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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Haut und Haar der Menschen.
der Haut ist auch der Geruch der Ausdünstung abhängig. Be-
sonders widerlich sind die stark ammoniakalischen, ranzigen, bock-
ähnlichen Aushauchungen des Negers1), die von den Luftströmungen
über den Ocean getragen, in früheren Zeiten schon von Weitem
die Annäherung eines Sklavenschiffes verkündigten. Auch wir sind
an den Gasen kenntlich, die wir verbreiten, denn der Hund ver-
möchte sonst nicht die Spuren seines Herrn zu verfolgen. Die
Eingebornen der neuen Welt unterscheiden auch den Europäer am
Geruche und wiederum gibt es besondere Ausdrücke der Creolen
sowohl für die schwachen Ausdünstungen der Amerikaner (catinca)
wie für den ausnahmsweise starken und widerlichen Geruch (soreno)
der Araucaner2).

Hätten wir andre und strengere Merkmale zur Unterscheidung
der Menschenstämme, gewiss würde es Niemand wagen, die Farbe
der Haut in solcher Absicht herbeizuziehen, da sie sowohl an
Dunkelung wie in den Tönen selbst bei jedem Volksstamm, ja
oft bei den Angehörigen einer einzelnen Horde schwankt. In
Europa selbst begegnen wir Menschen von blondem und von
brünettem Teint. Der erstere ist häufiger im Norden, der andre
häufiger im Süden. Unter Italiener, Spanier und Portugiesen
mischen sich eine Anzahl blonder Menschen, wie umgekehrt die
brunetten Erscheinungen in England nicht zu den Seltenheiten
gehören. Die Kelten Galliens werden in der römischen Kaiserzeit
von den alten Erdbeschreibern als ein blonder Menschenstamm
geschildert und da auf die heutigen Franzosen ein solches Schlag-
wort nicht mehr passt, so sind wir zu dem Schlusse berechtigt,
dass derartige Merkmale sich in vergleichsweise kurzer Zeit ver-
ändern. Bei den Wakilema im äquatorialen Ostafrika trafen
deutsche Reisende theils eine lichte Negerfarbe mit einem Stich
ins Bläuliche, gleichzeitig aber auch Leute, die an Helligkeit die
Mulatten übertrafen3), ohne dass der Verdacht einer Mischung
irgendwie begründet worden ist.

1) Burmeister, Reise nach Brasilien. Berlin 1853. S. 89. Auch die
Araber sollen aus Afrika einen üblen Hautgeruch mit in ihre Heimath bringen,
der sich erst mit der Zeit verliert und bei wohlbeleibten Südeuropäern soll
sich bei Fieberzuständen eine fast negerartige Ausdünstung entwickeln. Selig-
mann im Geogr. Jahrbuch. Bd. 1. S. 433.
2) Waitz, Anthropologie. Bd. 1. S. 114. S. 118.
3) Otto Kersten, v. d. Deckens Reisen in Ostafrika. Bd. 1. S. 273.

Haut und Haar der Menschen.
der Haut ist auch der Geruch der Ausdünstung abhängig. Be-
sonders widerlich sind die stark ammoniakalischen, ranzigen, bock-
ähnlichen Aushauchungen des Negers1), die von den Luftströmungen
über den Ocean getragen, in früheren Zeiten schon von Weitem
die Annäherung eines Sklavenschiffes verkündigten. Auch wir sind
an den Gasen kenntlich, die wir verbreiten, denn der Hund ver-
möchte sonst nicht die Spuren seines Herrn zu verfolgen. Die
Eingebornen der neuen Welt unterscheiden auch den Europäer am
Geruche und wiederum gibt es besondere Ausdrücke der Creolen
sowohl für die schwachen Ausdünstungen der Amerikaner (catinca)
wie für den ausnahmsweise starken und widerlichen Geruch (soreno)
der Araucaner2).

