Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.III. Abth. I. Cap. Vom Recht der Consistorien und Ange-ben bey dem Beicht- Vater, vor der Beichte.die Consistoria dergleichen Gewalt nicht anmassen a). Es ist auch an etlichen Orten der Gebrauch/ daß die Leute/ so zur Beichte gehen wollen/ sich vorhero bey dem Beicht- Vater melden müssen. Diese Gewohnheit ist nicht zu ver- werffen. Ein Beicht-Vater kan sodann/ wenn er etwas von dem Beicht-Kind in Erfahrung gebracht/ Gelegen- heit nehmen/ mit solchem daraus zu reden. Jch übergehe mit Willen andere Vortheile/ so man hieraus ziehen kan/ und sich zu erhalten verspricht. Können nun die Consi- storia solchen Gebrauch einführen? Jch sage ja darzu aus folgenden Gründen. Das Consistorium hat die Ober-Auf- sicht auf der Leute Thun und Lassen. Jhm stehet eine cen- sura morum zu. Diese hatte ehemahls das presbyteri- um b). Da aber an denen meisten Orten keine Presbyte- ria a) Es wird gemeiniglich auch sodann nach einem besondern Predi- ger umgesehen. Dieser muß besoldet werden. Alle solche Sa- chen aber können ohne Einwilligung und Vorbewust der hohen Landes-Obrigkeit nicht vorgenommen werden. b) Anmerckung
von dem Pres- byterio.Es würde zu weitläufftig fallen von denen alten Presbyteriis viel zu melden. Es haben es schon andere gethan. Jch geden- cke nur, daß solche in Holland unter denen Reformirten in Franck- reich und Teutschland, zu Straßburg, und anderwärts im Ge- brauch sind. Jn der Casselischen Kirchen-Ordnung, wird tit. I. gemeldet, was man durch das Presbyterium verstehe. Durchs Presbyterium, lauten die Worte, oder den ältesten Rath wird dieses und anders nichts verstanden, denn daß neben den Kirchen-Dienern jedes Orts etliche gewisse Personen zu Aeltesten und Aufsehern der Christlichen Gemeine jährlich erwählet werden, welche an statt der gantzen Gemeine, zu gewissen Zeiten, nachdem es die Noth ersordert, zusam- men kommen, und was sich in Lehr und Leben für Aer- gernüß in der Gemeine zutragen, sich dieselbige zu verbes- sern und abzuschaffen mit einander unterreden, auch Ver- mahnung III. Abth. I. Cap. Vom Recht der Conſiſtorien und Ange-ben bey dem Beicht- Vater, vor der Beichte.die Conſiſtoria dergleichen Gewalt nicht anmaſſen a). Es iſt auch an etlichen Orten der Gebrauch/ daß die Leute/ ſo zur Beichte gehen wollen/ ſich vorhero bey dem Beicht- Vater melden muͤſſen. Dieſe Gewohnheit iſt nicht zu ver- werffen. Ein Beicht-Vater kan ſodann/ wenn er etwas von dem Beicht-Kind in Erfahrung gebracht/ Gelegen- heit nehmen/ mit ſolchem daraus zu reden. Jch uͤbergehe mit Willen andere Vortheile/ ſo man hieraus ziehen kan/ und ſich zu erhalten verſpricht. Koͤnnen nun die Conſi- ſtoria ſolchen Gebrauch einfuͤhren? Jch ſage ja darzu aus folgenden Gruͤnden. Das Conſiſtorium hat die Ober-Auf- ſicht auf der Leute Thun und Laſſen. Jhm ſtehet eine cen- ſura morum zu. Dieſe hatte ehemahls das presbyteri- um b). Da aber an denen meiſten Orten keine Presbyte- ria a) Es wird gemeiniglich auch ſodann nach einem beſondern Predi- ger umgeſehen. Dieſer muß beſoldet werden. Alle ſolche Sa- chen aber koͤnnen ohne Einwilligung und Vorbewuſt der hohen Landes-Obrigkeit nicht vorgenommen werden. b) Anmerckung
