gebornen zusammen. Ebenso sahen Burke und Wills1) am 5. Ja- nuar 1861 kurz bevor sie den Wendekreis berührten, frische Spuren von Eingebornen, denen sie weiter nördlich dann wirklich be- gegneten.
Abgesehen von den Bewohnern der Carpentaria-Halb- insel, finden wir die Stämme des übrigen Festlandes auf sehr verschiedenen Stufen der Gesittung, wie sie denn auch physisch sich wesentlich unterscheiden. Bisher galten uns die Jammergestalten am King George-Sund an der Südwestecke des Festlandes, welche Dumont d'Urville hatte abbilden lassen, als Muster der australischen Menschen, die wir uns abgezehrt bis auf das Knochengerüste, mit schmalen Becken selbst bei Frauen, dünnen, schwächlichen Gliedmassen und aufgeschwelltem Unter- leib vorzustellen pflegten. Im Innern des Festlandes aber bessert sich nach den Aeusserungen aller Entdecker der Typus. Mac Kinlay2) fand in dem Seengebiet an der Nordostgrenze Süd- australiens die schönsten Stämme, die er je auf dem Festland ge- sehen hatte. Landsborough3) stiess im April 1862 unter 23° s. Br. weit von der Küste am Thompson-River und Stuart4) im Norden auf Eingeborne, die beide fast mit denselben Worten als stattliche und urkräftige Erscheinungen schildern. Ebenso werden die Stämme an den Küsten von Queensland als gut gebaut und stark gegliedert von dortigen Ansiedlern uns beschrieben. Was aber die gesell- schaftliche Entwickelung betrifft, so nimmt sie sichtlich ab, zugleich von Nord nach Süd, wie von Ost nach West, d. h. von Cap York, dem Punkte, welcher noch am meisten an einer Verbindung mit der alten Welt festgehalten hat, wird die Lebensweise, der sich die Eingebornen unterwerfen, immer niedriger. So besassen vor Einführung der papuanischen Piroguen die Stämme der Carpen- taria-Halbinsel von alter Zeit her schon Fahrzeuge, wenn auch die besten Muster davon sich höchstens nur mit den Rindenkähnen der nordamerikanischen Rothhäute messen konnten. An der Ost- küste von Queensland vermochten die Beobachter an Bord der Fly südlich von Rockingham-Bay (18° 5' S. Br.) keine derartigen
1)Petermann's Mittheilungen. 1862. S. 74.
2) Journal of the R. Geogr. Soc. London 1863 vol. XXXIII. p. 30.
3) l. c. p. 113.
4) l. c. vol. XXXII. p. 355.
Die Australier.
gebornen zusammen. Ebenso sahen Burke und Wills1) am 5. Ja- nuar 1861 kurz bevor sie den Wendekreis berührten, frische Spuren von Eingebornen, denen sie weiter nördlich dann wirklich be- gegneten.
Abgesehen von den Bewohnern der Carpentaria-Halb- insel, finden wir die Stämme des übrigen Festlandes auf sehr verschiedenen Stufen der Gesittung, wie sie denn auch physisch sich wesentlich unterscheiden. Bisher galten uns die Jammergestalten am King George-Sund an der Südwestecke des Festlandes, welche Dumont d’Urville hatte abbilden lassen, als Muster der australischen Menschen, die wir uns abgezehrt bis auf das Knochengerüste, mit schmalen Becken selbst bei Frauen, dünnen, schwächlichen Gliedmassen und aufgeschwelltem Unter- leib vorzustellen pflegten. Im Innern des Festlandes aber bessert sich nach den Aeusserungen aller Entdecker der Typus. Mac Kinlay2) fand in dem Seengebiet an der Nordostgrenze Süd- australiens die schönsten Stämme, die er je auf dem Festland ge- sehen hatte. Landsborough3) stiess im April 1862 unter 23° s. Br. weit von der Küste am Thompson-River und Stuart4) im Norden auf Eingeborne, die beide fast mit denselben Worten als stattliche und urkräftige Erscheinungen schildern. Ebenso werden die Stämme an den Küsten von Queensland als gut gebaut und stark gegliedert von dortigen Ansiedlern uns beschrieben. Was aber die gesell- schaftliche Entwickelung betrifft, so nimmt sie sichtlich ab, zugleich von Nord nach Süd, wie von Ost nach West, d. h. von Cap York, dem Punkte, welcher noch am meisten an einer Verbindung mit der alten Welt festgehalten hat, wird die Lebensweise, der sich die Eingebornen unterwerfen, immer niedriger. So besassen vor Einführung der papuanischen Piroguen die Stämme der Carpen- taria-Halbinsel von alter Zeit her schon Fahrzeuge, wenn auch die besten Muster davon sich höchstens nur mit den Rindenkähnen der nordamerikanischen Rothhäute messen konnten. An der Ost- küste von Queensland vermochten die Beobachter an Bord der Fly südlich von Rockingham-Bay (18° 5′ S. Br.) keine derartigen
1)Petermann’s Mittheilungen. 1862. S. 74.
