sichtszüge so häufig vor, nirgends wird so oft wie in dieser das Schönheitsideal erreicht, welches übrigens auch bei anderen Racen das nämliche ist, denn Rohlfs1) bemerkt sehr bedeutsam, dass auch unter den Negern des Sudan eine Frau mit sogenannten kaukasi- schen Gesichtszügen als eine Schönheit gefeiert wird. Mit wenigen Ausnahmen sind die Sprachen aller mittelländischen Völker durch grammatische Geschlechter und einen hochentwickelten Formen- bau ausgezeichnet. Die Race selbst zerfällt wieder in den hami- tischen, den semitischen und den indoeuropäischen Stamm. Ver- einsamt stehen die Basken und unbestimmt bleiben noch etliche Völker im und am Kaukasus.
1. Die Hamiten.
Dieser Stamm erfüllt ganz Nordafrika bis zum Sudan, so wie die Küstengebiete Ostafrika's nördlich vom Aequator. Er theilt sich in drei Aeste, nämlich in die Berber, die Altägypter und die Ostafrikaner. Zu den Berbern gehören abgesehen von den aus- gestorbenen Guanchen oder Urbewohnern der Canarien die Libyer, Mauren, Numidier und Gaetulier der alten Geographen, welche letztere bereits den rechten Eigennamen aller dieser Völker, näm- lich Amaziken oder Maziken kannten, Amazigh oder Amazirgh bedeutet nämlich in den berberischen Sprachen die Freien oder Unabhängigen2). Nordafrika hat zwar viele andere Völker, vor- züglich semitische, aber auch nordeuropäische Eroberer aufge- nommen, dennoch konnte sich auf dem flachen Lande allenthalben der alte berberische Menschenschlag in voller Reinheit erhalten. In Marocco nennen sich die von arabischem Blut unvermischt gebliebenen Berber noch immer Masig, ihre Sprache aber das Schellah oder Tamasight3). Zu ihnen gehören zunächst die San- hadscha der westlichen Sahara, die Azanaguen der portugiesischen Entdecker. Das Mittelgebiet der grossen afrikanischen Wüste be- haupten dagegen die Tuareg, die sich selbst Imoschagh, ihre Sprache das Ta-Masheg (Mazikensprache) oder Ta-Mashigt nennen. In Algerien gehören zu den reinen Berbern die Kabylen der
1) Ergänzungsheft Nr. 34 zu Petermann's Mittheilungen. S. 48.
2)Movers, Das phönizische Alterthum. 2. Thl. S. 390--395.
3)Rohlfs, Erster Aufenthalt in Marokko. S. 56. S. 62.
Die mittelländische Race.
sichtszüge so häufig vor, nirgends wird so oft wie in dieser das Schönheitsideal erreicht, welches übrigens auch bei anderen Racen das nämliche ist, denn Rohlfs1) bemerkt sehr bedeutsam, dass auch unter den Negern des Sudan eine Frau mit sogenannten kaukasi- schen Gesichtszügen als eine Schönheit gefeiert wird. Mit wenigen Ausnahmen sind die Sprachen aller mittelländischen Völker durch grammatische Geschlechter und einen hochentwickelten Formen- bau ausgezeichnet. Die Race selbst zerfällt wieder in den hami- tischen, den semitischen und den indoeuropäischen Stamm. Ver- einsamt stehen die Basken und unbestimmt bleiben noch etliche Völker im und am Kaukasus.