von dem Pres- byterio.Es wuͤrde zu weitlaͤufftig fallen von denen alten Presbyteriis viel zu melden. Es haben es ſchon andere gethan. Jch geden- cke nur, daß ſolche in Holland unter denen Reformirten in Franck- reich und Teutſchland, zu Straßburg, und anderwaͤrts im Ge- brauch ſind. Jn der Caſſeliſchen Kirchen-Ordnung, wird tit. I. gemeldet, was man durch das Presbyterium verſtehe. Durchs Presbyterium, lauten die Worte, oder den aͤlteſten Rath wird dieſes und anders nichts verſtanden, denn daß neben den Kirchen-Dienern jedes Orts etliche gewiſſe Perſonen zu Aelteſten und Aufſehern der Chriſtlichen Gemeine jaͤhrlich erwaͤhlet werden, welche an ſtatt der gantzen Gemeine, zu gewiſſen Zeiten, nachdem es die Noth erſordert, zuſam- men kommen, und was ſich in Lehr und Leben fuͤr Aer- gernuͤß in der Gemeine zutragen, ſich dieſelbige zu verbeſ- ſern und abzuſchaffen mit einander unterreden, auch Ver- mahnung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0371" n="352"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">I.</hi> Cap. Vom Recht der <hi rendition="#aq">Conſiſtori</hi>en</hi></fw><lb/><note place="left">und Ange-<lb/> ben bey dem<lb/><hi rendition="#g">Beicht-</hi><lb/> Vater, vor<lb/> der Beichte.</note>die <hi rendition="#aq">Conſiſtoria</hi> dergleichen Gewalt nicht anmaſſen <note place="foot" n="a)">Es wird gemeiniglich auch ſodann nach einem beſondern Predi-<lb/> ger umgeſehen. Dieſer muß beſoldet werden. Alle ſolche Sa-<lb/> chen aber koͤnnen ohne Einwilligung und Vorbewuſt der hohen<lb/> Landes-Obrigkeit nicht vorgenommen werden.</note>. Es<lb/> iſt auch an etlichen Orten der Gebrauch/ daß die Leute/ ſo<lb/> zur Beichte gehen wollen/ ſich vorhero bey dem Beicht-<lb/> Vater melden muͤſſen. Dieſe Gewohnheit iſt nicht zu ver-<lb/> werffen. Ein Beicht-Vater kan ſodann/ wenn er etwas<lb/> von dem Beicht-Kind in Erfahrung gebracht/ Gelegen-<lb/> heit nehmen/ mit ſolchem daraus zu reden. Jch uͤbergehe<lb/> mit Willen andere Vortheile/ ſo man hieraus ziehen kan/<lb/> und ſich zu erhalten verſpricht. Koͤnnen nun die <hi rendition="#aq">Conſi-<lb/> ſtoria</hi> ſolchen Gebrauch einfuͤhren? Jch ſage ja darzu aus<lb/> folgenden Gruͤnden. Das <hi rendition="#aq">Conſiſtorium</hi> hat die Ober-Auf-<lb/> ſicht auf der Leute Thun und Laſſen. Jhm ſtehet eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cen-<lb/> ſura morum</hi></hi> zu. Dieſe hatte ehemahls das <hi rendition="#aq">presbyteri-<lb/> um</hi> <note xml:id="i47" next="#i48" place="foot" n="b)"><note place="left">Anmerckung<lb/> von dem <hi rendition="#aq">Pres-<lb/> byterio.</hi></note>Es wuͤrde zu weitlaͤufftig fallen von denen alten <hi rendition="#aq">Presbyteriis</hi><lb/> viel zu melden. Es haben es ſchon andere gethan. Jch geden-<lb/> cke nur, daß ſolche in Holland unter denen <hi rendition="#aq">Reformir</hi>ten in Franck-<lb/> reich und Teutſchland, zu Straßburg, und anderwaͤrts im Ge-<lb/> brauch ſind. Jn der Caſſeliſchen Kirchen-Ordnung, wird <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tit. I.