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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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anderer beym Beicht-Wesen vorkommender Sachen.
Pfennig nicht kan gefordert werden; so werden doch weni-
ge seyn/ die dieses honorarium nicht entrichten. Darum
ist allerdings Vorsehung zu thun/ daß niemand durch Un-
terlassung der Beichte/ oder Aenderung des ordentlichen
Beicht-Vaters/ jemand etwas entziehe/ was er ihm son-
sten gelieffert c).

§. VII.

Daß ein Fürste/ wo die privat-Beichte imOb ein Für-
ste den
Beicht-

Vater an-
halten kön-
ne, die
Beichte zu
eröffnen.

Gebrauch ist/ diejenigen/ so aus der Beichte schwatzen/ scharf
bestraffet/ ist allerdings recht und billig. Es ist auch die-
ses die gröste Billigkeit/ daß er nicht gestattet/ wenn die
Unter-Obrigkeit/ einen Priester wegen des gebeichteten
zum Zeugnüß zwingen will. Allein diese Verschwiegenheit
rühret aus menschlicher Ordnung her. Menschliche Ge-
setze müssen nach dem Nutzen des gemeinen Wesens er-
kläret werden. Darum kan ein Fürste/ wenn wichtige
Ursachen
vorhanden/ einen Beicht-Vater zur Aussage an-
halten
a). Die privat-Beichte wird dadurch an sich selbst

nicht
c) Dieses hat auch der verstorbene König in Preussen, Friderich,Königl. Preus-
sisches rescript.

expreß befohlen, da einer seiner Räthe und Ober Amtleute, bey
einem andern gebeichtet. Jhr werdet aus dem Anschluß er-
sehen, welcher gestalt unser Rath und Ober Amtmann zu

C. I. P. V. P. bey uns angehalten, daß ihm erlaubet werden
möchte, bey dem vorstädtischen Pfarrherr zu
C. M. H. und
nicht
praecise bey dem Prediger in der Stadt und In-
specto
re M. H. zur Beichte und Abendmahl zu gehen. Aus-
ser dem nun, daß in dergleichen Dingen unter denen Evan-
gelischen einem jeden billig seine Christliche Freyheit gelas-
sen werden muß, sonderlich wenn denen Predigern dadurch
an ihren
accidentien, weßhalb sich der supplicant mit dem In-
specto
re abfinden will, nichts abgehet re.
a) Bey solchen Umständen, soll ein Beicht-Vater der hohen Lan-Wie sich die
Priester dabey
aufzuführen.

des-Obrigkeit allerdings gehorsamen. Zwar erhellet aus dem-
jenigen,
(Recht der Beicht-Stühle.) c c c

anderer beym Beicht-Weſen vorkommender Sachen.
Pfennig nicht kan gefordert werden; ſo werden doch weni-
ge ſeyn/ die dieſes honorarium nicht entrichten. Darum
iſt allerdings Vorſehung zu thun/ daß niemand durch Un-
terlaſſung der Beichte/ oder Aenderung des ordentlichen
Beicht-Vaters/ jemand etwas entziehe/ was er ihm ſon-
ſten gelieffert c).

§. VII.

Daß ein Fuͤrſte/ wo die privat-Beichte imOb ein Fuͤr-
ſte den
Beicht-

Vater an-
halten koͤn-
ne, die
Beichte zu
eroͤffnen.

Gebrauch iſt/ diejenigen/ ſo aus der Beichte ſchwatzen/ ſcharf
beſtraffet/ iſt allerdings recht und billig. Es iſt auch die-
ſes die groͤſte Billigkeit/ daß er nicht geſtattet/ wenn die
Unter-Obrigkeit/ einen Prieſter wegen des gebeichteten
zum Zeugnuͤß zwingen will. Allein dieſe Verſchwiegenheit
ruͤhret aus menſchlicher Ordnung her. Menſchliche Ge-
ſetze muͤſſen nach dem Nutzen des gemeinen Weſens er-
klaͤret werden. Darum kan ein Fuͤrſte/ wenn wichtige
Urſachen
vorhanden/ einen Beicht-Vater zur Auſſage an-
halten
a). Die privat-Beichte wird dadurch an ſich ſelbſt

nicht
c) Dieſes hat auch der verſtorbene Koͤnig in Preuſſen, Friderich,Koͤnigl. Preuſ-
ſiſches reſcript.

