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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Studio in der Theologie.
len die Sache davon die Rede ist/ beweisen. Dennoch räu-
men sich solche öffters dazu/ wie ein Federbusch auf ein
Priester-Mützgen. Dennoch soll man denen Studenten das
Canonische Recht erklären. Man soll ihnen weisen/ wie
weit es bey uns beobachtet wird. (a) Man soll die ankle-
benden Mängel/
und wie diese auch in denen protestirenden
Landen
eingeschlichen/ eröffnen. (b) Man soll dieselben zu
heben trachten/ und darzu dienliche Mittel vorschlagen/ u.
s. w. Aber wie kan ein Professor solches bewerckstelligen/
wenn er in der Theologle keinen Grund gelegt?

§. XXXV.

Die Papisten haben diese WahrheitDas Jus Ca-
uonicum

kan ohne

mehr als zuwohl eingesehen. Dieser wegen sind unter ih-

nen
(a) Wie weit das Canonische Recht bey denen Protestirenden im GebrauchWie weit das
Canonische
Recht recipirt.

sind verschiedene Meinungen. Struv, Linck, Rhetius und andere haben
es in gewisse Capitel einschliessen wollen. Allein alle irren. Vor der
Reformation, ware das Canonische Recht völlig eingeführet. Wie
weit solches nach der Reformation eingeschrencket worden, ist nicht so
klar, als sich viele einbilden. Andere haben gewisse Reguln gesetzet, aber
die Sache nicht besser getroffen. Die Meinung des Herrn Hoffrath
Boehmers, in dissert. praelimin. ad Schilt. instit. jur. can. gefällt mir am
besten. Er saget zwar das canonische Recht, sey überhaupt behalten
worden. Dieses ist aber nur darum geschehen, zu weisen, daß man
die Observantz desselben in keine gewisse Capitel einschliessen könne. Sonst
saget er müste man es nicht gantz verwerffen, noch dessen Decisionibus,
ohne Untersuchung folgen.
(b) Bald hat man die Schlüsse so unmittelbahr aus solchen Gründen fol-Die Protesti-
rende haben
aus dem Cano-
ni
schen Recht
vieles behalten
so aus irrigen
Gründen flief-
fet.

gen, welche mit unsern Glaubens-Sätzen streiten, bey behalten; Bald ei-
nige Principia genommen, und die Schlüsse so daraus folgen, verworf-
fen. Was vor Schlüsse man aus dem Grunde beybehalten, daß der Ehe-
stand ein Sacrament hat der seel. Joh. Sam. Stryck, de reliquis sacram,
in caus. matrim.
gewiesen. Was man zu Wittenberg dawieder vorge-
bracht, ist von keiner Erheblichkeit und lässet sich leicht beantworten.
Es sind noch viele Materien, da man ein gleiches zeigen könte. Jn meinem
Tractat de Simoniae crimine habe dergleichen Schnitzer auch gewiesen.
Jn gegenwärtigen Werck, wird man ebenfalls verschiedenes finden.
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Studio in der Theologie.
len die Sache davon die Rede iſt/ beweiſen. Dennoch raͤu-
men ſich ſolche oͤffters dazu/ wie ein Federbuſch auf ein
Prieſter-Muͤtzgen. Dennoch ſoll man denen Studenten das
Canoniſche Recht erklaͤren. Man ſoll ihnen weiſen/ wie
weit es bey uns beobachtet wird. (a) Man ſoll die ankle-
benden Maͤngel/
und wie dieſe auch in denen proteſtirenden
Landen
eingeſchlichen/ eroͤffnen. (b) Man ſoll dieſelben zu
heben trachten/ und darzu dienliche Mittel vorſchlagen/ u.
ſ. w. Aber wie kan ein Profeſſor ſolches bewerckſtelligen/
wenn er in der Theologle keinen Grund gelegt?

§. XXXV.

Die Papiſten haben dieſe WahrheitDas Jus Ca-
uonicum

kan ohne

mehr als zuwohl eingeſehen. Dieſer wegen ſind unter ih-

nen
(a) Wie weit das Canoniſche Recht bey denen Proteſtirenden im GebrauchWie weit das
Canoniſche
Recht recipirt.

