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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. 1. Cap. Vom Ursprung der Macht
Apostolischen Gebrauch, sondern aus besonderen Verträgen
hergeleitet wurde. Plinius erwehnet derselben in folgen-
den Worten c): Sie sagten, dieses sey das vornehmste Stück
ihres Verbrechens oder Jrrthum, daß sie im Gebrauch gehabt,
an einem gewissen Tag vor der Sonnen Aufgang zusammen
zukommen, und Christum als einen GOtt gelobet, und sich
auf das genaueste verbunden, nicht daß sie etwas übels bege-
hen wolten, sondern daß sie nicht Diebstahl, Strassenräube-
rey, Ehebruch begiengen, daß sie den Glauben und Treue nicht
brächen, daß sie, was man ihnen zur Verwahrung gegeben,
wenn es gefordert würde, nicht verleugneten.
Durch diese
durch Verträge aufgerichtete Zucht und Ordnung vergabe
die Kirche dieienigen Verbrechen/ damit sie beleidiget war/
wenn solche offenbahr und wichtig befunden worden/ denn
Augustinus saget noch von seiner Zeit/ daß niemand von
der Gemeine ausgeschlossen worden/ wenn das Verbrechen
nicht ruchbar gewesen d). Diejenigen nun/ so sich mit gro-

ben
c) Die bey denen
Christen errich-
tete Zucht.
Plinius Epist. 97. Lib. X. Affirmabant autem, hanc fuisse
summam, vel culpae suae, vel erroris, quod essent soliti, stato die
ante lucem conuenire, carmenque Christo quasi Deo dicere secum
inuicem, seque sacramento, non in scelus aliquod obstringere,
sed ne furta, ne latrocinia, ne adulteria committerent, ne fidem
fallerent, ne depositum appellati abnegarent. Tertullianus
nen-
net dieses confoederatam disciplinam, eine durch Verträge errich-
tete Zucht. Diese ware der Grund der Ausstossung der Bösen,
und der öffentlichen Busse, welche wenn sie geschehen, die Kirche
das ihr zugefügte Unrecht wiederum vergeben, und die ausge-
stossenen wieder auf und angenommen hat. Vid. Boehmer cit. l.
diss.
III. §. 23. p. 109. seq.
d) Welche Ver-
brechen ge-
strafft worden.
Augustinus hom. 38. Nos a communione quenquam prohibere
non possumus, nisi aut sponte confessum, aut aliquo siue secula-
ri, siue ecclesiastico judicio nominatum atque conuictum.
Denn
was noch unbekannt ist, wird weder von geistlichen noch weltli-
chen

I. Abth. 1. Cap. Vom Urſprung der Macht
Apoſtoliſchen Gebrauch, ſondern aus beſonderen Vertraͤgen
hergeleitet wurde. Plinius erwehnet derſelben in folgen-
den Worten c): Sie ſagten, dieſes ſey das vornehmſte Stuͤck
ihres Verbrechens oder Jrrthum, daß ſie im Gebrauch gehabt,
an einem gewiſſen Tag vor der Sonnen Aufgang zuſammen
zukommen, und Chriſtum als einen GOtt gelobet, und ſich
auf das genaueſte verbunden, nicht daß ſie etwas uͤbels bege-
hen wolten, ſondern daß ſie nicht Diebſtahl, Straſſenraͤube-
rey, Ehebruch begiengen, daß ſie den Glauben und Treue nicht
braͤchen, daß ſie, was man ihnen zur Verwahrung gegeben,
wenn es gefordert wuͤrde, nicht verleugneten.
Durch dieſe
durch Vertraͤge aufgerichtete Zucht und Ordnung vergabe
die Kirche dieienigen Verbrechen/ damit ſie beleidiget war/
wenn ſolche offenbahr und wichtig befunden worden/ denn
Auguſtinus ſaget noch von ſeiner Zeit/ daß niemand von
der Gemeine ausgeſchloſſen worden/ wenn das Verbrechen
nicht ruchbar geweſen d). Diejenigen nun/ ſo ſich mit gro-

