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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die amerikanische Urbevölkerung.
Staaten und selten im Westen des Mississippi, erstrecken sich
aber vom Oberlaufe des Missouri und den grossen Seen nach
Süden auf beiden Abhängen der Alleghanies bis nach Florida.
Am allerdichtesten finden sich solche Reste am Ohio. Die Mehr-
zahl der Alterthumskenner schrieb sie früher und schreibt sie
noch jetzt einem ausgestorbenen Volke von Hügelbauern (mound-
builders)
zu, das sie entweder von Mexico nach dem Nordosten
oder vom Nordosten nach Mexico wandern lassen. Wären jene
Baudenkmäler nichts anderes als ein Culturstrahl der nahuatla-
kischen Gesittung gewesen, so müssten die Verschanzungen immer
häufiger werden, je mehr man sich dem Hochlande von Anahuac
näherte, aber gerade in Texas verlieren sich ihre Spuren, und
dort wie im mexicanischen Chihuahua sassen auch nach Cabeza
de Vaca's 1) Mittheilungen äusserst rohe und halb verhungerte
Stämme, die sich von Fischen, Wurzeln und den Früchten der
Feigendisteln (Opuntia tuna) ernährten. Die Beschreibungen der
Spanier von den verschanzten Ortschaften der Indianer in den
ehemaligen Sklavenstaaten und das Bild, welches uns Jacques
Cartier 2) von der Irokesenstadt Hochelaga, jetzt Montreal in Ca-
nada, entworfen hat, entsprechen genügend den Vorstellungen
von jenen Erdwerken, wie wir sie aus den zahlreichen Grund-
rissen und Querschnitten in Schoolcraft's umfangreichem Werke
über die Alterthümer der Vereinigten Staaten uns bilden können.
Wir theilen deshalb vollständig die Ansicht Samuel F. Haven's 3),
der in den Vorfahren der jetzigen Indianer die Urheber jener
Baureste vermuthet und der uns nachgewiesen hat, dass noch
im Jahre 1800 ein Schutthügel (mound) über der Leiche eines
Omahahäuptlings errichtet wurde, sowie dass am obern Missouri von
Lewis und Clarke eine ganze Reihe frischer Schanzwerke ange-
troffen worden sind. Wohl haben Europäer nicht mehr beobachtet,
dass die rothen Jäger Bauten errichteten, wie den walled lake, eine
künstliche Anspannung von Wasser zu Berieselungszwecken, in
der Grafschaft Wight (Jowa) 4); allein Charlevoix 5) unterrichtet

1) Ramusio, Navigationi et viaggi. Venetia 1606. tom. III. fol. 266. verso.
2) Relation originale de Jacques Cartier. (Zweite Reise.) ed. d'Avezac.
Paris 1863. p. 23 sq.
3) Archaeology of the United States. s. l. 1855. p. 157.
4) Kapp, Vergleichende Erdkunde. 2. Aufl. S. 615.
5) Nouvelle France. tom. III. p. 335.

Die amerikanische Urbevölkerung.
Staaten und selten im Westen des Mississippi, erstrecken sich
aber vom Oberlaufe des Missouri und den grossen Seen nach
Süden auf beiden Abhängen der Alleghanies bis nach Florida.
Am allerdichtesten finden sich solche Reste am Ohio. Die Mehr-
zahl der Alterthumskenner schrieb sie früher und schreibt sie
noch jetzt einem ausgestorbenen Volke von Hügelbauern (mound-
builders)
zu, das sie entweder von Mexico nach dem Nordosten
oder vom Nordosten nach Mexico wandern lassen. Wären jene
Baudenkmäler nichts anderes als ein Culturstrahl der nahuatla-
kischen Gesittung gewesen, so müssten die Verschanzungen immer
häufiger werden, je mehr man sich dem Hochlande von Anáhuac
näherte, aber gerade in Texas verlieren sich ihre Spuren, und
dort wie im mexicanischen Chihuahua sassen auch nach Cabeza
de Vaca’s 1) Mittheilungen äusserst rohe und halb verhungerte
Stämme, die sich von Fischen, Wurzeln und den Früchten der
Feigendisteln (Opuntia tuna) ernährten. Die Beschreibungen der
Spanier von den verschanzten Ortschaften der Indianer in den
ehemaligen Sklavenstaaten und das Bild, welches uns Jacques
Cartier 2) von der Irokesenstadt Hochelaga, jetzt Montreal in Ca-
nada, entworfen hat, entsprechen genügend den Vorstellungen
von jenen Erdwerken, wie wir sie aus den zahlreichen Grund-
rissen und Querschnitten in Schoolcraft’s umfangreichem Werke
über die Alterthümer der Vereinigten Staaten uns bilden können.
Wir theilen deshalb vollständig die Ansicht Samuel F. Haven’s 3),
der in den Vorfahren der jetzigen Indianer die Urheber jener
Baureste vermuthet und der uns nachgewiesen hat, dass noch
im Jahre 1800 ein Schutthügel (mound) über der Leiche eines
Omahahäuptlings errichtet wurde, sowie dass am obern Missouri von
Lewis und Clarke eine ganze Reihe frischer Schanzwerke ange-
troffen worden sind. Wohl haben Europäer nicht mehr beobachtet,
dass die rothen Jäger Bauten errichteten, wie den walled lake, eine
künstliche Anspannung von Wasser zu Berieselungszwecken, in
der Grafschaft Wight (Jowa) 4); allein Charlevoix 5) unterrichtet