expreß befohlen, da einer ſeiner Raͤthe und Ober Amtleute, bey
einem andern gebeichtet. Jhr werdet aus dem Anſchluß er-
ſehen, welcher geſtalt unſer Rath und Ober Amtmann zu

C. I. P. V. P. bey uns angehalten, daß ihm erlaubet werden
moͤchte, bey dem vorſtaͤdtiſchen Pfarrherr zu
C. M. H. und
nicht
præciſe bey dem Prediger in der Stadt und In-
ſpecto
re M. H. zur Beichte und Abendmahl zu gehen. Auſ-
ſer dem nun, daß in dergleichen Dingen unter denen Evan-
geliſchen einem jeden billig ſeine Chriſtliche Freyheit gelaſ-
ſen werden muß, ſonderlich wenn denen Predigern dadurch
an ihren
accidentien, weßhalb ſich der ſupplicant mit dem In-
ſpecto
re abfinden will, nichts abgehet ꝛe.
a) Bey ſolchen Umſtaͤnden, ſoll ein Beicht-Vater der hohen Lan-Wie ſich die
Prieſter dabey
aufzufuͤhren.

des-Obrigkeit allerdings gehorſamen. Zwar erhellet aus dem-
jenigen,
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) c c c
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[385/0404] anderer beym Beicht-Weſen vorkommender Sachen. Pfennig nicht kan gefordert werden; ſo werden doch weni- ge ſeyn/ die dieſes honorarium nicht entrichten. Darum iſt allerdings Vorſehung zu thun/ daß niemand durch Un- terlaſſung der Beichte/ oder Aenderung des ordentlichen Beicht-Vaters/ jemand etwas entziehe/ was er ihm ſon- ſten gelieffert c). §. VII. Daß ein Fuͤrſte/ wo die privat-Beichte im Gebrauch iſt/ diejenigen/ ſo aus der Beichte ſchwatzen/ ſcharf beſtraffet/ iſt allerdings recht und billig. Es iſt auch die- ſes die groͤſte Billigkeit/ daß er nicht geſtattet/ wenn die Unter-Obrigkeit/ einen Prieſter wegen des gebeichteten zum Zeugnuͤß zwingen will. Allein dieſe Verſchwiegenheit ruͤhret aus menſchlicher Ordnung her. Menſchliche Ge- ſetze muͤſſen nach dem Nutzen des gemeinen Weſens er- klaͤret werden. Darum kan ein Fuͤrſte/ wenn wichtige Urſachen vorhanden/ einen Beicht-Vater zur Auſſage an- halten a). Die privat-Beichte wird dadurch an ſich ſelbſt nicht Ob ein Fuͤr- ſte den Beicht- Vater an- halten koͤn- ne, die Beichte zu eroͤffnen. c) Dieſes hat auch der verſtorbene Koͤnig in Preuſſen, Friderich, expreß befohlen, da einer ſeiner Raͤthe und Ober Amtleute, bey einem andern gebeichtet. Jhr werdet aus dem Anſchluß er- ſehen, welcher geſtalt unſer Rath und Ober Amtmann zu C. I. P. V. P. bey uns angehalten, daß ihm erlaubet werden moͤchte, bey dem vorſtaͤdtiſchen Pfarrherr zu C. M. H. und nicht præciſe bey dem Prediger in der Stadt und In- ſpectore M. H. zur Beichte und Abendmahl zu gehen. Auſ- ſer dem nun, daß in dergleichen Dingen unter denen Evan- geliſchen einem jeden billig ſeine Chriſtliche Freyheit gelaſ- ſen werden muß, ſonderlich wenn denen Predigern dadurch an ihren accidentien, weßhalb ſich der ſupplicant mit dem In- ſpectore abfinden will, nichts abgehet ꝛe. a) Bey ſolchen Umſtaͤnden, ſoll ein Beicht-Vater der hohen Lan- des-Obrigkeit allerdings gehorſamen. Zwar erhellet aus dem- jenigen, (Recht der Beicht-Stuͤhle.) c c c

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/404>, abgerufen am 21.11.2024.