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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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die Sünden zu vergeben und zu behalten.
ben Sünden beflecket/ wurden von der Gemeine ausgeschlos-
sen,
und nicht eher wieder auf und angenommen/ als biß
sie ihr Unrecht öffentlich abgebethen/ welche öffentliche Busse
das einige Mittel der Versöhnung war e).

§. X.
chen Gerichten bestraffet. Uber dieses waren auch einige Verbre-
chen also beschaffen, daß in denenselben die Ausschliessung nicht
statt hatte. Tertullianus de pudicit. cap. 19 hat solches bereits an-
gemercket, da er saget, es wären einige Sünden und Verbrechen,
in welche man täglich fallen könte, wenn in solchen keine Gna-
de statt hätte, würde niemand gerecht und seelig seyn können. Die
eignen Worte lauten so: Sunt quaedam delicta quotidianae incur-
sionis, quibus omnes sumus objecti, cui enim non accidet ant ira-
sci inique, & vltra solis occasum, aut & manum immittere, aut
facile maledicere, aut temere jurare, aut fidem pacti destruere,
aut verecundia aut necessitate mentiri. In negotiis, in officiis,
in quaestu, in victu, in visu, in auditu, quanta tentantur, & si
nulla venia istorum, nemini salus competat.
Hieraus schliesse
ich, daß nur diejenigen ausgestossen und der öffentlichen Busse un-
terworffen worden, welche in grobe Sünden, als Ehebruch,
Todschlag und dergleichen verfallen.
e) Diese öffentliche Busse bekame nach der Zeit eine gantz andereVerschiedene
Grade der
Busse.

Gestalt. Die Bischöffe suchten ihr Ansehen immer mehr und mehr
zu befördern, und die Sache lieffe nach Wunsch. Sie machten
also auch diese Busse schärffer und theileten dieselbe in verschie-
dene Grade ein. Die ersten Christen brauchten dieselbe vornehm-
lich darum, weil sie von dem gemeinen Wesen ausgeschlossen und
gantz hülfloß waren, und sie doch die Verbrechen nicht ungeahn-
det wolten hingehen lassen. Die verschiedene Graden die die
Busse nachmahls bekommen, haben verschiedene beschrieben. Man
findet davon Nachricht bey Albaspinaeo Lib. II. obs. 22. Dallaeo de con-
fes. auricul. Lib. 3. cap. 10.
Centur. Magd. cent. 3. cap. 6. Niemeiero de di-
scipl. eccles. Diss. III.
§. 26 sq. Calvoer in ritual. eccles. Part. I. Lib. II. Sect. I.
cap. 13.
und andern mehr. Unten, wenn ich auf die Kirchen-Busse kom-
me, will ich solche deutlich abhandeln. Dieses erinnere ich jtzo nur mit
weni-
i 3

die Suͤnden zu vergeben und zu behalten.
ben Suͤnden beflecket/ wurden von der Gemeine ausgeſchloſ-
ſen,
und nicht eher wieder auf und angenommen/ als biß
ſie ihr Unrecht oͤffentlich abgebethen/ welche oͤffentliche Buſſe
das einige Mittel der Verſoͤhnung war e).

§. X.
chen Gerichten beſtraffet. Uber dieſes waren auch einige Verbre-
chen alſo beſchaffen, daß in denenſelben die Ausſchlieſſung nicht
ſtatt hatte. Tertullianus de pudicit. cap. 19 hat ſolches bereits an-
gemercket, da er ſaget, es waͤren einige Suͤnden und Verbrechen,
in welche man taͤglich fallen koͤnte, wenn in ſolchen keine Gna-
de ſtatt haͤtte, wuͤrde niemand gerecht und ſeelig ſeyn koͤnnen. Die
eignen Worte lauten ſo: Sunt quædam delicta quotidianæ incur-
ſionis, quibus omnes ſumus objecti, cui enim non accidet ant ira-
ſci inique, & vltra ſolis occaſum, aut & manum immittere, aut
facile maledicere, aut temere jurare, aut fidem pacti deſtruere,
aut verecundia aut neceſſitate mentiri. In negotiis, in officiis,
in quæſtu, in victu, in viſu, in auditu, quanta tentantur, & ſi
nulla venia iſtorum, nemini ſalus competat.
Hieraus ſchlieſſe
ich, daß nur diejenigen ausgeſtoſſen und der oͤffentlichen Buſſe un-
terworffen worden, welche in grobe Suͤnden, als Ehebruch,
Todſchlag und dergleichen verfallen.
e) Dieſe oͤffentliche Buſſe bekame nach der Zeit eine gantz andereVerſchiedene
Grade der
Buſſe.

