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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Der Islam. -- Die Zone der Religionsstifter.
Negern die christliche Lehre dem Islam unterliegt1). Erobernd
tritt diese Lehre neuerdings auch in China auf. Dorthin hatte sie
sich frühzeitig verbreitet, theils über Kaschgarien und die frucht-
baren Striche am Südabhange des Thianschan, theils zur See den
grossen morgenländischen Handelsstrassen folgend nach den Küsten-
plätzen, bis gegen das Ende des neunten Jahrhunderts mit dem
Sturze der Thang-Dynastie eine Fremdenverfolgung und Aus-
rottung der Mohammedaner eintrat2). Eben jetzt hat sich aber
im Südwesten des himmlischen Reiches in Talifu unter muhamme-
danischen Chinesen ein Herrscher aufgeworfen und ein Stück der
Provinz Yünnan losgerissen. Die Briten, die über Birma mit
diesem neuen Reiche Handelsverbindungen angeknüpft haben,
sind bis jetzt voller Lob über die Redlichkeit und Sittenstrenge
der Panthay, wie diese neuen Bekenner des Islam genannt werden3).
So ist im räumlichen Wachsthum dieser Lehre noch kein Stillstand
bemerkbar.

16. Die Zone der Religionsstifter4).

"Die Kenntniss von dem Naturcharakter verschiedener Welt-
gegenden", so lautet eine der tiefsten Stellen in A. v. Humboldt's
Physiognomik der Gewächse5), "ist mit der Geschichte des Menschen-
geschlechts und mit der seiner Cultur aufs innigste verknüpft.
Denn wenn auch der Anfang dieser Cultur nicht durch physische
Einflüsse allein bestimmt wird, so hängt doch die Richtung der-
selben, so hängen Volkscharakter, düstere oder heitere Stimmung
der Menschheit grossentheils von klimatischen Verhältnissen ab.
Wie mächtig hat der griechische Himmel6) auf seine Bewohner
gewirkt! Wie sind nicht in dem schönen und glücklichen Erd-
striche zwischen Euphrat, dem Halys und dem ägäischen Meere

1) Gerhard Rohlfs, im Ausland 1870. S. 485.
2) Peschel, Geschichte der Erdkunde. S. 108.
3) A. Bowers, Bhamo-Expedition. Berlin 1871. S. 72.
4) Der nachfolgende Abschnitt, abgesehen von Kürzungen, Zusätzen und
Aenderungen, wurde bereits abgedruckt im Ausland. 1869. S. 409 ff.
5) Ansichten der Natur. Bd. 2. S. 18.
6) Humboldt wollte offenbar schreiben: Wie mächtig hat der Himmel
Griechenlands auf dessen Bewohner gewirkt!

Der Islâm. — Die Zone der Religionsstifter.
Negern die christliche Lehre dem Islâm unterliegt1). Erobernd
tritt diese Lehre neuerdings auch in China auf. Dorthin hatte sie
sich frühzeitig verbreitet, theils über Kaschgarien und die frucht-
baren Striche am Südabhange des Thianschan, theils zur See den
grossen morgenländischen Handelsstrassen folgend nach den Küsten-
plätzen, bis gegen das Ende des neunten Jahrhunderts mit dem
Sturze der Thang-Dynastie eine Fremdenverfolgung und Aus-
rottung der Mohammedaner eintrat2). Eben jetzt hat sich aber
im Südwesten des himmlischen Reiches in Talifu unter muhamme-
danischen Chinesen ein Herrscher aufgeworfen und ein Stück der
Provinz Yünnan losgerissen. Die Briten, die über Birma mit
diesem neuen Reiche Handelsverbindungen angeknüpft haben,
sind bis jetzt voller Lob über die Redlichkeit und Sittenstrenge
der Panthay, wie diese neuen Bekenner des Islâm genannt werden3).
So ist im räumlichen Wachsthum dieser Lehre noch kein Stillstand
bemerkbar.

