sich ihrer nur noch um Brandgeschosse in eine befestigte Ortschaft zu werfen, oder sie überlassen sie den Frauen, um damit zur Ver- theidigung der Pfahlwerke das Ihrige beizutragen. Die Männer dagegen führen als Lieblingswaffen die Keule und den Speer 1). Von ihren Nachbarn auf der Fidschigruppe wurden auch die Ton- ganer aufs Neue wieder mit Bogen und Pfeilen bekannt 2).
Wesshalb aber Bogen und Pfeile auf den Inseln der Südsee in Vergessenheit gerathen mussten, lässt sich leicht aussprechen. Die Führung dieser Waffen erfordert eine grosse Geschicklichkeit und beständige Uebung. Wo sie bei wilden Völkern im Gebrauche sind, berichten uns die Reisenden, dass schon die Knaben sich mit Kindergeräthen im Schiessen üben. In der Hand des Vir- tuosen ist aber der Bogen auf der Jagd weit zweckmässiger als unsere Feuerrohre, weil er mit Verschwiegenheit mordet. Ein Pfeil der nicht trifft bleibt unbeachtet, daher der Schütze zwei bis drei Geschosse senden kann, ohne das Wild zu verscheuchen. Wir dürfen daher nicht erstaunen, dass der Reisende Marcou in Neu-Mexico Jäger von weisser Haut und spanischer Abkunft an- traf, welche ihre Flinten beseitigt und dafür Indianerwaffen er- griffen hatten, die sie für das Waidwerk geeigneter hielten 3). Zu weiterer Bestätigung berichtet Reinhold Hensel von den brasilia- nischen Coroados, dass sie es ablehnten, Bogen und Pfeile mit Schiessgewehren zu vertauschen, weil letztere wegen ihres Knalles, ihrer Schwere, des Zeitverlustes beim Laden und der schwierigen Beschaffung von Pulver und Blei sich schlecht für die Jagd in tropischen Wäldern eigneten 4).
Die Meisterschaft auf diesem Instrument setzt aber voraus, dass die Uebung nie aufhöre, und zur Uebung allein werden unter den wilden Völkern nur diejenigen veranlasst sein, die vom Ertrag der Jagd leben. Ursprünglich dienten ja die rohen Geräthe des Menschen allen Zwecken; der Jäger griff nach seinen Geschossen, um einen Feind abzuwehren, und die Steinaxt des Wilden, welche den Baum fällte, spaltete im Gefecht auch den Schädel eines Geg-
1)Thomas Williams, Fiji and the Fijians. London 1858. tom. I. p. 75.
2)Mariner, Tonga Islands. Edinburgh 1827. tom. I. p. 27.
3)Lartet and Christy. Reliquiae Aquitanicae, p. 52.
4) Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1869. Bd. 1. S. 131.
Die Bewaffnung.
sich ihrer nur noch um Brandgeschosse in eine befestigte Ortschaft zu werfen, oder sie überlassen sie den Frauen, um damit zur Ver- theidigung der Pfahlwerke das Ihrige beizutragen. Die Männer dagegen führen als Lieblingswaffen die Keule und den Speer 1). Von ihren Nachbarn auf der Fidschigruppe wurden auch die Ton- ganer aufs Neue wieder mit Bogen und Pfeilen bekannt 2).
Wesshalb aber Bogen und Pfeile auf den Inseln der Südsee in Vergessenheit gerathen mussten, lässt sich leicht aussprechen. Die Führung dieser Waffen erfordert eine grosse Geschicklichkeit und beständige Uebung. Wo sie bei wilden Völkern im Gebrauche sind, berichten uns die Reisenden, dass schon die Knaben sich mit Kindergeräthen im Schiessen üben. In der Hand des Vir- tuosen ist aber der Bogen auf der Jagd weit zweckmässiger als unsere Feuerrohre, weil er mit Verschwiegenheit mordet. Ein Pfeil der nicht trifft bleibt unbeachtet, daher der Schütze zwei bis drei Geschosse senden kann, ohne das Wild zu verscheuchen. Wir dürfen daher nicht erstaunen, dass der Reisende Marcou in Neu-Mexico Jäger von weisser Haut und spanischer Abkunft an- traf, welche ihre Flinten beseitigt und dafür Indianerwaffen er- griffen hatten, die sie für das Waidwerk geeigneter hielten 3). Zu weiterer Bestätigung berichtet Reinhold Hensel von den brasilia- nischen Coroados, dass sie es ablehnten, Bogen und Pfeile mit Schiessgewehren zu vertauschen, weil letztere wegen ihres Knalles, ihrer Schwere, des Zeitverlustes beim Laden und der schwierigen Beschaffung von Pulver und Blei sich schlecht für die Jagd in tropischen Wäldern eigneten 4).