ben
c) Die bey denen
Chꝛiſten errich-
tete Zucht.
Plinius Epiſt. 97. Lib. X. Affirmabant autem, hanc fuiſſe
ſummam, vel culpæ ſuæ, vel erroris, quod eſſent ſoliti, ſtato die
ante lucem conuenire, carmenque Chriſto quaſi Deo dicere ſecum
inuicem, ſeque ſacramento, non in ſcelus aliquod obſtringere,
ſed ne furta, ne latrocinia, ne adulteria committerent, ne fidem
fallerent, ne depoſitum appellati abnegarent. Tertullianus
nen-
net dieſes confœderatam diſciplinam, eine durch Vertraͤge errich-
tete Zucht. Dieſe ware der Grund der Ausſtoſſung der Boͤſen,
und der oͤffentlichen Buſſe, welche wenn ſie geſchehen, die Kirche
das ihr zugefuͤgte Unrecht wiederum vergeben, und die ausge-
ſtoſſenen wieder auf und angenommen hat. Vid. Bœhmer cit. l.
diſſ.
III. §. 23. p. 109. ſeq.
d) Welche Ver-
brechen ge-
ſtrafft worden.
Auguſtinus hom. 38. Nos a communione quenquam prohibere
non poſſumus, niſi aut ſponte confeſſum, aut aliquo ſiue ſecula-
ri, ſiue eccleſiaſtico judicio nominatum atque conuictum.
Denn
was noch unbekannt iſt, wird weder von geiſtlichen noch weltli-
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[68/0087] I. Abth. 1. Cap. Vom Urſprung der Macht Apoſtoliſchen Gebrauch, ſondern aus beſonderen Vertraͤgen hergeleitet wurde. Plinius erwehnet derſelben in folgen- den Worten c): Sie ſagten, dieſes ſey das vornehmſte Stuͤck ihres Verbrechens oder Jrrthum, daß ſie im Gebrauch gehabt, an einem gewiſſen Tag vor der Sonnen Aufgang zuſammen zukommen, und Chriſtum als einen GOtt gelobet, und ſich auf das genaueſte verbunden, nicht daß ſie etwas uͤbels bege- hen wolten, ſondern daß ſie nicht Diebſtahl, Straſſenraͤube- rey, Ehebruch begiengen, daß ſie den Glauben und Treue nicht braͤchen, daß ſie, was man ihnen zur Verwahrung gegeben, wenn es gefordert wuͤrde, nicht verleugneten. Durch dieſe durch Vertraͤge aufgerichtete Zucht und Ordnung vergabe die Kirche dieienigen Verbrechen/ damit ſie beleidiget war/ wenn ſolche offenbahr und wichtig befunden worden/ denn Auguſtinus ſaget noch von ſeiner Zeit/ daß niemand von der Gemeine ausgeſchloſſen worden/ wenn das Verbrechen nicht ruchbar geweſen d). Diejenigen nun/ ſo ſich mit gro- ben c) Plinius Epiſt. 97. Lib. X. Affirmabant autem, hanc fuiſſe ſummam, vel culpæ ſuæ, vel erroris, quod eſſent ſoliti, ſtato die ante lucem conuenire, carmenque Chriſto quaſi Deo dicere ſecum inuicem, ſeque ſacramento, non in ſcelus aliquod obſtringere, ſed ne furta, ne latrocinia, ne adulteria committerent, ne fidem fallerent, ne depoſitum appellati abnegarent. Tertullianus nen- net dieſes confœderatam diſciplinam, eine durch Vertraͤge errich- tete Zucht. Dieſe ware der Grund der Ausſtoſſung der Boͤſen, und der oͤffentlichen Buſſe, welche wenn ſie geſchehen, die Kirche das ihr zugefuͤgte Unrecht wiederum vergeben, und die ausge- ſtoſſenen wieder auf und angenommen hat. Vid. Bœhmer cit. l. diſſ. III. §. 23. p. 109. ſeq. d) Auguſtinus hom. 38. Nos a communione quenquam prohibere non poſſumus, niſi aut ſponte confeſſum, aut aliquo ſiue ſecula- ri, ſiue eccleſiaſtico judicio nominatum atque conuictum. Denn was noch unbekannt iſt, wird weder von geiſtlichen noch weltli- chen

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/87>, abgerufen am 27.11.2024.