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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die Neger.
endigend, aus welcher die Luft durch abwechselndes Emporziehen
und Einstossen der Beutel herausgepresst wird. Das Metall, im
Holzkohlenfeuer ausgeschmolzen, ist von vorzüglicher Güte, so dass
sehr viele Neger mit Recht ihre eigenen trefflichen Eisengeräthe
den englischen Einfuhren aus unreinem Metall vorziehen.

Da wo die Natur einem frühen Reifen der menschlichen Ge-
sellschaft hilfreich entgegenkam, sehen wir auch die ältesten
Culturheerde entstehen. Für die alte Welt lag ein solcher Brenn-
punkt in der wie durch gütige Vorsicht angelegten Planetenstelle
zwischen den geschwisterlichen Strömen Mesopotamiens und dem
Nil. Mit der Entfernung von dieser Lichtquelle hätten sich in
Afrika die Zustände verschlimmern sollen und die wirklich beobachte-
ten Erscheinungen bestätigen auch diese Voraussetzung im Grossen,
denn am Nil bis zu den ersten Naturhindernissen treffen wir in
ältesten Zeiten die höchsten Verfeinerungen, an der Südspitze des
Festlandes die niedrigsten Stufen menschlicher Gesellschaft.

So lange die Weltmeere nicht durch gesteigerte Seetüchtig-
keit überwältigt worden waren, was doch erst seit wenigen Jahr-
hunderten als völlig gelungen betrachtet werden darf, sassen die
alten Bewohner der atlantischen Ränder Afrika's ohne Nachbarn
im Rücken am Ende der Welt, oder wenigstens an der Grenze
des Unbetretbaren. Im Allgemeinen bewährt es sich daher, dass
im Innern Afrika's weit bessere Zustände gedeihen als an der at-
lantischen Küste. Erst seit etwa zwei Jahrhunderten haben stärkere
und begabtere Binnenstämme sich nach dem Meere vorgedrängt.
Die Portugiesen fanden in ganz Guinea nur sehr rohe Horden,
während binnenwärts am Niger bereits grosse Reiche zertrümmert
worden und auf ihren Trümmern verjüngte entstanden waren.
Noch jetzt gilt für die atlantische Seite Afrika's durchschnittlich der
Satz, dass der Binnenafrikaner höher steht als der Küstenafrikaner.
Bezüglich des Sudan brauchen wir nur an Rohlfs' lebendige Schil-
derungen zu erinnern 1), aber auch in Südafrika wiederholt sich
die gleiche Erscheinung. Die Negerreiche der Makololo, von Lunda,
des Mosilikatse, des Cazembe liegen alle weit binnenwärts, auch
erscheinen in Speke's und Grant's Berichten die Negerstaaten von
Karagwe und Uganda weit geordneter und günstiger als alles was
auf dem Wege dorthin und auf der Heimkehr beobachtet wurde.

1) Petermann's geogr. Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 25. S. 60.

Die Neger.
endigend, aus welcher die Luft durch abwechselndes Emporziehen
und Einstossen der Beutel herausgepresst wird. Das Metall, im
Holzkohlenfeuer ausgeschmolzen, ist von vorzüglicher Güte, so dass
sehr viele Neger mit Recht ihre eigenen trefflichen Eisengeräthe
den englischen Einfuhren aus unreinem Metall vorziehen.

Da wo die Natur einem frühen Reifen der menschlichen Ge-
sellschaft hilfreich entgegenkam, sehen wir auch die ältesten
Culturheerde entstehen. Für die alte Welt lag ein solcher Brenn-
punkt in der wie durch gütige Vorsicht angelegten Planetenstelle
zwischen den geschwisterlichen Strömen Mesopotamiens und dem
Nil. Mit der Entfernung von dieser Lichtquelle hätten sich in
Afrika die Zustände verschlimmern sollen und die wirklich beobachte-
ten Erscheinungen bestätigen auch diese Voraussetzung im Grossen,
denn am Nil bis zu den ersten Naturhindernissen treffen wir in
ältesten Zeiten die höchsten Verfeinerungen, an der Südspitze des
Festlandes die niedrigsten Stufen menschlicher Gesellschaft.

