Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abth. III. Cap. Von dem
Danckbarkeit an einem andern Ort, als da die Absolution
gebeten wird, erwiesen würde. Man kan ja nicht leugnen,
daß den Augenblick, da die Worte der Absolution gespro-
chen werden, die Beichtende ihre Gedancken auf dieses Geld
richten müssen, damit sie es in Bereitschafft haben, nach vol-
lendeter Absolution hinzulegen; was dieses denen gottseeli-
gen Betrachtungen öffters vor Hindernüß in den Weg leget,
kan ein jeder mit seinem Exempel bezeugen. Es wäre also
rathsamer, ausserhalb dieses Orts oder zu einer andern Zeit,
eine Verehrung zu geben.
Man hat aber noch andere Ur-
sachen/ welche die Abschaffung des Beicht-Pfennigs ra-
then. Wer solche ohne Vorurtheile erwäget/ wird mir
Beyfall geben müssen. Es wird niemand leugnen kön-
nen/ daß wegen der Veränderung des Beicht-Vaters eine
grössere Freyheit seyn würde/ wann der Beicht-Pfennig
nicht wäre. Es würde nicht so viel Zanck und Uneinigkeit
unter der Priesterschafft setzen/ wenn wir keinen Beicht-
Pfennig hätten d). Ja ich will noch weiter gehen und sa-
gen/ daß die Privat-Beichte und Beicht-Stühle selbst viel
leichter würden abgeschafft werden können/ wenn der
Beicht-Pfennig nicht thäte. Denn diejenigen Sachen/ so

das
d) Verhindert die
Veränderung
des Beicht-
Vaters.
Denn wenn ich einen andern zum Beicht-Vater erkiese, und
dieser nimmt mich auch an, hilff Himmel was wird da vor ein
Lermen? Was entstehet vor Unfug und Lästern? Dieses würde
allerdings unterbleiben, wenn der Verlust des Beicht-Geldes
die Leute nicht so hitzig machte. Der scharffsinnige Titius, hat in
der Probe des Geistlichen Rechts Lib. III. cap. 3. §. 30. ein solches
auch beobachtet. Er erzehlet daselbst einige Ursachen, welche man
anführet, warum der Beicht-Vater nicht zu verändern, setzet aber
dieses hinzu: Allein wem es nicht um die Beicht-Pfennige zu
thun ist, der wird sich durch die besorgende Aenderung nicht
lassen abschrecken; Jch hätte diesen Grund gar nicht anget
führet, wann ihn nicht
Carpzov aus dem Balduino insonderheit
vorbrächte.

e) Lu-

II. Abth. III. Cap. Von dem
Danckbarkeit an einem andern Ort, als da die Abſolution
gebeten wird, erwieſen wuͤrde. Man kan ja nicht leugnen,
daß den Augenblick, da die Worte der Abſolution geſpro-
chen werden, die Beichtende ihre Gedancken auf dieſes Geld
richten muͤſſen, damit ſie es in Bereitſchafft haben, nach vol-
lendeter Abſolution hinzulegen; was dieſes denen gottſeeli-
gen Betrachtungen oͤffters vor Hindernuͤß in den Weg leget,
kan ein jeder mit ſeinem Exempel bezeugen. Es waͤre alſo
rathſamer, auſſerhalb dieſes Orts oder zu einer andern Zeit,
eine Verehrung zu geben.
Man hat aber noch andere Ur-
ſachen/ welche die Abſchaffung des Beicht-Pfennigs ra-
then. Wer ſolche ohne Vorurtheile erwaͤget/ wird mir
Beyfall geben muͤſſen. Es wird niemand leugnen koͤn-
nen/ daß wegen der Veraͤnderung des Beicht-Vaters eine
groͤſſere Freyheit ſeyn wuͤrde/ wann der Beicht-Pfennig
nicht waͤre. Es wuͤrde nicht ſo viel Zanck und Uneinigkeit
unter der Prieſterſchafft ſetzen/ wenn wir keinen Beicht-
Pfennig haͤtten d). Ja ich will noch weiter gehen und ſa-
gen/ daß die Privat-Beichte und Beicht-Stuͤhle ſelbſt viel
leichter wuͤrden abgeſchafft werden koͤnnen/ wenn der
Beicht-Pfennig nicht thaͤte. Denn diejenigen Sachen/ ſo