Die Meisterschaft auf diesem Instrument setzt aber voraus, dass die Uebung nie aufhöre, und zur Uebung allein werden unter den wilden Völkern nur diejenigen veranlasst sein, die vom Ertrag der Jagd leben. Ursprünglich dienten ja die rohen Geräthe des Menschen allen Zwecken; der Jäger griff nach seinen Geschossen, um einen Feind abzuwehren, und die Steinaxt des Wilden, welche den Baum fällte, spaltete im Gefecht auch den Schädel eines Geg-
1)Thomas Williams, Fiji and the Fijians. London 1858. tom. I. p. 75.
2)Mariner, Tonga Islands. Edinburgh 1827. tom. I. p. 27.
3)Lartet and Christy. Reliquiae Aquitanicae, p. 52.
4) Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1869. Bd. 1. S. 131.
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Die Bewaffnung.
sich ihrer nur noch um Brandgeschosse in eine befestigte Ortschaft
zu werfen, oder sie überlassen sie den Frauen, um damit zur Ver-
theidigung der Pfahlwerke das Ihrige beizutragen. Die Männer
dagegen führen als Lieblingswaffen die Keule und den Speer 1).
Von ihren Nachbarn auf der Fidschigruppe wurden auch die Ton-
ganer aufs Neue wieder mit Bogen und Pfeilen bekannt 2).
Wesshalb aber Bogen und Pfeile auf den Inseln der Südsee
in Vergessenheit gerathen mussten, lässt sich leicht aussprechen.
Die Führung dieser Waffen erfordert eine grosse Geschicklichkeit
und beständige Uebung. Wo sie bei wilden Völkern im Gebrauche
sind, berichten uns die Reisenden, dass schon die Knaben sich
mit Kindergeräthen im Schiessen üben. In der Hand des Vir-
tuosen ist aber der Bogen auf der Jagd weit zweckmässiger als
unsere Feuerrohre, weil er mit Verschwiegenheit mordet. Ein
Pfeil der nicht trifft bleibt unbeachtet, daher der Schütze zwei bis
drei Geschosse senden kann, ohne das Wild zu verscheuchen.
Wir dürfen daher nicht erstaunen, dass der Reisende Marcou in
Neu-Mexico Jäger von weisser Haut und spanischer Abkunft an-
traf, welche ihre Flinten beseitigt und dafür Indianerwaffen er-
griffen hatten, die sie für das Waidwerk geeigneter hielten 3). Zu
weiterer Bestätigung berichtet Reinhold Hensel von den brasilia-
nischen Coroados, dass sie es ablehnten, Bogen und Pfeile mit
Schiessgewehren zu vertauschen, weil letztere wegen ihres Knalles,
ihrer Schwere, des Zeitverlustes beim Laden und der schwierigen
Beschaffung von Pulver und Blei sich schlecht für die Jagd in
tropischen Wäldern eigneten 4).
Die Meisterschaft auf diesem Instrument setzt aber voraus,
dass die Uebung nie aufhöre, und zur Uebung allein werden unter
den wilden Völkern nur diejenigen veranlasst sein, die vom Ertrag
der Jagd leben. Ursprünglich dienten ja die rohen Geräthe des
Menschen allen Zwecken; der Jäger griff nach seinen Geschossen,
um einen Feind abzuwehren, und die Steinaxt des Wilden, welche
den Baum fällte, spaltete im Gefecht auch den Schädel eines Geg-
1) Thomas Williams, Fiji and the Fijians. London 1858. tom. I.
p. 75.
2) Mariner, Tonga Islands. Edinburgh 1827. tom. I. p. 27.
3) Lartet and Christy. Reliquiae Aquitanicae, p. 52.
4) Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1869. Bd. 1. S. 131.
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/208>, abgerufen am 23.12.2024.
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