16. Die Zone der Religionsstifter4).

„Die Kenntniss von dem Naturcharakter verschiedener Welt-
gegenden“, so lautet eine der tiefsten Stellen in A. v. Humboldt’s
Physiognomik der Gewächse5), „ist mit der Geschichte des Menschen-
geschlechts und mit der seiner Cultur aufs innigste verknüpft.
Denn wenn auch der Anfang dieser Cultur nicht durch physische
Einflüsse allein bestimmt wird, so hängt doch die Richtung der-
selben, so hängen Volkscharakter, düstere oder heitere Stimmung
der Menschheit grossentheils von klimatischen Verhältnissen ab.
Wie mächtig hat der griechische Himmel6) auf seine Bewohner
gewirkt! Wie sind nicht in dem schönen und glücklichen Erd-
striche zwischen Euphrat, dem Halys und dem ägäischen Meere

1) Gerhard Rohlfs, im Ausland 1870. S. 485.
2) Peschel, Geschichte der Erdkunde. S. 108.
3) A. Bowers, Bhamo-Expedition. Berlin 1871. S. 72.
4) Der nachfolgende Abschnitt, abgesehen von Kürzungen, Zusätzen und
Aenderungen, wurde bereits abgedruckt im Ausland. 1869. S. 409 ff.
5) Ansichten der Natur. Bd. 2. S. 18.
6) Humboldt wollte offenbar schreiben: Wie mächtig hat der Himmel
Griechenlands auf dessen Bewohner gewirkt!
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[324/0342] Der Islâm. — Die Zone der Religionsstifter. Negern die christliche Lehre dem Islâm unterliegt 1). Erobernd tritt diese Lehre neuerdings auch in China auf. Dorthin hatte sie sich frühzeitig verbreitet, theils über Kaschgarien und die frucht- baren Striche am Südabhange des Thianschan, theils zur See den grossen morgenländischen Handelsstrassen folgend nach den Küsten- plätzen, bis gegen das Ende des neunten Jahrhunderts mit dem Sturze der Thang-Dynastie eine Fremdenverfolgung und Aus- rottung der Mohammedaner eintrat 2). Eben jetzt hat sich aber im Südwesten des himmlischen Reiches in Talifu unter muhamme- danischen Chinesen ein Herrscher aufgeworfen und ein Stück der Provinz Yünnan losgerissen. Die Briten, die über Birma mit diesem neuen Reiche Handelsverbindungen angeknüpft haben, sind bis jetzt voller Lob über die Redlichkeit und Sittenstrenge der Panthay, wie diese neuen Bekenner des Islâm genannt werden 3). So ist im räumlichen Wachsthum dieser Lehre noch kein Stillstand bemerkbar. 16. Die Zone der Religionsstifter 4). „Die Kenntniss von dem Naturcharakter verschiedener Welt- gegenden“, so lautet eine der tiefsten Stellen in A. v. Humboldt’s Physiognomik der Gewächse 5), „ist mit der Geschichte des Menschen- geschlechts und mit der seiner Cultur aufs innigste verknüpft. Denn wenn auch der Anfang dieser Cultur nicht durch physische Einflüsse allein bestimmt wird, so hängt doch die Richtung der- selben, so hängen Volkscharakter, düstere oder heitere Stimmung der Menschheit grossentheils von klimatischen Verhältnissen ab. Wie mächtig hat der griechische Himmel 6) auf seine Bewohner gewirkt! Wie sind nicht in dem schönen und glücklichen Erd- striche zwischen Euphrat, dem Halys und dem ägäischen Meere 1) Gerhard Rohlfs, im Ausland 1870. S. 485. 2) Peschel, Geschichte der Erdkunde. S. 108. 3) A. Bowers, Bhamo-Expedition. Berlin 1871. S. 72. 4) Der nachfolgende Abschnitt, abgesehen von Kürzungen, Zusätzen und Aenderungen, wurde bereits abgedruckt im Ausland. 1869. S. 409 ff. 5) Ansichten der Natur. Bd. 2. S. 18. 6) Humboldt wollte offenbar schreiben: Wie mächtig hat der Himmel Griechenlands auf dessen Bewohner gewirkt!

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/342>, abgerufen am 19.11.2024.