1. Die Hamiten.
Dieser Stamm erfüllt ganz Nordafrika bis zum Sudan, so wie die Küstengebiete Ostafrika’s nördlich vom Aequator. Er theilt sich in drei Aeste, nämlich in die Berber, die Altägypter und die Ostafrikaner. Zu den Berbern gehören abgesehen von den aus- gestorbenen Guanchen oder Urbewohnern der Canarien die Libyer, Mauren, Numidier und Gaetulier der alten Geographen, welche letztere bereits den rechten Eigennamen aller dieser Völker, näm- lich Amaziken oder Maziken kannten, Amazigh oder Amazirgh bedeutet nämlich in den berberischen Sprachen die Freien oder Unabhängigen2). Nordafrika hat zwar viele andere Völker, vor- züglich semitische, aber auch nordeuropäische Eroberer aufge- nommen, dennoch konnte sich auf dem flachen Lande allenthalben der alte berberische Menschenschlag in voller Reinheit erhalten. In Marocco nennen sich die von arabischem Blut unvermischt gebliebenen Berber noch immer Masig, ihre Sprache aber das Schellah oder Tamasight3). Zu ihnen gehören zunächst die San- hadscha der westlichen Sahara, die Azanaguen der portugiesischen Entdecker. Das Mittelgebiet der grossen afrikanischen Wüste be- haupten dagegen die Tuareg, die sich selbst Imoschagh, ihre Sprache das Ta-Masheg (Mazikensprache) oder Ta-Mashigt nennen. In Algerien gehören zu den reinen Berbern die Kabylen der
1) Ergänzungsheft Nr. 34 zu Petermann’s Mittheilungen. S. 48.
2)Movers, Das phönizische Alterthum. 2. Thl. S. 390—395.
3)Rohlfs, Erster Aufenthalt in Marokko. S. 56. S. 62.
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Die mittelländische Race.
sichtszüge so häufig vor, nirgends wird so oft wie in dieser das
Schönheitsideal erreicht, welches übrigens auch bei anderen Racen
das nämliche ist, denn Rohlfs 1) bemerkt sehr bedeutsam, dass auch
unter den Negern des Sudan eine Frau mit sogenannten kaukasi-
schen Gesichtszügen als eine Schönheit gefeiert wird. Mit wenigen
Ausnahmen sind die Sprachen aller mittelländischen Völker durch
grammatische Geschlechter und einen hochentwickelten Formen-
bau ausgezeichnet. Die Race selbst zerfällt wieder in den hami-
tischen, den semitischen und den indoeuropäischen Stamm. Ver-
einsamt stehen die Basken und unbestimmt bleiben noch etliche
Völker im und am Kaukasus.
1. Die Hamiten.
Dieser Stamm erfüllt ganz Nordafrika bis zum Sudan, so wie
die Küstengebiete Ostafrika’s nördlich vom Aequator. Er theilt
sich in drei Aeste, nämlich in die Berber, die Altägypter und die
Ostafrikaner. Zu den Berbern gehören abgesehen von den aus-
gestorbenen Guanchen oder Urbewohnern der Canarien die Libyer,
Mauren, Numidier und Gaetulier der alten Geographen, welche
letztere bereits den rechten Eigennamen aller dieser Völker, näm-
lich Amaziken oder Maziken kannten, Amazigh oder Amazirgh
bedeutet nämlich in den berberischen Sprachen die Freien oder
Unabhängigen 2). Nordafrika hat zwar viele andere Völker, vor-
züglich semitische, aber auch nordeuropäische Eroberer aufge-
nommen, dennoch konnte sich auf dem flachen Lande allenthalben
der alte berberische Menschenschlag in voller Reinheit erhalten.
In Marocco nennen sich die von arabischem Blut unvermischt
gebliebenen Berber noch immer Masig, ihre Sprache aber das
Schellah oder Tamasight 3). Zu ihnen gehören zunächst die San-
hadscha der westlichen Sahara, die Azanaguen der portugiesischen
Entdecker. Das Mittelgebiet der grossen afrikanischen Wüste be-
haupten dagegen die Tuareg, die sich selbst Imoschagh, ihre
Sprache das Ta-Masheg (Mazikensprache) oder Ta-Mashigt nennen.
In Algerien gehören zu den reinen Berbern die Kabylen der
1) Ergänzungsheft Nr. 34 zu Petermann’s Mittheilungen. S. 48.
2) Movers, Das phönizische Alterthum. 2. Thl. S. 390—395.
3) Rohlfs, Erster Aufenthalt in Marokko. S. 56. S. 62.
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/536>, abgerufen am 04.03.2025.
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