ſchon gemacht waͤre. Dein Trinkgeld liegt ſchon parat, Joſeph! Joſeph. Ich haͤtte es eben jezt recht noͤthig, Vogt! Vogt. Komm nur am Montag, wenn ihr den Bruch angefangen haben werdet; es liegt parat. Joſeph. Meynſt du, ich halte nicht Wort? Vogt. Wohl, Joſeph! ich traue dir. Joſeph. So gieb mir doch gerade jetzo drey Thaler — auf unſere Abrede — Ich wollte gern morgen meine neuen Stiefel beym Schuſter abho- len; es iſt mein Namenstag, und ich mag jezt dem Meiſter kein Geld fordern. Vogt. Ich kann jezt nicht wohl. Komme doch am Montag Abend. Joſeph. Da ſehe ich, wie du mir traueſt. Man mag wohl etwas verſprechen, aber halten, das iſt was anders! Ich glaubte auf dein Trink- geld zaͤhlen zu doͤrfen, Herr Untervogt! Vogt. Meiner Seele! ich gieb es dir. Joſeph. Ich ſeh’s ja — Vogt. Es iſt am Montag auch noch Zeit. Joſeph. Vogt! du zeigeſt mir, daß man’s mit Haͤnden greifen kann, daß du mir nicht trauſt. Alſo

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/185>, abgerufen am 24.11.2024.