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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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VI.
DIE NEGER.

Die Neger bewohnen Afrika vom Südrande der Sahara an-
gefangen bis in die andere Halbkugel zu dem Gebiete der Hotten-
totten und Buschmänner, sowie vom atlantischen Meere bis zum
indischen Ocean, nur dass der äusserste Osten ihres Welttheiles
von eingedrungenen Hamiten und Semiten ihnen abgerungen
worden ist. Die meisten Neger tragen hohe und schmale Schädel.
Die mittleren Procentsätze der Breite beginnen nach Welcker bei
68 und erheben sich bis 71, sinken in einzelnen Fällen unter 63
und steigen in anderen bis 78 herauf. Die Schwankungen ge-
niessen einen solchen Spielraum, dass Barnard Davis 1) unter 18
Köpfen des äquatorialen Afrika nicht weniger als vier Breitschädel
fand. Bei der Mehrzahl gesellt sich dazu ein Vortreten des Ober-
kiefers und eine schiefe Stellung der Zähne, doch gibt es wiederum
ganze Völkerschaften, die völlig mesognath sind. Einer gehässigen
Schule von Völkerkundigen war der Neger zum Inbegriff alles
Rohen und Thierartigen geworden. Jede Entwicklungsfähigkeit
suchte sie ihm abzustreiten, ja seine Menschenähnlichkeit in Zweifel
zu ziehen. Der Neger, wie ihn das Lehrbuch erforderte, vereinigte
mit einem eirunden Schädel, einer flachen Stirn und einer Schnauzen-
form wulstige Lippen, eine breitgequetschte Nase, kurzes ge-
kräuseltes Haar, fälschlich Wolle genannt, schwärzliche oder
schwarze Hautfarbe, lange Arme, dünne Ober-, wadenlose Unter-
schenkel, allzu stark verlängerte Fersenbeine und Plattfüsse. Den
vollen Zubehör dieser Hässlichkeit besitzt wohl kein einziger
afrikanischer Stamm 2). Die Hautfarbe durchläuft vielmehr alle

1) The saurus craniorum. p. 210.
2) Der typische Neger, sagt Winwood Reade (Savage Africa, p. 516) ist
selbst unter Negern eine seltene Spielart.
Peschel, Völkerkunde. 32
VI.
DIE NEGER.

Die Neger bewohnen Afrika vom Südrande der Sahara an-
gefangen bis in die andere Halbkugel zu dem Gebiete der Hotten-
totten und Buschmänner, sowie vom atlantischen Meere bis zum
indischen Ocean, nur dass der äusserste Osten ihres Welttheiles
von eingedrungenen Hamiten und Semiten ihnen abgerungen
worden ist. Die meisten Neger tragen hohe und schmale Schädel.
Die mittleren Procentsätze der Breite beginnen nach Welcker bei
68 und erheben sich bis 71, sinken in einzelnen Fällen unter 63
und steigen in anderen bis 78 herauf. Die Schwankungen ge-
niessen einen solchen Spielraum, dass Barnard Davis 1) unter 18
Köpfen des äquatorialen Afrika nicht weniger als vier Breitschädel
fand. Bei der Mehrzahl gesellt sich dazu ein Vortreten des Ober-
kiefers und eine schiefe Stellung der Zähne, doch gibt es wiederum
ganze Völkerschaften, die völlig mesognath sind. Einer gehässigen
Schule von Völkerkundigen war der Neger zum Inbegriff alles
Rohen und Thierartigen geworden. Jede Entwicklungsfähigkeit
suchte sie ihm abzustreiten, ja seine Menschenähnlichkeit in Zweifel
zu ziehen. Der Neger, wie ihn das Lehrbuch erforderte, vereinigte
mit einem eirunden Schädel, einer flachen Stirn und einer Schnauzen-
form wulstige Lippen, eine breitgequetschte Nase, kurzes ge-
kräuseltes Haar, fälschlich Wolle genannt, schwärzliche oder
schwarze Hautfarbe, lange Arme, dünne Ober-, wadenlose Unter-
schenkel, allzu stark verlängerte Fersenbeine und Plattfüsse. Den
vollen Zubehör dieser Hässlichkeit besitzt wohl kein einziger
afrikanischer Stamm 2). Die Hautfarbe durchläuft vielmehr alle

1) The saurus craniorum. p. 210.
2) Der typische Neger, sagt Winwood Reade (Savage Africa, p. 516) ist
selbst unter Negern eine seltene Spielart.
Peschel, Völkerkunde. 32
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[[497]/0515] VI. DIE NEGER. Die Neger bewohnen Afrika vom Südrande der Sahara an- gefangen bis in die andere Halbkugel zu dem Gebiete der Hotten- totten und Buschmänner, sowie vom atlantischen Meere bis zum indischen Ocean, nur dass der äusserste Osten ihres Welttheiles von eingedrungenen Hamiten und Semiten ihnen abgerungen worden ist. Die meisten Neger tragen hohe und schmale Schädel. Die mittleren Procentsätze der Breite beginnen nach Welcker bei 68 und erheben sich bis 71, sinken in einzelnen Fällen unter 63 und steigen in anderen bis 78 herauf. Die Schwankungen ge- niessen einen solchen Spielraum, dass Barnard Davis 1) unter 18 Köpfen des äquatorialen Afrika nicht weniger als vier Breitschädel fand. Bei der Mehrzahl gesellt sich dazu ein Vortreten des Ober- kiefers und eine schiefe Stellung der Zähne, doch gibt es wiederum ganze Völkerschaften, die völlig mesognath sind. Einer gehässigen Schule von Völkerkundigen war der Neger zum Inbegriff alles Rohen und Thierartigen geworden. Jede Entwicklungsfähigkeit suchte sie ihm abzustreiten, ja seine Menschenähnlichkeit in Zweifel zu ziehen. Der Neger, wie ihn das Lehrbuch erforderte, vereinigte mit einem eirunden Schädel, einer flachen Stirn und einer Schnauzen- form wulstige Lippen, eine breitgequetschte Nase, kurzes ge- kräuseltes Haar, fälschlich Wolle genannt, schwärzliche oder schwarze Hautfarbe, lange Arme, dünne Ober-, wadenlose Unter- schenkel, allzu stark verlängerte Fersenbeine und Plattfüsse. Den vollen Zubehör dieser Hässlichkeit besitzt wohl kein einziger afrikanischer Stamm 2). Die Hautfarbe durchläuft vielmehr alle 1) The saurus craniorum. p. 210. 2) Der typische Neger, sagt Winwood Reade (Savage Africa, p. 516) ist selbst unter Negern eine seltene Spielart. Peschel, Völkerkunde. 32

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. [497]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/515>, abgerufen am 19.11.2024.