Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.bey den Beicht-Stühlen überhaupt. gar wohl anbefehlen/ daß man vor die hochtrabenden ab-solutions-Formuln/ andere gebrauche/ davon schon oben gehandelt. Und da berühmte Theologi der Meinung sind/ daß man bey Beybehaltung der Beichte denen Leuten allen Aberglauben benehmen müsse/ so sie daran hätten c); So halte dafür/ daß die Aenderung der Beicht-Formul ein vieles dazu contribuiren würde. Das den, was man öffentlich lehren soll. Denn durch das dispu- tiren und zancken der Geistlichkeit sind öffters grosse Unruhen an- gerichtet worden. c) Jch beruffe mich wieder auf den seel. Spener. Dieser hat inSpeners aber-
mahliges Ur- theil von denen Beicht-Stüh- len. seinen Theologischen Bedencken Vol. vlt. Part. I. cap. 2. art. 6. sect. 6. p. 557. folgende Worte einfliessen lassen. Jm übrigen blei- bet dieses auch unwiedersprechlich, daß man bey aller Bey- behaltung des Beicht-Stuhls, denen Leuten allen Aber- glauben, welchen sie an demselben fassen mögen, mit allem Fleiß und Ernst benehme, absonderlich, wenn sie die Ver- gebung der Sünden daran binden, da ihnen hingegen zu zeigen, daß die Vergebung weder allezeit in dem Beicht- Stuhl erlanget werde, noch allein in demselben geschehe: sondern daß eines theils deren unzehlig viel zu dem Beicht- Stuhl kommen, an denen die absolution aus ihrer Schuld unkräfftig, ja die meiste würdige, nicht erst in dem Beicht- Stuhl die wahrhafftige Vergebung ihrer Sünden, mit dero sie vielmehr Krafft ihres Glaubens und Busse zu dem- selben kommen, empfangen, als welches eigentlich nur von denjenigen gesagt werden kan, welche, da sie noch in Sün- den gebunden, zu dem Beicht-Stuhl gekommen, erst in demselben zu wahrer Buß gerührt worden wären. Da- her ihnen allein eine Versicherung solcher Vergebung als- dann zukommet; Und andern theils, daß man auch aus- ser dem Beicht-Stuhl, so offt man sich in Buß und Glau- ben zu GOTT dem HERRN wendet, der kräfftigsten Vergebung theilhafftig werde: also hänge alle Verge- bung bey den Beicht-Stuͤhlen uͤberhaupt. gar wohl anbefehlen/ daß man vor die hochtrabenden ab-ſolutions-Formuln/ andere gebrauche/ davon ſchon oben gehandelt. Und da beruͤhmte Theologi der Meinung ſind/ daß man bey Beybehaltung der Beichte denen Leuten allen Aberglauben benehmen muͤſſe/ ſo ſie daran haͤtten c); So halte dafuͤr/ daß die Aenderung der Beicht-Formul ein vieles dazu contribuiren wuͤrde. Das den, was man oͤffentlich lehren ſoll. Denn durch das diſpu- tiren und zancken der Geiſtlichkeit ſind oͤffters groſſe Unruhen an- gerichtet worden. c) Jch beruffe mich wieder auf den ſeel. Spener. Dieſer hat inSpeners aber-
mahliges Ur- theil von denen Beicht-Stuͤh- len. ſeinen Theologiſchen Bedencken Vol. vlt. Part. I. cap. 2. art. 6. ſect. 6. p. 557. folgende Worte einflieſſen laſſen. Jm uͤbrigen blei- bet dieſes auch unwiederſprechlich, daß man bey aller Bey- behaltung des Beicht-Stuhls, denen Leuten allen Aber- glauben, welchen ſie an demſelben faſſen moͤgen, mit allem Fleiß und Ernſt benehme, abſonderlich, wenn ſie die Ver- gebung der Suͤnden daran binden, da ihnen hingegen zu zeigen, daß die Vergebung weder allezeit in dem Beicht- Stuhl erlanget werde, noch allein in demſelben geſchehe: ſondern daß eines theils deren unzehlig viel zu dem Beicht- Stuhl kommen, an denen die abſolution aus ihrer Schuld unkraͤfftig, ja die meiſte wuͤrdige, nicht erſt in dem Beicht- Stuhl die wahrhafftige Vergebung ihrer Suͤnden, mit dero ſie vielmehr Krafft ihres Glaubens und Buſſe zu dem- ſelben kommen, empfangen, als welches eigentlich nur von denjenigen geſagt werden kan, welche, da ſie noch in Suͤn- den gebunden, zu dem Beicht-Stuhl gekommen, erſt in demſelben zu wahrer Buß geruͤhrt worden waͤren. Da- her ihnen allein eine Verſicherung ſolcher Vergebung als- dann zukommet; Und andern theils, daß man auch auſ- ſer dem Beicht-Stuhl, ſo offt man ſich in Buß und Glau- ben zu GOTT dem HERRN wendet, der kraͤfftigſten Vergebung theilhafftig werde: alſo haͤnge alle Verge- bung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0394" n="375"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bey den Beicht-Stuͤhlen uͤberhaupt.</hi></fw><lb/> gar wohl anbefehlen/ daß man vor die hochtrabenden <hi rendition="#aq">ab-<lb/> ſolutio</hi>ns-Formuln/ andere gebrauche/ davon ſchon oben<lb/> gehandelt. Und da beruͤhmte <hi rendition="#aq">Theologi</hi> der Meinung<lb/> ſind/ daß man bey Beybehaltung der Beichte denen Leuten<lb/> allen <hi rendition="#fr">Aberglauben</hi> benehmen muͤſſe/ ſo ſie daran haͤtten <note xml:id="i66" next="#i67" place="foot" n="c)">Jch beruffe mich wieder auf den ſeel. Spener. Dieſer hat in<note place="right">Speners aber-<lb/> mahliges Ur-<lb/> theil von denen<lb/> Beicht-Stuͤh-<lb/> len.