So lange die Weltmeere nicht durch gesteigerte Seetüchtig-
keit überwältigt worden waren, was doch erst seit wenigen Jahr-
hunderten als völlig gelungen betrachtet werden darf, sassen die
alten Bewohner der atlantischen Ränder Afrika’s ohne Nachbarn
im Rücken am Ende der Welt, oder wenigstens an der Grenze
des Unbetretbaren. Im Allgemeinen bewährt es sich daher, dass
im Innern Afrika’s weit bessere Zustände gedeihen als an der at-
lantischen Küste. Erst seit etwa zwei Jahrhunderten haben stärkere
und begabtere Binnenstämme sich nach dem Meere vorgedrängt.
Die Portugiesen fanden in ganz Guinea nur sehr rohe Horden,
während binnenwärts am Niger bereits grosse Reiche zertrümmert
worden und auf ihren Trümmern verjüngte entstanden waren.
Noch jetzt gilt für die atlantische Seite Afrika’s durchschnittlich der
Satz, dass der Binnenafrikaner höher steht als der Küstenafrikaner.
Bezüglich des Sudan brauchen wir nur an Rohlfs’ lebendige Schil-
derungen zu erinnern 1), aber auch in Südafrika wiederholt sich
die gleiche Erscheinung. Die Negerreiche der Makololo, von Lunda,
des Mosilikatse, des Cazembe liegen alle weit binnenwärts, auch
erscheinen in Speke’s und Grant’s Berichten die Negerstaaten von
Karagwe und Uganda weit geordneter und günstiger als alles was
auf dem Wege dorthin und auf der Heimkehr beobachtet wurde.

1) Petermann’s geogr. Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 25. S. 60.
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[509/0527] Die Neger. endigend, aus welcher die Luft durch abwechselndes Emporziehen und Einstossen der Beutel herausgepresst wird. Das Metall, im Holzkohlenfeuer ausgeschmolzen, ist von vorzüglicher Güte, so dass sehr viele Neger mit Recht ihre eigenen trefflichen Eisengeräthe den englischen Einfuhren aus unreinem Metall vorziehen. Da wo die Natur einem frühen Reifen der menschlichen Ge- sellschaft hilfreich entgegenkam, sehen wir auch die ältesten Culturheerde entstehen. Für die alte Welt lag ein solcher Brenn- punkt in der wie durch gütige Vorsicht angelegten Planetenstelle zwischen den geschwisterlichen Strömen Mesopotamiens und dem Nil. Mit der Entfernung von dieser Lichtquelle hätten sich in Afrika die Zustände verschlimmern sollen und die wirklich beobachte- ten Erscheinungen bestätigen auch diese Voraussetzung im Grossen, denn am Nil bis zu den ersten Naturhindernissen treffen wir in ältesten Zeiten die höchsten Verfeinerungen, an der Südspitze des Festlandes die niedrigsten Stufen menschlicher Gesellschaft. So lange die Weltmeere nicht durch gesteigerte Seetüchtig- keit überwältigt worden waren, was doch erst seit wenigen Jahr- hunderten als völlig gelungen betrachtet werden darf, sassen die alten Bewohner der atlantischen Ränder Afrika’s ohne Nachbarn im Rücken am Ende der Welt, oder wenigstens an der Grenze des Unbetretbaren. Im Allgemeinen bewährt es sich daher, dass im Innern Afrika’s weit bessere Zustände gedeihen als an der at- lantischen Küste. Erst seit etwa zwei Jahrhunderten haben stärkere und begabtere Binnenstämme sich nach dem Meere vorgedrängt. Die Portugiesen fanden in ganz Guinea nur sehr rohe Horden, während binnenwärts am Niger bereits grosse Reiche zertrümmert worden und auf ihren Trümmern verjüngte entstanden waren. Noch jetzt gilt für die atlantische Seite Afrika’s durchschnittlich der Satz, dass der Binnenafrikaner höher steht als der Küstenafrikaner. Bezüglich des Sudan brauchen wir nur an Rohlfs’ lebendige Schil- derungen zu erinnern 1), aber auch in Südafrika wiederholt sich die gleiche Erscheinung. Die Negerreiche der Makololo, von Lunda, des Mosilikatse, des Cazembe liegen alle weit binnenwärts, auch erscheinen in Speke’s und Grant’s Berichten die Negerstaaten von Karagwe und Uganda weit geordneter und günstiger als alles was auf dem Wege dorthin und auf der Heimkehr beobachtet wurde. 1) Petermann’s geogr. Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 25. S. 60.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/527>, abgerufen am 23.12.2024.