2) Journal of the R. Geogr. Soc. London 1863 vol. XXXIII. p. 30.
3) l. c. p. 113.
4) l. c. vol. XXXII. p. 355.
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Die Australier.
gebornen zusammen. Ebenso sahen Burke und Wills 1) am 5. Ja-
nuar 1861 kurz bevor sie den Wendekreis berührten, frische Spuren
von Eingebornen, denen sie weiter nördlich dann wirklich be-
gegneten.
Abgesehen von den Bewohnern der Carpentaria-Halb-
insel, finden wir die Stämme des übrigen Festlandes auf
sehr verschiedenen Stufen der Gesittung, wie sie denn auch
physisch sich wesentlich unterscheiden. Bisher galten uns die
Jammergestalten am King George-Sund an der Südwestecke des
Festlandes, welche Dumont d’Urville hatte abbilden lassen, als
Muster der australischen Menschen, die wir uns abgezehrt bis auf
das Knochengerüste, mit schmalen Becken selbst bei Frauen,
dünnen, schwächlichen Gliedmassen und aufgeschwelltem Unter-
leib vorzustellen pflegten. Im Innern des Festlandes aber bessert
sich nach den Aeusserungen aller Entdecker der Typus. Mac
Kinlay 2) fand in dem Seengebiet an der Nordostgrenze Süd-
australiens die schönsten Stämme, die er je auf dem Festland ge-
sehen hatte. Landsborough 3) stiess im April 1862 unter 23° s. Br. weit
von der Küste am Thompson-River und Stuart 4) im Norden auf
Eingeborne, die beide fast mit denselben Worten als stattliche und
urkräftige Erscheinungen schildern. Ebenso werden die Stämme an
den Küsten von Queensland als gut gebaut und stark gegliedert
von dortigen Ansiedlern uns beschrieben. Was aber die gesell-
schaftliche Entwickelung betrifft, so nimmt sie sichtlich ab, zugleich
von Nord nach Süd, wie von Ost nach West, d. h. von Cap York,
dem Punkte, welcher noch am meisten an einer Verbindung mit
der alten Welt festgehalten hat, wird die Lebensweise, der sich
die Eingebornen unterwerfen, immer niedriger. So besassen vor
Einführung der papuanischen Piroguen die Stämme der Carpen-
taria-Halbinsel von alter Zeit her schon Fahrzeuge, wenn auch
die besten Muster davon sich höchstens nur mit den Rindenkähnen
der nordamerikanischen Rothhäute messen konnten. An der Ost-
küste von Queensland vermochten die Beobachter an Bord der
Fly südlich von Rockingham-Bay (18° 5′ S. Br.) keine derartigen
1) Petermann’s Mittheilungen. 1862. S. 74.
2) Journal of the R. Geogr. Soc. London 1863 vol. XXXIII. p. 30.
3) l. c. p. 113.
4) l. c. vol. XXXII. p. 355.
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/366>, abgerufen am 23.12.2024.
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