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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Haut und Haar des Menschen.
Menschen angetroffen wird. Wichtiger ist aber für unsre Zwecke
die Gestalt des Querschnittes, der bisweilen kreisrund, bisweilen
elliptisch plattgedrückt sich zeigt, so dass das Haar von der Walzen-
form bis zu der eines doppeltconvexen Bandes sich verändern kann.
Obgleich nun bei den einzelnen Vertretern einer Race beträchtliche
Schwankungen vorkommen, so hoffte doch ein Anthropolog wie
Pruner Bey, durch mittlere Grössenbestimmungen ein brauchbares
Mittel zur Classification der Menschenstämme zu erwerben. Wird
der grosse Durchmesser des Haarquerschnittes gleich hundert ge-
setzt, so drückt das Sinken der Ziffer für den kleineren Durch-
messer ein Fortschreiten der Abflachung aus. Der reinsten Walzen-
form mit 95 als Werth für den kleinen Durchmesser begegnen wir
bei Südamerikanern; auch die Mumien der Aymara in Peru zeigen
noch 89. Es schliessen sich aber in Bezug auf den Querschnitt
des Haares an die Bewohner der Neuen Welt zunächst die Mon-
golen an, bei denen die Abplattung zwischen 81 bis 91 schwankt.
Am meisten verkürzt ist der kleine Durchmesser bei dem Haar der
Papuanen Neu-Guineas, nämlich bis zu 26 und 56 in äussersten
Fällen, bis zu 34 im Durchschnitt. Auch hier unterscheiden sich
die Australier mit einem Index von 67 und 75 noch deutlich von
den Papuanen. Auch ist es von nicht unbeträchtlichem Werthe,
dass mit den Papuanen die Hottentotten nahe übereinstimmen,
denn bei ihnen sinkt der kleine Durchmesser auf 55 und 501).
Scharfe Begrenzungen lassen sich aber auch auf diesem Wege
nicht gewinnen, sondern nur die Erfahrung, dass mit der grösseren
Flachheit des Haares, zumal mit ihr auch eine grössere Feinheit
sich zu vereinigen pflegt, die Anlage zu dem Lockigwerden und
der Kräuselung beträchtlich wächst.

Verschieden von der Kräuselung ist die bündelweise Ver-
einigung von Haaren zu gesonderten Strängen, die nicht unglück-
lich mit den Ohrquasten bei echten Pudeln verglichen worden ist.
Diese gruppenweise Vereinigung wird unterstützt durch äusserlich
hinzutretende Bindemittel, nämlich durch Ausscheidung von Fett
und Talg2). Das büschelförmige Wachsthum der Kopfhaare ist

1) Pruner Bey, De la chevelure. Paris 1863. p. 15. Goette (das Haar
des Buschweibes, Tübingen 1867, S. 43) fand dagegen bei der Afandy nur
einen kleinen Durchmesser von 73,
2) Goette, Das Haar des Buschweibes. Tübingen 1867. S. 34 ff.

Haut und Haar des Menschen.
Menschen angetroffen wird. Wichtiger ist aber für unsre Zwecke
die Gestalt des Querschnittes, der bisweilen kreisrund, bisweilen
elliptisch plattgedrückt sich zeigt, so dass das Haar von der Walzen-
form bis zu der eines doppeltconvexen Bandes sich verändern kann.
Obgleich nun bei den einzelnen Vertretern einer Race beträchtliche
Schwankungen vorkommen, so hoffte doch ein Anthropolog wie
Pruner Bey, durch mittlere Grössenbestimmungen ein brauchbares
Mittel zur Classification der Menschenstämme zu erwerben. Wird
der grosse Durchmesser des Haarquerschnittes gleich hundert ge-
setzt, so drückt das Sinken der Ziffer für den kleineren Durch-
messer ein Fortschreiten der Abflachung aus. Der reinsten Walzen-
form mit 95 als Werth für den kleinen Durchmesser begegnen wir
bei Südamerikanern; auch die Mumien der Aymara in Peru zeigen
noch 89. Es schliessen sich aber in Bezug auf den Querschnitt
des Haares an die Bewohner der Neuen Welt zunächst die Mon-
golen an, bei denen die Abplattung zwischen 81 bis 91 schwankt.
Am meisten verkürzt ist der kleine Durchmesser bei dem Haar der
Papuanen Neu-Guineas, nämlich bis zu 26 und 56 in äussersten
Fällen, bis zu 34 im Durchschnitt. Auch hier unterscheiden sich
die Australier mit einem Index von 67 und 75 noch deutlich von
den Papuanen. Auch ist es von nicht unbeträchtlichem Werthe,
dass mit den Papuanen die Hottentotten nahe übereinstimmen,
denn bei ihnen sinkt der kleine Durchmesser auf 55 und 501).
Scharfe Begrenzungen lassen sich aber auch auf diesem Wege
nicht gewinnen, sondern nur die Erfahrung, dass mit der grösseren
Flachheit des Haares, zumal mit ihr auch eine grössere Feinheit
sich zu vereinigen pflegt, die Anlage zu dem Lockigwerden und
der Kräuselung beträchtlich wächst.