</note><lb/> ſeinen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologi</hi></hi><hi rendition="#fr">ſchen Bedencken</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vol. vlt. Part. I. cap. 2. art. 6. ſect.<lb/> 6. p. 557.</hi></hi> folgende Worte einflieſſen laſſen. <hi rendition="#fr">Jm uͤbrigen blei-<lb/> bet dieſes auch unwiederſprechlich, daß man bey aller Bey-<lb/> behaltung des Beicht-Stuhls, denen Leuten allen Aber-<lb/> glauben, welchen ſie an demſelben faſſen moͤgen, mit allem<lb/> Fleiß und Ernſt benehme, abſonderlich, wenn ſie die Ver-<lb/> gebung der Suͤnden daran binden, da ihnen hingegen zu<lb/> zeigen, daß die Vergebung weder allezeit in dem Beicht-<lb/> Stuhl erlanget werde, noch allein in demſelben geſchehe:<lb/> ſondern daß eines theils deren unzehlig viel zu dem Beicht-<lb/> Stuhl kommen, an denen die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">abſolution</hi></hi> <hi rendition="#fr">aus ihrer Schuld<lb/> unkraͤfftig, ja die meiſte wuͤrdige, nicht erſt in dem Beicht-<lb/> Stuhl die wahrhafftige Vergebung ihrer Suͤnden, mit<lb/> dero ſie vielmehr Krafft ihres Glaubens und Buſſe zu dem-<lb/> ſelben kommen, empfangen, als welches eigentlich nur von<lb/> denjenigen geſagt werden kan, welche, da ſie noch in Suͤn-<lb/> den gebunden, zu dem Beicht-Stuhl gekommen, erſt in<lb/> demſelben zu wahrer Buß geruͤhrt worden waͤren. Da-<lb/> her ihnen allein eine Verſicherung ſolcher Vergebung als-<lb/> dann zukommet; Und andern theils, daß man auch auſ-<lb/> ſer dem Beicht-Stuhl, ſo offt man ſich in Buß und Glau-<lb/> ben zu GOTT dem HERRN wendet, der kraͤfftigſten<lb/> Vergebung theilhafftig werde: alſo haͤnge alle Verge-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">bung</hi></fw></note>;<lb/> So halte dafuͤr/ daß die <hi rendition="#fr">Aenderung der Beicht-Formul</hi> ein<lb/> vieles dazu <hi rendition="#aq">contribui</hi>ren wuͤrde.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/> <p> <note xml:id="i65" prev="#i64" place="foot" n="(b)">den, was man oͤffentlich lehren ſoll. Denn durch das <hi rendition="#aq">diſpu-<lb/> ti</hi>ren und zancken der Geiſtlichkeit ſind oͤffters groſſe Unruhen an-<lb/> gerichtet worden.</note> </p> </div> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [375/0394]
bey den Beicht-Stuͤhlen uͤberhaupt.
gar wohl anbefehlen/ daß man vor die hochtrabenden ab-
ſolutions-Formuln/ andere gebrauche/ davon ſchon oben
gehandelt. Und da beruͤhmte Theologi der Meinung
ſind/ daß man bey Beybehaltung der Beichte denen Leuten
allen Aberglauben benehmen muͤſſe/ ſo ſie daran haͤtten c);
So halte dafuͤr/ daß die Aenderung der Beicht-Formul ein
vieles dazu contribuiren wuͤrde.
Das
(b)
c) Jch beruffe mich wieder auf den ſeel. Spener. Dieſer hat in
ſeinen Theologiſchen Bedencken Vol. vlt. Part. I. cap. 2. art. 6. ſect.
6. p. 557. folgende Worte einflieſſen laſſen. Jm uͤbrigen blei-
bet dieſes auch unwiederſprechlich, daß man bey aller Bey-
behaltung des Beicht-Stuhls, denen Leuten allen Aber-
glauben, welchen ſie an demſelben faſſen moͤgen, mit allem
Fleiß und Ernſt benehme, abſonderlich, wenn ſie die Ver-
gebung der Suͤnden daran binden, da ihnen hingegen zu
zeigen, daß die Vergebung weder allezeit in dem Beicht-
Stuhl erlanget werde, noch allein in demſelben geſchehe:
ſondern daß eines theils deren unzehlig viel zu dem Beicht-
Stuhl kommen, an denen die abſolution aus ihrer Schuld
unkraͤfftig, ja die meiſte wuͤrdige, nicht erſt in dem Beicht-
Stuhl die wahrhafftige Vergebung ihrer Suͤnden, mit
dero ſie vielmehr Krafft ihres Glaubens und Buſſe zu dem-
ſelben kommen, empfangen, als welches eigentlich nur von
denjenigen geſagt werden kan, welche, da ſie noch in Suͤn-
den gebunden, zu dem Beicht-Stuhl gekommen, erſt in
demſelben zu wahrer Buß geruͤhrt worden waͤren. Da-
her ihnen allein eine Verſicherung ſolcher Vergebung als-
dann zukommet; Und andern theils, daß man auch auſ-
ſer dem Beicht-Stuhl, ſo offt man ſich in Buß und Glau-
ben zu GOTT dem HERRN wendet, der kraͤfftigſten
Vergebung theilhafftig werde: alſo haͤnge alle Verge-
bung
(b) den, was man oͤffentlich lehren ſoll. Denn durch das diſpu-
tiren und zancken der Geiſtlichkeit ſind oͤffters groſſe Unruhen an-
gerichtet worden.
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