</hi></hi><lb/> gemeldet, was man durch das <hi rendition="#aq">Presbyterium</hi> verſtehe. <hi rendition="#fr">Durchs</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Presbyterium,</hi></hi> lauten die Worte, <hi rendition="#fr">oder den aͤlteſten Rath wird<lb/> dieſes und anders nichts verſtanden, denn daß neben den<lb/> Kirchen-Dienern jedes Orts etliche gewiſſe Perſonen zu<lb/> Aelteſten und Aufſehern der Chriſtlichen Gemeine jaͤhrlich<lb/> erwaͤhlet werden, welche an ſtatt der gantzen Gemeine, zu<lb/> gewiſſen Zeiten, nachdem es die Noth erſordert, zuſam-<lb/> men kommen, und was ſich in Lehr und Leben fuͤr Aer-<lb/> gernuͤß in der Gemeine zutragen, ſich dieſelbige zu verbeſ-<lb/> ſern und abzuſchaffen mit einander unterreden, auch Ver-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">mahnung</hi></fw></note>. Da aber an denen meiſten Orten keine <hi rendition="#aq">Presbyte-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ria</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0371]
III. Abth. I. Cap. Vom Recht der Conſiſtorien
die Conſiſtoria dergleichen Gewalt nicht anmaſſen a). Es
iſt auch an etlichen Orten der Gebrauch/ daß die Leute/ ſo
zur Beichte gehen wollen/ ſich vorhero bey dem Beicht-
Vater melden muͤſſen. Dieſe Gewohnheit iſt nicht zu ver-
werffen. Ein Beicht-Vater kan ſodann/ wenn er etwas
von dem Beicht-Kind in Erfahrung gebracht/ Gelegen-
heit nehmen/ mit ſolchem daraus zu reden. Jch uͤbergehe
mit Willen andere Vortheile/ ſo man hieraus ziehen kan/
und ſich zu erhalten verſpricht. Koͤnnen nun die Conſi-
ſtoria ſolchen Gebrauch einfuͤhren? Jch ſage ja darzu aus
folgenden Gruͤnden. Das Conſiſtorium hat die Ober-Auf-
ſicht auf der Leute Thun und Laſſen. Jhm ſtehet eine cen-
ſura morum zu. Dieſe hatte ehemahls das presbyteri-
um b). Da aber an denen meiſten Orten keine Presbyte-
ria
und Ange-
ben bey dem
Beicht-
Vater, vor
der Beichte.
a) Es wird gemeiniglich auch ſodann nach einem beſondern Predi-
ger umgeſehen. Dieſer muß beſoldet werden. Alle ſolche Sa-
chen aber koͤnnen ohne Einwilligung und Vorbewuſt der hohen
Landes-Obrigkeit nicht vorgenommen werden.
b) Es wuͤrde zu weitlaͤufftig fallen von denen alten Presbyteriis
viel zu melden. Es haben es ſchon andere gethan. Jch geden-
cke nur, daß ſolche in Holland unter denen Reformirten in Franck-
reich und Teutſchland, zu Straßburg, und anderwaͤrts im Ge-
brauch ſind. Jn der Caſſeliſchen Kirchen-Ordnung, wird tit. I.
gemeldet, was man durch das Presbyterium verſtehe. Durchs
Presbyterium, lauten die Worte, oder den aͤlteſten Rath wird
dieſes und anders nichts verſtanden, denn daß neben den
Kirchen-Dienern jedes Orts etliche gewiſſe Perſonen zu
Aelteſten und Aufſehern der Chriſtlichen Gemeine jaͤhrlich
erwaͤhlet werden, welche an ſtatt der gantzen Gemeine, zu
gewiſſen Zeiten, nachdem es die Noth erſordert, zuſam-
men kommen, und was ſich in Lehr und Leben fuͤr Aer-
gernuͤß in der Gemeine zutragen, ſich dieſelbige zu verbeſ-
ſern und abzuſchaffen mit einander unterreden, auch Ver-
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