Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. IV. Cap. Von der dings hingehen: Jch bestraffe solchen heimlich: Jch stelleihm das göttliche Gerichte vor Augen, ich schrecke das bluti- ge Gewissen, ich rathe ihn zur Busse. Mit solcher Liebe müssen wir begabet seyn. Dahero tadeln uns manchmahl die Leute, daß wir nicht strafften, oder halten dafür, wir wüsten, was uns doch unbekant, oder meinen, wir verschwie- gen, was wir wissen. Aber vielleicht ist es mir auch bekant, was du weist, aber ich bestraffe nicht in deiner Gegenwart, weil ich heilen, aber nicht anklagen will. Es sind Menschen in ihren Häusern Ehebrecher, sie sündigen im verborgenen, biß- weilen werden sie uns von ihren Weibern entdecket, die ge- meiniglich eiffern, zuweilen auch der Männer Wohlfahrt su- chen. Wir verrathen solche nicht, sondern straffen sie heim- lich. Wo das Ubel seinen Anfang genommen, da mag es auch sterben. Jedoch versäumen wir an solcher Wunde nichts, sondern zeigen vor allen, daß diese Wunde einem Men- schen, der in einer solchen Sünde lebet, und ein verletztes Ge- wissen hat, zum Tode gereiche. Diese Worte mögen die uit. Ego nolo illum publice corripere, & tu quaeris inscribere?
prorsus nec prodo nec negligo: corripio in secreto. Pono an- te oculos eius Dei iudicium, terreo cruentam conscientiam, persuadeo poenitentiam. Hac charitate praediti esse debemus. Vnde aliquando homines reprehendunt nos, quod quasi non cor- ripiamus, aut putant, nos scire, quod nescimus, aut putant, nos tacere, quod scimus. Sed forte quod scis, & ego scio, sed non coram te corripio, quia curare volo non accusare. Sunt homi- nes adulteri in domibus suis, in secreto peccant, aliquando no- bis produntur ab vxoribus suis, plerumque zelantibus, aliquan- do maritorum salutem quaerentibus. Non prodimus palam, sed in secreto arguimus. Vbi contigit malum, ibi moriatur malum. Non tamen vulnus illud negligimus, ante omnia ostendentes, homini in tali peccato constituto sauciamque gerenti conscien- tiam, illud vulnus esse mortiferum. Man kan auch den belob- ten Herrn Böhmer cit. l. und den seel. Stryck in disp. de reue- lat. cred. cap. 2. n. 58. seq. hievon nachlesen. a) Gut- II. Abth. IV. Cap. Von der dings hingehen: Jch beſtraffe ſolchen heimlich: Jch ſtelleihm das goͤttliche Gerichte vor Augen, ich ſchrecke das bluti- ge Gewiſſen, ich rathe ihn zur Buſſe. Mit ſolcher Liebe muͤſſen wir begabet ſeyn. Dahero tadeln uns manchmahl die Leute, daß wir nicht ſtrafften, oder halten dafuͤr, wir wuͤſten, was uns doch unbekant, oder meinen, wir verſchwie- gen, was wir wiſſen. Aber vielleicht iſt es mir auch bekant, was du weiſt, aber ich beſtraffe nicht in deiner Gegenwart, weil ich heilen, aber nicht anklagen will. Es ſind Menſchen in ihren Haͤuſern Ehebrecher, ſie ſuͤndigen im verborgenen, biß- weilen werden ſie uns von ihren Weibern entdecket, die ge- meiniglich eiffern, zuweilen auch der Maͤnner Wohlfahrt ſu- chen. Wir verrathen ſolche nicht, ſondern ſtraffen ſie heim- lich. Wo das Ubel ſeinen Anfang genommen, da mag es auch ſterben. Jedoch verſaͤumen wir an ſolcher Wunde nichts, ſondern zeigen vor allen, daß dieſe Wunde einem Men- ſchen, der in einer ſolchen Suͤnde lebet, und ein verletztes Ge- wiſſen hat, zum Tode gereiche. Dieſe Worte moͤgen die uit. Ego nolo illum publice corripere, & tu quæris inſcribere?
