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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die australischen und asiatischen Papuanen.

Während die Bewohner der Inseln an der neuguineischen
Küste, wie Wageu und Misole, ferner der Aru- und Kei-Gruppe,
sowie von Larat und Timorlaut von Wallace noch zu den reinen
Papuanen gerechnet werden 1), finden wir auf den westlicher lie-
genden Inseln, auf der Molukkengruppe mit Halmahera, den
Banda-Inseln, der östlichen Hälfte von Floris, ferner auf Pulo
Tschindana und auf allen Inseln, die östlich von den letztge-
nannten liegen, Reste einer Urbevölkerung, stark vermischt mit
malayischem Blut, die der papuanischen Race angehört haben.
Weit schwieriger ist die Stellung der Urbevölkerung auf den Phi-
lippinen sowie auf denjenigen Inseln zu bestimmen, die aus geo-
logischen Gründen zu Asien und nicht mehr zu Australien zu
rechnen sind 2). Wir bezeichnen sie nicht, wie dies häufig ge-
schieht, als Melanesier, Alfuren, Harafuren, Negritos oder Austral-
neger, denn alle diese Benennungen sind durch schwankenden
Gebrauch so zweideutig geworden, dass die Völkerkunde, wenn
sie sich eine klare Sprache aneignen will, sie streng verpönen
muss. Es werden uns nämlich auf der Insel Celebes Alfuren be-
schrieben 3), die nach den mitgetheilten Körpermerkmalen deutlich
als Malayen zu erkennen sind und es hat sich im niederländischen
Indien der Sprachgebrauch verbreitet, unter Alfuren nur soge-
nannte Wilde zu verstehen, auch wenn über ihre malayische
Abkunft, wie bei den Batta Sumatra's und bei den Dayaken
Borneo's, gar kein Zweifel besteht 4). Deshalb nennen wir die
Reste der Urbevölkerung auf jenen Inselgebieten asiatische Pa-
puanen. Zu ihnen gehören die Aeta der Philippinen, die noch
völlig rein ihre Racenmerkmale bewahrt haben, doch gilt dies nur
von den wenig zahlreichen Banden an der Ostküste des nörd-
ichen Luzon. Karl Semper fand dort die Körpergrösse bei den
Männern durchschnittlich 4 F. 7 Zoll (par.), bei den Weibern 4'
4". Mit den australischen Papuanen haben sie die "glanzlose
wollig-krause Haarkrone", die flache unten breite Nase gemein.
Ihre Körperfarbe ist nicht, wie der malayische Name Aeta es er-

1) Der Malayische Archipel. Bd. 1. S. 415.
2) Ueber die Naturgrenze zwischen Asien und Australien s. Peschel,
Neue Probleme der vergl. Erdkunde. Leipzig 1869. S. 26.
3) Waitz 'Anthropologie. Bd. 5. S. 103.
4) Riedel, in der Zeitschrift für Ethnologie. 1871. S. 364.
Die australischen und asiatischen Papuanen.

Während die Bewohner der Inseln an der neuguineischen
Küste, wie Wageu und Misole, ferner der Aru- und Kei-Gruppe,
sowie von Larat und Timorlaut von Wallace noch zu den reinen
Papuanen gerechnet werden 1), finden wir auf den westlicher lie-
genden Inseln, auf der Molukkengruppe mit Halmahera, den
Banda-Inseln, der östlichen Hälfte von Floris, ferner auf Pulo
Tschindana und auf allen Inseln, die östlich von den letztge-
nannten liegen, Reste einer Urbevölkerung, stark vermischt mit
malayischem Blut, die der papuanischen Race angehört haben.
Weit schwieriger ist die Stellung der Urbevölkerung auf den Phi-
lippinen sowie auf denjenigen Inseln zu bestimmen, die aus geo-
logischen Gründen zu Asien und nicht mehr zu Australien zu
rechnen sind 2). Wir bezeichnen sie nicht, wie dies häufig ge-
schieht, als Melanesier, Alfuren, Harafuren, Negritos oder Austral-
neger, denn alle diese Benennungen sind durch schwankenden
Gebrauch so zweideutig geworden, dass die Völkerkunde, wenn
sie sich eine klare Sprache aneignen will, sie streng verpönen
muss. Es werden uns nämlich auf der Insel Celebes Alfuren be-
schrieben 3), die nach den mitgetheilten Körpermerkmalen deutlich
als Malayen zu erkennen sind und es hat sich im niederländischen
Indien der Sprachgebrauch verbreitet, unter Alfuren nur soge-
nannte Wilde zu verstehen, auch wenn über ihre malayische
Abkunft, wie bei den Batta Sumatra’s und bei den Dayaken
Borneo’s, gar kein Zweifel besteht 4). Deshalb nennen wir die
Reste der Urbevölkerung auf jenen Inselgebieten asiatische Pa-
puanen. Zu ihnen gehören die Aëta der Philippinen, die noch
völlig rein ihre Racenmerkmale bewahrt haben, doch gilt dies nur
von den wenig zahlreichen Banden an der Ostküste des nörd-
ichen Luzon. Karl Semper fand dort die Körpergrösse bei den
Männern durchschnittlich 4 F. 7 Zoll (par.), bei den Weibern 4′
4″. Mit den australischen Papuanen haben sie die „glanzlose
wollig-krause Haarkrone“, die flache unten breite Nase gemein.
Ihre Körperfarbe ist nicht, wie der malayische Name Aëta es er-

