Osiris zu andern Ehren auch noch den Ruhm häuften, die Men- schen zur Bestellung der Saaten angeleitet zu haben. Mit dem ersten Pflanzenbau, selbst wenn er nur von Wanderhorden am Sommerlagerplatz betrieben wird, sind alle künftigen Fortschritte im Keime gegeben, denn der Mensch hört auf, als Almosen- empfänger in den Wild- und Wurzelgärten der Natur von der Laune und dem Zufall des Tages abzuhängen, und weil die An- strengung der Jagd seine Kräfte nicht gänzlich erschöpft, bleibt ihm noch Zeit, über besseres nachzusinnen. Die hohen geistigen Anlagen, die man bei vielen Jägerstämmen antrifft, werden näm- lich durch die Jagd selbst vollständig erschöpft, da sie scharf und beständig auf die äusserliche Beobachtung der Natur des Wildes wie des Reviers gerichtet bleiben müssen, auch ermüdet dieser Nahrungserwerb den Menschen zugleich körperlich. Ehe er nicht auf eine andere Ernährungsweise verfällt, ist an eine geistige Ent- wickelung, die stets eine physische Ruhe erfordert, nicht zu denken.
Die Australier.
Osiris zu andern Ehren auch noch den Ruhm häuften, die Men- schen zur Bestellung der Saaten angeleitet zu haben. Mit dem ersten Pflanzenbau, selbst wenn er nur von Wanderhorden am Sommerlagerplatz betrieben wird, sind alle künftigen Fortschritte im Keime gegeben, denn der Mensch hört auf, als Almosen- empfänger in den Wild- und Wurzelgärten der Natur von der Laune und dem Zufall des Tages abzuhängen, und weil die An- strengung der Jagd seine Kräfte nicht gänzlich erschöpft, bleibt ihm noch Zeit, über besseres nachzusinnen. Die hohen geistigen Anlagen, die man bei vielen Jägerstämmen antrifft, werden näm- lich durch die Jagd selbst vollständig erschöpft, da sie scharf und beständig auf die äusserliche Beobachtung der Natur des Wildes wie des Reviers gerichtet bleiben müssen, auch ermüdet dieser Nahrungserwerb den Menschen zugleich körperlich. Ehe er nicht auf eine andere Ernährungsweise verfällt, ist an eine geistige Ent- wickelung, die stets eine physische Ruhe erfordert, nicht zu denken.
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Die Australier.
Osiris zu andern Ehren auch noch den Ruhm häuften, die Men-
schen zur Bestellung der Saaten angeleitet zu haben. Mit dem
ersten Pflanzenbau, selbst wenn er nur von Wanderhorden am
Sommerlagerplatz betrieben wird, sind alle künftigen Fortschritte
im Keime gegeben, denn der Mensch hört auf, als Almosen-
empfänger in den Wild- und Wurzelgärten der Natur von der
Laune und dem Zufall des Tages abzuhängen, und weil die An-
strengung der Jagd seine Kräfte nicht gänzlich erschöpft, bleibt
ihm noch Zeit, über besseres nachzusinnen. Die hohen geistigen
Anlagen, die man bei vielen Jägerstämmen antrifft, werden näm-
lich durch die Jagd selbst vollständig erschöpft, da sie scharf und
beständig auf die äusserliche Beobachtung der Natur des Wildes
wie des Reviers gerichtet bleiben müssen, auch ermüdet dieser
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/375>, abgerufen am 22.12.2024.
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