ſind verſchiedene Meinungen. Struv, Linck, Rhetius und andere haben
es in gewiſſe Capitel einſchlieſſen wollen. Allein alle irren. Vor der
Reformation, ware das Canoniſche Recht voͤllig eingefuͤhret. Wie
weit ſolches nach der Reformation eingeſchrencket worden, iſt nicht ſo
klar, als ſich viele einbilden. Andere haben gewiſſe Reguln geſetzet, aber
die Sache nicht beſſer getroffen. Die Meinung des Herrn Hoffrath
Bœhmers, in diſſert. prælimin. ad Schilt. inſtit. jur. can. gefaͤllt mir am
beſten. Er ſaget zwar das canoniſche Recht, ſey uͤberhaupt behalten
worden. Dieſes iſt aber nur darum geſchehen, zu weiſen, daß man
die Obſervantz deſſelben in keine gewiſſe Capitel einſchlieſſen koͤnne. Sonſt
ſaget er muͤſte man es nicht gantz verwerffen, noch deſſen Deciſionibus,
ohne Unterſuchung folgen.
(b) Bald hat man die Schluͤſſe ſo unmittelbahr aus ſolchen Gruͤnden fol-Die Proteſti-
rende haben
aus dem Cano-
ni
ſchen Recht
vieles behalten
ſo aus irrigen
Gruͤnden flief-
fet.

gen, welche mit unſern Glaubens-Saͤtzen ſtreiten, bey behalten; Bald ei-
nige Principia genommen, und die Schluͤſſe ſo daraus folgen, verworf-
fen. Was vor Schluͤſſe man aus dem Grunde beybehalten, daß der Ehe-
ſtand ein Sacrament hat der ſeel. Joh. Sam. Stryck, de reliquis ſacram,
in cauſ. matrim.
gewieſen. Was man zu Wittenberg dawieder vorge-
bracht, iſt von keiner Erheblichkeit und laͤſſet ſich leicht beantworten.
Es ſind noch viele Materien, da man ein gleiches zeigen koͤnte. Jn meinem
Tractat de Simoniæ crimine habe dergleichen Schnitzer auch gewieſen.
Jn gegenwaͤrtigen Werck, wird man ebenfalls verſchiedenes finden.
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[45/0064] Studio in der Theologie. len die Sache davon die Rede iſt/ beweiſen. Dennoch raͤu- men ſich ſolche oͤffters dazu/ wie ein Federbuſch auf ein Prieſter-Muͤtzgen. Dennoch ſoll man denen Studenten das Canoniſche Recht erklaͤren. Man ſoll ihnen weiſen/ wie weit es bey uns beobachtet wird. (a) Man ſoll die ankle- benden Maͤngel/ und wie dieſe auch in denen proteſtirenden Landen eingeſchlichen/ eroͤffnen. (b) Man ſoll dieſelben zu heben trachten/ und darzu dienliche Mittel vorſchlagen/ u. ſ. w. Aber wie kan ein Profeſſor ſolches bewerckſtelligen/ wenn er in der Theologle keinen Grund gelegt? §. XXXV. Die Papiſten haben dieſe Wahrheit mehr als zuwohl eingeſehen. Dieſer wegen ſind unter ih- nen Das Jus Ca- uonicum kan ohne (a) Wie weit das Canoniſche Recht bey denen Proteſtirenden im Gebrauch ſind verſchiedene Meinungen. Struv, Linck, Rhetius und andere haben es in gewiſſe Capitel einſchlieſſen wollen. Allein alle irren. Vor der Reformation, ware das Canoniſche Recht voͤllig eingefuͤhret. Wie weit ſolches nach der Reformation eingeſchrencket worden, iſt nicht ſo klar, als ſich viele einbilden. Andere haben gewiſſe Reguln geſetzet, aber die Sache nicht beſſer getroffen. Die Meinung des Herrn Hoffrath Bœhmers, in diſſert. prælimin. ad Schilt. inſtit. jur. can. gefaͤllt mir am beſten. Er ſaget zwar das canoniſche Recht, ſey uͤberhaupt behalten worden. Dieſes iſt aber nur darum geſchehen, zu weiſen, daß man die Obſervantz deſſelben in keine gewiſſe Capitel einſchlieſſen koͤnne. Sonſt ſaget er muͤſte man es nicht gantz verwerffen, noch deſſen Deciſionibus, ohne Unterſuchung folgen. (b) Bald hat man die Schluͤſſe ſo unmittelbahr aus ſolchen Gruͤnden fol- gen, welche mit unſern Glaubens-Saͤtzen ſtreiten, bey behalten; Bald ei- nige Principia genommen, und die Schluͤſſe ſo daraus folgen, verworf- fen. Was vor Schluͤſſe man aus dem Grunde beybehalten, daß der Ehe- ſtand ein Sacrament hat der ſeel. Joh. Sam. Stryck, de reliquis ſacram, in cauſ. matrim. gewieſen. Was man zu Wittenberg dawieder vorge- bracht, iſt von keiner Erheblichkeit und laͤſſet ſich leicht beantworten. Es ſind noch viele Materien, da man ein gleiches zeigen koͤnte. Jn meinem Tractat de Simoniæ crimine habe dergleichen Schnitzer auch gewieſen. Jn gegenwaͤrtigen Werck, wird man ebenfalls verſchiedenes finden. f 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/64>, abgerufen am 22.12.2024.