das
d) Verhindert die
Veraͤnderung
des Beicht-
Vaters.
Denn wenn ich einen andern zum Beicht-Vater erkieſe, und
dieſer nimmt mich auch an, hilff Himmel was wird da vor ein
Lermen? Was entſtehet vor Unfug und Laͤſtern? Dieſes wuͤrde
allerdings unterbleiben, wenn der Verluſt des Beicht-Geldes
die Leute nicht ſo hitzig machte. Der ſcharffſinnige Titius, hat in
der Probe des Geiſtlichen Rechts Lib. III. cap. 3. §. 30. ein ſolches
auch beobachtet. Er erzehlet daſelbſt einige Urſachen, welche man
anfuͤhret, warum der Beicht-Vater nicht zu veraͤndern, ſetzet aber
dieſes hinzu: Allein wem es nicht um die Beicht-Pfennige zu
thun iſt, der wird ſich durch die beſorgende Aenderung nicht
laſſen abſchrecken; Jch haͤtte dieſen Grund gar nicht anget
fuͤhret, wann ihn nicht
Carpzov aus dem Balduino inſonderheit
vorbraͤchte.

e) Lu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0311" n="292"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Danckbarkeit an einem andern Ort, als da die Ab&#x017F;olution<lb/>
gebeten wird, erwie&#x017F;en wu&#x0364;rde. Man kan ja nicht leugnen,<lb/>
daß den Augenblick, da die Worte der Ab&#x017F;olution ge&#x017F;pro-<lb/>
chen werden, die Beichtende ihre Gedancken auf die&#x017F;es Geld<lb/>
richten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, damit &#x017F;ie es in Bereit&#x017F;chafft haben, nach vol-<lb/>
lendeter Ab&#x017F;olution hinzulegen; was die&#x017F;es denen gott&#x017F;eeli-<lb/>
gen Betrachtungen o&#x0364;ffters vor Hindernu&#x0364;ß in den Weg leget,<lb/>
kan ein jeder mit &#x017F;einem Exempel bezeugen. Es wa&#x0364;re al&#x017F;o<lb/>
rath&#x017F;amer, au&#x017F;&#x017F;erhalb die&#x017F;es Orts oder zu einer andern Zeit,<lb/>
eine Verehrung zu geben.</hi> Man hat aber noch andere Ur-<lb/>
&#x017F;achen/ welche die <hi rendition="#fr">Ab&#x017F;chaffung</hi> des Beicht-Pfennigs ra-<lb/>
then. Wer &#x017F;olche ohne Vorurtheile erwa&#x0364;get/ wird mir<lb/>
Beyfall geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Es wird niemand leugnen ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ daß wegen der <hi rendition="#fr">Vera&#x0364;nderung des Beicht-Vaters</hi> eine<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Freyheit &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ wann der Beicht-Pfennig<lb/>
nicht wa&#x0364;re. Es wu&#x0364;rde nicht &#x017F;o viel <hi rendition="#fr">Zanck</hi> und <hi rendition="#fr">Uneinigkeit</hi><lb/>
unter der Prie&#x017F;ter&#x017F;chafft &#x017F;etzen/ wenn wir keinen Beicht-<lb/>
Pfennig ha&#x0364;tten <note place="foot" n="d)"><note place="left">Verhindert die<lb/>
Vera&#x0364;nderung<lb/>
des Beicht-<lb/>
Vaters.</note>Denn wenn ich einen andern zum Beicht-Vater erkie&#x017F;e, und<lb/>
die&#x017F;er nimmt mich auch an, hilff Himmel was wird da vor ein<lb/>
Lermen? Was ent&#x017F;tehet vor Unfug und La&#x0364;&#x017F;tern? Die&#x017F;es wu&#x0364;rde<lb/>
allerdings unterbleiben, wenn der <hi rendition="#fr">Verlu&#x017F;t des Beicht-Geldes</hi><lb/>
die Leute nicht &#x017F;o hitzig machte. Der &#x017F;charff&#x017F;innige <hi rendition="#aq">Titius,</hi> hat in<lb/><hi rendition="#fr">der Probe des Gei&#x017F;tlichen Rechts</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lib. III. cap. 3.</hi> §. <hi rendition="#i">30.</hi></hi> ein &#x017F;olches<lb/>