1) Der Malayische Archipel. Bd. 1. S. 415.
2) Ueber die Naturgrenze zwischen Asien und Australien s. Peschel,
Neue Probleme der vergl. Erdkunde. Leipzig 1869. S. 26.
3) Waitz ‘Anthropologie. Bd. 5. S. 103.
4) Riedel, in der Zeitschrift für Ethnologie. 1871. S. 364.
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[360/0378] Die australischen und asiatischen Papuanen. Während die Bewohner der Inseln an der neuguineischen Küste, wie Wageu und Misole, ferner der Aru- und Kei-Gruppe, sowie von Larat und Timorlaut von Wallace noch zu den reinen Papuanen gerechnet werden 1), finden wir auf den westlicher lie- genden Inseln, auf der Molukkengruppe mit Halmahera, den Banda-Inseln, der östlichen Hälfte von Floris, ferner auf Pulo Tschindana und auf allen Inseln, die östlich von den letztge- nannten liegen, Reste einer Urbevölkerung, stark vermischt mit malayischem Blut, die der papuanischen Race angehört haben. Weit schwieriger ist die Stellung der Urbevölkerung auf den Phi- lippinen sowie auf denjenigen Inseln zu bestimmen, die aus geo- logischen Gründen zu Asien und nicht mehr zu Australien zu rechnen sind 2). Wir bezeichnen sie nicht, wie dies häufig ge- schieht, als Melanesier, Alfuren, Harafuren, Negritos oder Austral- neger, denn alle diese Benennungen sind durch schwankenden Gebrauch so zweideutig geworden, dass die Völkerkunde, wenn sie sich eine klare Sprache aneignen will, sie streng verpönen muss. Es werden uns nämlich auf der Insel Celebes Alfuren be- schrieben 3), die nach den mitgetheilten Körpermerkmalen deutlich als Malayen zu erkennen sind und es hat sich im niederländischen Indien der Sprachgebrauch verbreitet, unter Alfuren nur soge- nannte Wilde zu verstehen, auch wenn über ihre malayische Abkunft, wie bei den Batta Sumatra’s und bei den Dayaken Borneo’s, gar kein Zweifel besteht 4). Deshalb nennen wir die Reste der Urbevölkerung auf jenen Inselgebieten asiatische Pa- puanen. Zu ihnen gehören die Aëta der Philippinen, die noch völlig rein ihre Racenmerkmale bewahrt haben, doch gilt dies nur von den wenig zahlreichen Banden an der Ostküste des nörd- ichen Luzon. Karl Semper fand dort die Körpergrösse bei den Männern durchschnittlich 4 F. 7 Zoll (par.), bei den Weibern 4′ 4″. Mit den australischen Papuanen haben sie die „glanzlose wollig-krause Haarkrone“, die flache unten breite Nase gemein. Ihre Körperfarbe ist nicht, wie der malayische Name Aëta es er- 1) Der Malayische Archipel. Bd. 1. S. 415. 2) Ueber die Naturgrenze zwischen Asien und Australien s. Peschel, Neue Probleme der vergl. Erdkunde. Leipzig 1869. S. 26. 3) Waitz ‘Anthropologie. Bd. 5. S. 103. 4) Riedel, in der Zeitschrift für Ethnologie. 1871. S. 364.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/378>, abgerufen am 23.12.2024.