Rudi. O ich Elender! (Er läuft geschwind, sucht den Knaben und bringt ihn der Mutter an's Bett).
Die Mutter setzt sich mühselig zum letztenmal auf, kehrt sich gegen den Knaben, nimmt seine beyden Hände in ihre Arme und senkt das schwache sterbende Haupt hinab auf den Knaben.
Der Kleine weint laut -- Großmutter! Was willst du? Du stirbst doch nicht -- ach stirb doch nicht, Großmutter!
Sie antwortet gebrochen, Ja Rudeli! ich werde gewiß bald sterben.
Jesus! ach mein Gott! stirb doch nicht Groß- mutter, sagt der Kleine.
Die Kranke verliert den Athem und muß sich niederlegen.
Der Knab und sein Vater zerfliessen in Thrä- nen --
Sie erholt sich aber bald wieder und sagt: Es ist mir schon wieder besser, da ich jezt liege --
Und der Rudeli! Du stirbst doch jezt nicht mehr, Großmutter!
Die Mutter. Thu doch nicht so, du Lieber! ich sterbe ja gern; und werde denn auch zu einem lieben Vater kommen. Wenn du wüßtest, Rudeli! wie es mich freut, daß ich bald zu ihm kommen soll, du würdest dich nicht so betrüben.
Rudeli.
Rudi. O ich Elender! (Er laͤuft geſchwind, ſucht den Knaben und bringt ihn der Mutter an’s Bett).
Die Mutter ſetzt ſich muͤhſelig zum letztenmal auf, kehrt ſich gegen den Knaben, nimmt ſeine beyden Haͤnde in ihre Arme und ſenkt das ſchwache ſterbende Haupt hinab auf den Knaben.
Der Kleine weint laut — Großmutter! Was willſt du? Du ſtirbſt doch nicht — ach ſtirb doch nicht, Großmutter!
Sie antwortet gebrochen, Ja Rudeli! ich werde gewiß bald ſterben.
Jeſus! ach mein Gott! ſtirb doch nicht Groß- mutter, ſagt der Kleine.
Die Kranke verliert den Athem und muß ſich niederlegen.
Der Knab und ſein Vater zerflieſſen in Thraͤ- nen —
Sie erholt ſich aber bald wieder und ſagt: Es iſt mir ſchon wieder beſſer, da ich jezt liege —
Und der Rudeli! Du ſtirbſt doch jezt nicht mehr, Großmutter!
Die Mutter. Thu doch nicht ſo, du Lieber! ich ſterbe ja gern; und werde denn auch zu einem lieben Vater kommen. Wenn du wuͤßteſt, Rudeli! wie es mich freut, daß ich bald zu ihm kommen ſoll, du wuͤrdeſt dich nicht ſo betruͤben.
Rudeli.
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Rudi. O ich Elender! (Er laͤuft geſchwind,
ſucht den Knaben und bringt ihn der Mutter an’s
Bett).
Die Mutter ſetzt ſich muͤhſelig zum letztenmal
auf, kehrt ſich gegen den Knaben, nimmt ſeine
beyden Haͤnde in ihre Arme und ſenkt das ſchwache
ſterbende Haupt hinab auf den Knaben.
Der Kleine weint laut — Großmutter! Was
willſt du? Du ſtirbſt doch nicht — ach ſtirb doch
nicht, Großmutter!
Sie antwortet gebrochen, Ja Rudeli! ich werde
gewiß bald ſterben.
Jeſus! ach mein Gott! ſtirb doch nicht Groß-
mutter, ſagt der Kleine.
Die Kranke verliert den Athem und muß ſich
niederlegen.
Der Knab und ſein Vater zerflieſſen in Thraͤ-
nen —
Sie erholt ſich aber bald wieder und ſagt: Es
iſt mir ſchon wieder beſſer, da ich jezt liege —
Und der Rudeli! Du ſtirbſt doch jezt nicht
mehr, Großmutter!
Die Mutter. Thu doch nicht ſo, du Lieber!
ich ſterbe ja gern; und werde denn auch zu einem
lieben Vater kommen. Wenn du wuͤßteſt, Rudeli!
wie es mich freut, daß ich bald zu ihm kommen
ſoll, du wuͤrdeſt dich nicht ſo betruͤben.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/119>, abgerufen am 15.08.2024.
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