Geſtalt. Die Biſchoͤffe ſuchten ihr Anſehen immer mehr und mehr
zu befoͤrdern, und die Sache lieffe nach Wunſch. Sie machten
alſo auch dieſe Buſſe ſchaͤrffer und theileten dieſelbe in verſchie-
dene Grade ein. Die erſten Chriſten brauchten dieſelbe vornehm-
lich darum, weil ſie von dem gemeinen Weſen ausgeſchloſſen und
gantz huͤlfloß waren, und ſie doch die Verbrechen nicht ungeahn-
det wolten hingehen laſſen. Die verſchiedene Graden die die
Buſſe nachmahls bekommen, haben verſchiedene beſchrieben. Man
findet davon Nachricht bey Albaſpinæo Lib. II. obſ. 22. Dallæo de con-
feſ. auricul. Lib. 3. cap. 10.
Centur. Magd. cent. 3. cap. 6. Niemeiero de di-
ſcipl. eccleſ. Diſſ. III.
§. 26 ſq. Calvœr in ritual. eccleſ. Part. I. Lib. II. Sect. I.
cap. 13.
und andern mehr. Unten, weñ ich auf die Kirchen-Buſſe kom-
me, will ich ſolche deutlich abhandeln. Dieſes erinnere ich jtzo nur mit
weni-
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[69/0088] die Suͤnden zu vergeben und zu behalten. ben Suͤnden beflecket/ wurden von der Gemeine ausgeſchloſ- ſen, und nicht eher wieder auf und angenommen/ als biß ſie ihr Unrecht oͤffentlich abgebethen/ welche oͤffentliche Buſſe das einige Mittel der Verſoͤhnung war e). §. X. d) e) Dieſe oͤffentliche Buſſe bekame nach der Zeit eine gantz andere Geſtalt. Die Biſchoͤffe ſuchten ihr Anſehen immer mehr und mehr zu befoͤrdern, und die Sache lieffe nach Wunſch. Sie machten alſo auch dieſe Buſſe ſchaͤrffer und theileten dieſelbe in verſchie- dene Grade ein. Die erſten Chriſten brauchten dieſelbe vornehm- lich darum, weil ſie von dem gemeinen Weſen ausgeſchloſſen und gantz huͤlfloß waren, und ſie doch die Verbrechen nicht ungeahn- det wolten hingehen laſſen. Die verſchiedene Graden die die Buſſe nachmahls bekommen, haben verſchiedene beſchrieben. Man findet davon Nachricht bey Albaſpinæo Lib. II. obſ. 22. Dallæo de con- feſ. auricul. Lib. 3. cap. 10. Centur. Magd. cent. 3. cap. 6. Niemeiero de di- ſcipl. eccleſ. Diſſ. III. §. 26 ſq. Calvœr in ritual. eccleſ. Part. I. Lib. II. Sect. I. cap. 13. und andern mehr. Unten, weñ ich auf die Kirchen-Buſſe kom- me, will ich ſolche deutlich abhandeln. Dieſes erinnere ich jtzo nur mit weni- d) chen Gerichten beſtraffet. Uber dieſes waren auch einige Verbre- chen alſo beſchaffen, daß in denenſelben die Ausſchlieſſung nicht ſtatt hatte. Tertullianus de pudicit. cap. 19 hat ſolches bereits an- gemercket, da er ſaget, es waͤren einige Suͤnden und Verbrechen, in welche man taͤglich fallen koͤnte, wenn in ſolchen keine Gna- de ſtatt haͤtte, wuͤrde niemand gerecht und ſeelig ſeyn koͤnnen. Die eignen Worte lauten ſo: Sunt quædam delicta quotidianæ incur- ſionis, quibus omnes ſumus objecti, cui enim non accidet ant ira- ſci inique, & vltra ſolis occaſum, aut & manum immittere, aut facile maledicere, aut temere jurare, aut fidem pacti deſtruere, aut verecundia aut neceſſitate mentiri. In negotiis, in officiis, in quæſtu, in victu, in viſu, in auditu, quanta tentantur, & ſi nulla venia iſtorum, nemini ſalus competat. Hieraus ſchlieſſe ich, daß nur diejenigen ausgeſtoſſen und der oͤffentlichen Buſſe un- terworffen worden, welche in grobe Suͤnden, als Ehebruch, Todſchlag und dergleichen verfallen. i 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/88>, abgerufen am 27.11.2024.