auch beobachtet. Er erzehlet da&#x017F;elb&#x017F;t einige Ur&#x017F;achen, welche man<lb/>
anfu&#x0364;hret, warum der Beicht-Vater nicht zu vera&#x0364;ndern, &#x017F;etzet aber<lb/>
die&#x017F;es hinzu: <hi rendition="#fr">Allein wem es nicht um die Beicht-Pfennige zu<lb/>
thun i&#x017F;t, der wird &#x017F;ich durch die be&#x017F;orgende Aenderung nicht<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ab&#x017F;chrecken; Jch ha&#x0364;tte die&#x017F;en Grund gar nicht anget<lb/>
fu&#x0364;hret, wann ihn nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carpzov</hi></hi> <hi rendition="#fr">aus dem</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Balduino</hi></hi> <hi rendition="#fr">in&#x017F;onderheit<lb/>
vorbra&#x0364;chte.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">e) Lu-</hi></fw></note>. Ja ich will noch weiter gehen und &#x017F;a-<lb/>
gen/ daß die <hi rendition="#aq">Privat-Beichte und Beicht-Stu&#x0364;hle</hi> &#x017F;elb&#x017F;t viel<lb/>
leichter wu&#x0364;rden abge&#x017F;chafft werden ko&#x0364;nnen/ wenn der<lb/>
Beicht-Pfennig nicht tha&#x0364;te. Denn diejenigen Sachen/ &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0311] II. Abth. III. Cap. Von dem Danckbarkeit an einem andern Ort, als da die Abſolution gebeten wird, erwieſen wuͤrde. Man kan ja nicht leugnen, daß den Augenblick, da die Worte der Abſolution geſpro- chen werden, die Beichtende ihre Gedancken auf dieſes Geld richten muͤſſen, damit ſie es in Bereitſchafft haben, nach vol- lendeter Abſolution hinzulegen; was dieſes denen gottſeeli- gen Betrachtungen oͤffters vor Hindernuͤß in den Weg leget, kan ein jeder mit ſeinem Exempel bezeugen. Es waͤre alſo rathſamer, auſſerhalb dieſes Orts oder zu einer andern Zeit, eine Verehrung zu geben. Man hat aber noch andere Ur- ſachen/ welche die Abſchaffung des Beicht-Pfennigs ra- then. Wer ſolche ohne Vorurtheile erwaͤget/ wird mir Beyfall geben muͤſſen. Es wird niemand leugnen koͤn- nen/ daß wegen der Veraͤnderung des Beicht-Vaters eine groͤſſere Freyheit ſeyn wuͤrde/ wann der Beicht-Pfennig nicht waͤre. Es wuͤrde nicht ſo viel Zanck und Uneinigkeit unter der Prieſterſchafft ſetzen/ wenn wir keinen Beicht- Pfennig haͤtten d). Ja ich will noch weiter gehen und ſa- gen/ daß die Privat-Beichte und Beicht-Stuͤhle ſelbſt viel leichter wuͤrden abgeſchafft werden koͤnnen/ wenn der Beicht-Pfennig nicht thaͤte. Denn diejenigen Sachen/ ſo das d) Denn wenn ich einen andern zum Beicht-Vater erkieſe, und dieſer nimmt mich auch an, hilff Himmel was wird da vor ein Lermen? Was entſtehet vor Unfug und Laͤſtern? Dieſes wuͤrde allerdings unterbleiben, wenn der Verluſt des Beicht-Geldes die Leute nicht ſo hitzig machte. Der ſcharffſinnige Titius, hat in der Probe des Geiſtlichen Rechts Lib. III. cap. 3. §. 30. ein ſolches auch beobachtet. Er erzehlet daſelbſt einige Urſachen, welche man anfuͤhret, warum der Beicht-Vater nicht zu veraͤndern, ſetzet aber dieſes hinzu: Allein wem es nicht um die Beicht-Pfennige zu thun iſt, der wird ſich durch die beſorgende Aenderung nicht laſſen abſchrecken; Jch haͤtte dieſen Grund gar nicht anget fuͤhret, wann ihn nicht Carpzov aus dem Balduino inſonderheit vorbraͤchte. e) Lu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/311
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/311>, abgerufen am 26.11.2024.