Hätten wir andre und strengere Merkmale zur Unterscheidung
der Menschenstämme, gewiss würde es Niemand wagen, die Farbe
der Haut in solcher Absicht herbeizuziehen, da sie sowohl an
Dunkelung wie in den Tönen selbst bei jedem Volksstamm, ja
oft bei den Angehörigen einer einzelnen Horde schwankt. In
Europa selbst begegnen wir Menschen von blondem und von
brünettem Teint. Der erstere ist häufiger im Norden, der andre
häufiger im Süden. Unter Italiener, Spanier und Portugiesen
mischen sich eine Anzahl blonder Menschen, wie umgekehrt die
brunetten Erscheinungen in England nicht zu den Seltenheiten
gehören. Die Kelten Galliens werden in der römischen Kaiserzeit
von den alten Erdbeschreibern als ein blonder Menschenstamm
geschildert und da auf die heutigen Franzosen ein solches Schlag-
wort nicht mehr passt, so sind wir zu dem Schlusse berechtigt,
dass derartige Merkmale sich in vergleichsweise kurzer Zeit ver-
ändern. Bei den Wakilema im äquatorialen Ostafrika trafen
deutsche Reisende theils eine lichte Negerfarbe mit einem Stich
ins Bläuliche, gleichzeitig aber auch Leute, die an Helligkeit die
Mulatten übertrafen3), ohne dass der Verdacht einer Mischung
irgendwie begründet worden ist.

1) Burmeister, Reise nach Brasilien. Berlin 1853. S. 89. Auch die
Araber sollen aus Afrika einen üblen Hautgeruch mit in ihre Heimath bringen,
der sich erst mit der Zeit verliert und bei wohlbeleibten Südeuropäern soll
sich bei Fieberzuständen eine fast negerartige Ausdünstung entwickeln. Selig-
mann im Geogr. Jahrbuch. Bd. 1. S. 433.
2) Waitz, Anthropologie. Bd. 1. S. 114. S. 118.
3) Otto Kersten, v. d. Deckens Reisen in Ostafrika. Bd. 1. S. 273.
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[93/0111] Haut und Haar der Menschen. der Haut ist auch der Geruch der Ausdünstung abhängig. Be- sonders widerlich sind die stark ammoniakalischen, ranzigen, bock- ähnlichen Aushauchungen des Negers 1), die von den Luftströmungen über den Ocean getragen, in früheren Zeiten schon von Weitem die Annäherung eines Sklavenschiffes verkündigten. Auch wir sind an den Gasen kenntlich, die wir verbreiten, denn der Hund ver- möchte sonst nicht die Spuren seines Herrn zu verfolgen. Die Eingebornen der neuen Welt unterscheiden auch den Europäer am Geruche und wiederum gibt es besondere Ausdrücke der Creolen sowohl für die schwachen Ausdünstungen der Amerikaner (catinca) wie für den ausnahmsweise starken und widerlichen Geruch (soreno) der Araucaner 2). Hätten wir andre und strengere Merkmale zur Unterscheidung der Menschenstämme, gewiss würde es Niemand wagen, die Farbe der Haut in solcher Absicht herbeizuziehen, da sie sowohl an Dunkelung wie in den Tönen selbst bei jedem Volksstamm, ja oft bei den Angehörigen einer einzelnen Horde schwankt. In Europa selbst begegnen wir Menschen von blondem und von brünettem Teint. Der erstere ist häufiger im Norden, der andre häufiger im Süden. Unter Italiener, Spanier und Portugiesen mischen sich eine Anzahl blonder Menschen, wie umgekehrt die brunetten Erscheinungen in England nicht zu den Seltenheiten gehören. Die Kelten Galliens werden in der römischen Kaiserzeit von den alten Erdbeschreibern als ein blonder Menschenstamm geschildert und da auf die heutigen Franzosen ein solches Schlag- wort nicht mehr passt, so sind wir zu dem Schlusse berechtigt, dass derartige Merkmale sich in vergleichsweise kurzer Zeit ver- ändern. Bei den Wakilema im äquatorialen Ostafrika trafen deutsche Reisende theils eine lichte Negerfarbe mit einem Stich ins Bläuliche, gleichzeitig aber auch Leute, die an Helligkeit die Mulatten übertrafen 3), ohne dass der Verdacht einer Mischung irgendwie begründet worden ist. 1) Burmeister, Reise nach Brasilien. Berlin 1853. S. 89. Auch die Araber sollen aus Afrika einen üblen Hautgeruch mit in ihre Heimath bringen, der sich erst mit der Zeit verliert und bei wohlbeleibten Südeuropäern soll sich bei Fieberzuständen eine fast negerartige Ausdünstung entwickeln. Selig- mann im Geogr. Jahrbuch. Bd. 1. S. 433. 2) Waitz, Anthropologie. Bd. 1. S. 114. S. 118. 3) Otto Kersten, v. d. Deckens Reisen in Ostafrika. Bd. 1. S. 273.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/111>, abgerufen am 23.12.2024.