prorſus nec prodo nec negligo: corripio in ſecreto. Pono an- te oculos eius Dei iudicium, terreo cruentam conſcientiam, perſuadeo pœnitentiam. Hac charitate præditi eſſe debemus. Vnde aliquando homines reprehendunt nos, quod quaſi non cor- ripiamus, aut putant, nos ſcire, quod neſcimus, aut putant, nos tacere, quod ſcimus. Sed forte quod ſcis, & ego ſcio, ſed non coram te corripio, quia curare volo non accuſare. Sunt homi- nes adulteri in domibus ſuis, in ſecreto peccant, aliquando no- bis produntur ab vxoribus ſuis, plerumque zelantibus, aliquan- do maritorum ſalutem quærentibus. Non prodimus palam, ſed in ſecreto arguimus. Vbi contigit malum, ibi moriatur malum. Non tamen vulnus illud negligimus, ante omnia oſtendentes, homini in tali peccato conſtituto ſauciamque gerenti conſcien- tiam, illud vulnus eſſe mortiferum. Man kan auch den belob- ten Herrn Boͤhmer cit. l. und den ſeel. Stryck in diſp. de reue- lat. cred. cap. 2. n. 58. ſeq. hievon nachleſen. a) Gut- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0331" n="312"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von der</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">dings hingehen: Jch beſtraffe ſolchen heimlich: Jch ſtelle<lb/> ihm das goͤttliche Gerichte vor Augen, ich ſchrecke das bluti-<lb/> ge Gewiſſen, ich rathe ihn zur Buſſe. Mit ſolcher Liebe<lb/> muͤſſen wir begabet ſeyn. Dahero tadeln uns manchmahl<lb/> die Leute, daß wir nicht ſtrafften, oder halten dafuͤr, wir<lb/> wuͤſten, was uns doch unbekant, oder meinen, wir verſchwie-<lb/> gen, was wir wiſſen. Aber vielleicht iſt es mir auch bekant,<lb/> was du weiſt, aber ich beſtraffe nicht in deiner Gegenwart,<lb/> weil ich heilen, aber nicht anklagen will. Es ſind Menſchen<lb/> in ihren Haͤuſern Ehebrecher, ſie ſuͤndigen im verborgenen, biß-<lb/> weilen werden ſie uns von ihren Weibern entdecket, die ge-<lb/> meiniglich eiffern, zuweilen auch der Maͤnner Wohlfahrt ſu-<lb/> chen. Wir verrathen ſolche nicht, ſondern ſtraffen ſie heim-<lb/> lich. Wo das Ubel ſeinen Anfang genommen, da mag es<lb/> auch ſterben. Jedoch verſaͤumen wir an ſolcher Wunde<lb/> nichts, ſondern zeigen vor allen, daß dieſe Wunde einem Men-<lb/> ſchen, der in einer ſolchen Suͤnde lebet, und ein verletztes Ge-<lb/> wiſſen hat, zum Tode gereiche.</hi> Dieſe Worte moͤgen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="i06" prev="#i05" place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">uit. Ego nolo illum publice corripere, & tu quæris inſcribere?<lb/> prorſus nec prodo nec negligo: corripio in ſecreto. Pono an-<lb/> te oculos eius Dei iudicium, terreo cruentam conſcientiam,<lb/> perſuadeo pœnitentiam. Hac charitate præditi eſſe debemus.<lb/> Vnde aliquando homines reprehendunt nos, quod quaſi non cor-<lb/> ripiamus, aut putant, nos ſcire, quod neſcimus, aut putant, nos<lb/> tacere, quod ſcimus. Sed forte quod ſcis, & ego ſcio, ſed non<lb/> coram te corripio, quia curare volo non accuſare. Sunt homi-<lb/> nes adulteri in domibus ſuis, in ſecreto peccant, aliquando no-<lb/> bis produntur ab vxoribus ſuis, plerumque zelantibus, aliquan-<lb/> do maritorum ſalutem quærentibus. Non prodimus palam, ſed<lb/> in ſecreto arguimus. Vbi contigit malum, ibi moriatur malum.