Verschieden von der Kräuselung ist die bündelweise Ver-
einigung von Haaren zu gesonderten Strängen, die nicht unglück-
lich mit den Ohrquasten bei echten Pudeln verglichen worden ist.
Diese gruppenweise Vereinigung wird unterstützt durch äusserlich
hinzutretende Bindemittel, nämlich durch Ausscheidung von Fett
und Talg2). Das büschelförmige Wachsthum der Kopfhaare ist

1) Pruner Bey, De la chevelure. Paris 1863. p. 15. Goette (das Haar
des Buschweibes, Tübingen 1867, S. 43) fand dagegen bei der Afandy nur
einen kleinen Durchmesser von 73,
2) Goette, Das Haar des Buschweibes. Tübingen 1867. S. 34 ff.
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[98/0116] Haut und Haar des Menschen. Menschen angetroffen wird. Wichtiger ist aber für unsre Zwecke die Gestalt des Querschnittes, der bisweilen kreisrund, bisweilen elliptisch plattgedrückt sich zeigt, so dass das Haar von der Walzen- form bis zu der eines doppeltconvexen Bandes sich verändern kann. Obgleich nun bei den einzelnen Vertretern einer Race beträchtliche Schwankungen vorkommen, so hoffte doch ein Anthropolog wie Pruner Bey, durch mittlere Grössenbestimmungen ein brauchbares Mittel zur Classification der Menschenstämme zu erwerben. Wird der grosse Durchmesser des Haarquerschnittes gleich hundert ge- setzt, so drückt das Sinken der Ziffer für den kleineren Durch- messer ein Fortschreiten der Abflachung aus. Der reinsten Walzen- form mit 95 als Werth für den kleinen Durchmesser begegnen wir bei Südamerikanern; auch die Mumien der Aymara in Peru zeigen noch 89. Es schliessen sich aber in Bezug auf den Querschnitt des Haares an die Bewohner der Neuen Welt zunächst die Mon- golen an, bei denen die Abplattung zwischen 81 bis 91 schwankt. Am meisten verkürzt ist der kleine Durchmesser bei dem Haar der Papuanen Neu-Guineas, nämlich bis zu 26 und 56 in äussersten Fällen, bis zu 34 im Durchschnitt. Auch hier unterscheiden sich die Australier mit einem Index von 67 und 75 noch deutlich von den Papuanen. Auch ist es von nicht unbeträchtlichem Werthe, dass mit den Papuanen die Hottentotten nahe übereinstimmen, denn bei ihnen sinkt der kleine Durchmesser auf 55 und 50 1). Scharfe Begrenzungen lassen sich aber auch auf diesem Wege nicht gewinnen, sondern nur die Erfahrung, dass mit der grösseren Flachheit des Haares, zumal mit ihr auch eine grössere Feinheit sich zu vereinigen pflegt, die Anlage zu dem Lockigwerden und der Kräuselung beträchtlich wächst. Verschieden von der Kräuselung ist die bündelweise Ver- einigung von Haaren zu gesonderten Strängen, die nicht unglück- lich mit den Ohrquasten bei echten Pudeln verglichen worden ist. Diese gruppenweise Vereinigung wird unterstützt durch äusserlich hinzutretende Bindemittel, nämlich durch Ausscheidung von Fett und Talg 2). Das büschelförmige Wachsthum der Kopfhaare ist 1) Pruner Bey, De la chevelure. Paris 1863. p. 15. Goette (das Haar des Buschweibes, Tübingen 1867, S. 43) fand dagegen bei der Afandy nur einen kleinen Durchmesser von 73, 2) Goette, Das Haar des Buschweibes. Tübingen 1867. S. 34 ff.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/116>, abgerufen am 23.12.2024.