mich her -- So grämte sich die arme Frau in der Stube -- Der Mann aber hatte sich indessen wie- der erholt, und kam mit einem so heitern und freudigen Gesicht hinein zu seiner Lieben, als er seit Jahren nicht hatte.
Du thust frölich! Meynst du, ich wisse nicht, daß der Vogt da war? sagte die Frau.
Und er antwortete: Wie vom Himmel herab ist er gekommen zu unserm Trost!
Ist das möglich? erwiederte die Frau.
Kienast. Setze dich nieder, Frau! ich muß dir Gutes erzählen -- Da sagte er ihr, was eben mit dem Susanneli begegnet, und wie er in einer grossen Herzensangst gewesen wäre, und wie ihm, Gott Lob! jezt gänzlich aus der Noth geholfen sey.
Da aß er die Suppe, die er in der Angst zu Mittag hatte stehn lassen; und er und die Frau weineten heisse Thränen des Danks und der Freude gegen Gott, der ihnen also geholfen in ihrer Roth.
Und sie liessen das Susanneli noch desselbigen Tags gehen in seinen Stadtdienst, wie es wollte.
§. 28.
mich her — So graͤmte ſich die arme Frau in der Stube — Der Mann aber hatte ſich indeſſen wie- der erholt, und kam mit einem ſo heitern und freudigen Geſicht hinein zu ſeiner Lieben, als er ſeit Jahren nicht hatte.
Du thuſt froͤlich! Meynſt du, ich wiſſe nicht, daß der Vogt da war? ſagte die Frau.
Und er antwortete: Wie vom Himmel herab iſt er gekommen zu unſerm Troſt!
Iſt das moͤglich? erwiederte die Frau.
Kienaſt. Setze dich nieder, Frau! ich muß dir Gutes erzaͤhlen — Da ſagte er ihr, was eben mit dem Suſanneli begegnet, und wie er in einer groſſen Herzensangſt geweſen waͤre, und wie ihm, Gott Lob! jezt gaͤnzlich aus der Noth geholfen ſey.
Da aß er die Suppe, die er in der Angſt zu Mittag hatte ſtehn laſſen; und er und die Frau weineten heiſſe Thraͤnen des Danks und der Freude gegen Gott, der ihnen alſo geholfen in ihrer Roth.
Und ſie lieſſen das Suſanneli noch deſſelbigen Tags gehen in ſeinen Stadtdienſt, wie es wollte.
§. 28.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0168"n="143"/>
mich her — So graͤmte ſich die arme Frau in der<lb/>
Stube — Der Mann aber hatte ſich indeſſen wie-<lb/>
der erholt, und kam mit einem ſo heitern und<lb/>
freudigen Geſicht hinein zu ſeiner Lieben, als er<lb/>ſeit Jahren nicht hatte.</p><lb/><p>Du thuſt froͤlich! Meynſt du, ich wiſſe nicht,<lb/>
daß der Vogt da war? ſagte die Frau.</p><lb/><p>Und er antwortete: Wie vom Himmel herab<lb/>
iſt er gekommen zu unſerm Troſt!</p><lb/><p>Iſt das moͤglich? erwiederte die Frau.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kienaſt.</hi> Setze dich nieder, Frau! ich muß<lb/>
dir Gutes erzaͤhlen — Da ſagte er ihr, was eben<lb/>
mit dem Suſanneli begegnet, und wie er in einer<lb/>
groſſen Herzensangſt geweſen waͤre, und wie ihm,<lb/>
Gott Lob! jezt gaͤnzlich aus der Noth geholfen ſey.</p><lb/><p>Da aß er die Suppe, die er in der Angſt zu<lb/>
Mittag hatte ſtehn laſſen; und er und die Frau<lb/>
weineten heiſſe Thraͤnen des Danks und der Freude<lb/>
gegen Gott, der ihnen alſo geholfen in ihrer Roth.</p><lb/><p>Und ſie lieſſen das Suſanneli noch deſſelbigen<lb/>
Tags gehen in ſeinen Stadtdienſt, wie es wollte.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="catch">§. 28.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[143/0168]
mich her — So graͤmte ſich die arme Frau in der
Stube — Der Mann aber hatte ſich indeſſen wie-
der erholt, und kam mit einem ſo heitern und
freudigen Geſicht hinein zu ſeiner Lieben, als er
ſeit Jahren nicht hatte.
Du thuſt froͤlich! Meynſt du, ich wiſſe nicht,
daß der Vogt da war? ſagte die Frau.
Und er antwortete: Wie vom Himmel herab
iſt er gekommen zu unſerm Troſt!
Iſt das moͤglich? erwiederte die Frau.
Kienaſt. Setze dich nieder, Frau! ich muß
dir Gutes erzaͤhlen — Da ſagte er ihr, was eben
mit dem Suſanneli begegnet, und wie er in einer
groſſen Herzensangſt geweſen waͤre, und wie ihm,
Gott Lob! jezt gaͤnzlich aus der Noth geholfen ſey.
Da aß er die Suppe, die er in der Angſt zu
Mittag hatte ſtehn laſſen; und er und die Frau
weineten heiſſe Thraͤnen des Danks und der Freude
gegen Gott, der ihnen alſo geholfen in ihrer Roth.
Und ſie lieſſen das Suſanneli noch deſſelbigen
Tags gehen in ſeinen Stadtdienſt, wie es wollte.
§. 28.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/168>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.