<lb/> Non tamen vulnus illud negligimus, ante omnia oſtendentes,<lb/> homini in tali peccato conſtituto ſauciamque gerenti conſcien-<lb/> tiam, illud vulnus eſſe mortiferum.</hi> Man kan auch den belob-<lb/> ten Herrn Boͤhmer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cit. l.</hi></hi> und den ſeel. <hi rendition="#aq">Stryck <hi rendition="#i">in diſp. de reue-<lb/> lat. cred. cap. 2. n. 58. ſeq.</hi></hi> hievon nachleſen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a) Gut-</hi></fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [312/0331]
II. Abth. IV. Cap. Von der
dings hingehen: Jch beſtraffe ſolchen heimlich: Jch ſtelle
ihm das goͤttliche Gerichte vor Augen, ich ſchrecke das bluti-
ge Gewiſſen, ich rathe ihn zur Buſſe. Mit ſolcher Liebe
muͤſſen wir begabet ſeyn. Dahero tadeln uns manchmahl
die Leute, daß wir nicht ſtrafften, oder halten dafuͤr, wir
wuͤſten, was uns doch unbekant, oder meinen, wir verſchwie-
gen, was wir wiſſen. Aber vielleicht iſt es mir auch bekant,
was du weiſt, aber ich beſtraffe nicht in deiner Gegenwart,
weil ich heilen, aber nicht anklagen will. Es ſind Menſchen
in ihren Haͤuſern Ehebrecher, ſie ſuͤndigen im verborgenen, biß-
weilen werden ſie uns von ihren Weibern entdecket, die ge-
meiniglich eiffern, zuweilen auch der Maͤnner Wohlfahrt ſu-
chen. Wir verrathen ſolche nicht, ſondern ſtraffen ſie heim-
lich. Wo das Ubel ſeinen Anfang genommen, da mag es
auch ſterben. Jedoch verſaͤumen wir an ſolcher Wunde
nichts, ſondern zeigen vor allen, daß dieſe Wunde einem Men-
ſchen, der in einer ſolchen Suͤnde lebet, und ein verletztes Ge-
wiſſen hat, zum Tode gereiche. Dieſe Worte moͤgen
die
(b)
(b) uit. Ego nolo illum publice corripere, & tu quæris inſcribere?
prorſus nec prodo nec negligo: corripio in ſecreto. Pono an-
te oculos eius Dei iudicium, terreo cruentam conſcientiam,
perſuadeo pœnitentiam. Hac charitate præditi eſſe debemus.
Vnde aliquando homines reprehendunt nos, quod quaſi non cor-
ripiamus, aut putant, nos ſcire, quod neſcimus, aut putant, nos
tacere, quod ſcimus. Sed forte quod ſcis, & ego ſcio, ſed non
coram te corripio, quia curare volo non accuſare. Sunt homi-
nes adulteri in domibus ſuis, in ſecreto peccant, aliquando no-
bis produntur ab vxoribus ſuis, plerumque zelantibus, aliquan-
do maritorum ſalutem quærentibus. Non prodimus palam, ſed
in ſecreto arguimus. Vbi contigit malum, ibi moriatur malum.
Non tamen vulnus illud negligimus, ante omnia oſtendentes,
homini in tali peccato conſtituto ſauciamque gerenti conſcien-
tiam, illud vulnus eſſe mortiferum. Man kan auch den belob-
ten Herrn Boͤhmer cit. l. und den ſeel. Stryck in diſp. de reue-
lat. cred. cap. 2. n. 58. ſeq. hievon nachleſen.
a) Gut-
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