1) Ramusio, Navigationi et viaggi. Venetia 1606. tom. III. fol. 266. verso.
2) Relation originale de Jacques Cartier. (Zweite Reise.) ed. d’Avezac.
Paris 1863. p. 23 sq.
3) Archaeology of the United States. s. l. 1855. p. 157.
4) Kapp, Vergleichende Erdkunde. 2. Aufl. S. 615.
5) Nouvelle France. tom. III. p. 335.
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[455/0473] Die amerikanische Urbevölkerung. Staaten und selten im Westen des Mississippi, erstrecken sich aber vom Oberlaufe des Missouri und den grossen Seen nach Süden auf beiden Abhängen der Alleghanies bis nach Florida. Am allerdichtesten finden sich solche Reste am Ohio. Die Mehr- zahl der Alterthumskenner schrieb sie früher und schreibt sie noch jetzt einem ausgestorbenen Volke von Hügelbauern (mound- builders) zu, das sie entweder von Mexico nach dem Nordosten oder vom Nordosten nach Mexico wandern lassen. Wären jene Baudenkmäler nichts anderes als ein Culturstrahl der nahuatla- kischen Gesittung gewesen, so müssten die Verschanzungen immer häufiger werden, je mehr man sich dem Hochlande von Anáhuac näherte, aber gerade in Texas verlieren sich ihre Spuren, und dort wie im mexicanischen Chihuahua sassen auch nach Cabeza de Vaca’s 1) Mittheilungen äusserst rohe und halb verhungerte Stämme, die sich von Fischen, Wurzeln und den Früchten der Feigendisteln (Opuntia tuna) ernährten. Die Beschreibungen der Spanier von den verschanzten Ortschaften der Indianer in den ehemaligen Sklavenstaaten und das Bild, welches uns Jacques Cartier 2) von der Irokesenstadt Hochelaga, jetzt Montreal in Ca- nada, entworfen hat, entsprechen genügend den Vorstellungen von jenen Erdwerken, wie wir sie aus den zahlreichen Grund- rissen und Querschnitten in Schoolcraft’s umfangreichem Werke über die Alterthümer der Vereinigten Staaten uns bilden können. Wir theilen deshalb vollständig die Ansicht Samuel F. Haven’s 3), der in den Vorfahren der jetzigen Indianer die Urheber jener Baureste vermuthet und der uns nachgewiesen hat, dass noch im Jahre 1800 ein Schutthügel (mound) über der Leiche eines Omahahäuptlings errichtet wurde, sowie dass am obern Missouri von Lewis und Clarke eine ganze Reihe frischer Schanzwerke ange- troffen worden sind. Wohl haben Europäer nicht mehr beobachtet, dass die rothen Jäger Bauten errichteten, wie den walled lake, eine künstliche Anspannung von Wasser zu Berieselungszwecken, in der Grafschaft Wight (Jowa) 4); allein Charlevoix 5) unterrichtet 1) Ramusio, Navigationi et viaggi. Venetia 1606. tom. III. fol. 266. verso. 2) Relation originale de Jacques Cartier. (Zweite Reise.) ed. d’Avezac. Paris 1863. p. 23 sq. 3) Archaeology of the United States. s. l. 1855. p. 157. 4) Kapp, Vergleichende Erdkunde. 2. Aufl. S. 615. 5) Nouvelle France. tom. III. p. 335.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/473>, abgerufen am 23.12.2024.