Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Beicht-Pfennig.
verschiedene grobe Mißbräuche eingeschlichen. Der Seel.
Spener hat verschiedene bemercket b). Jch will anietzo nichts
erwehnen/ daß diese Bezeugung der Danckbarkeit gantz zu
unrechter Zeit und ungehörigem Ort an Tag geleget wird.
Jedoch wird es nicht undienlich seyn/ die Meinung des be-
rühmten Juristens/ des Seel. Strycks darüber zu hören.
Es wäre zu wünschen, sagt er c)/ daß diese Bezeugung der

Danck-
ehrlichen und untadelichen Unterhalt gedacht werden.
Es hat auch Gerhard Wildermann einen Tractat geschrieben:
Grosse Diana der Epheser etc. oder ein Tractätlein von de-
nen
Accidentien der Prediger. Jn diesem bringet er viele wich-
tige Gründe bey, warum die Accidentia solten abgeschaffet werden.
b) Spener Vol. vlt. der Theol. Bedencken cap. 11. art. I. sect. 18. daAbsonderlich
der Beicht-
Pfennig.

er saget: Achte ich den Beicht-Pfennig, wie auch fast ins-
gemein die meisten
Accidentia, von denen nöthigen unsers
Amts-Verrichtungen, mehr von einen Mißstand unserer
Kirchen, als daß wir uns dessen zu erfreuen hätten.
Aus
diesen Ursachen hat der Seelige Mann geschlossen, daß es rathsa-
mer sey, solche Accidentia abzuschaffen, als beyzubehalten. Man
müste aber auf andern ehrlichen Unterhalt der Kirchen-Diener
bedacht seyn.
c) Stryck in not. ad Brunnem. jus eccles. Lib. II. cap. V. §. 6. Optan-Dieser wird an
keinem rechten
Ort, und zu
unrechter Zeit
gegeben.

dum sane, vt alio in loco, quam vbi petitur absolutio, haec gra-
titudinis contestatio fieret; negari enim nequit, quod eo mo-
mento, vbi absolutionis verba pronunciantur ab ecclesiae mini-
stro, cogitationes suas dirigere necessum habeant confitentes ad
hunc nummum, quo illum in promptu habeant, vt finita abso-
lutione eum offerre possint; quod, quantum impedimenti saepius
injiciat piis meditationibus, vnusquisque suo testabitur exemplo;
vt hinc consultius sit, extra illum locum, vel alio tempore, mu-
nusculum aliquod offerre.
Es beruffet sich unser Jurist auf des
Joh. Gerhardi loc. Theol. Tom. VI. de minist. eccles. §. 329. in fin.
Dieses Theologi Meinung gehet auch dahin, man möchte die Zu-
hörer anmahnen, daß sie ihre Danckbarkeit und Guthätigkeit zu
anderer Zeit denen Kirchen-Dienern erwiesen.
d) Denn
o o 2

Beicht-Pfennig.
verſchiedene grobe Mißbraͤuche eingeſchlichen. Der Seel.
Spener hat verſchiedene bemercket b). Jch will anietzo nichts
erwehnen/ daß dieſe Bezeugung der Danckbarkeit gantz zu
unrechter Zeit und ungehoͤrigem Ort an Tag geleget wird.
Jedoch wird es nicht undienlich ſeyn/ die Meinung des be-
ruͤhmten Juriſtens/ des Seel. Strycks daruͤber zu hoͤren.
Es waͤre zu wuͤnſchen, ſagt er c)/ daß dieſe Bezeugung der

Danck-
ehrlichen und untadelichen Unterhalt gedacht werden.
Es hat auch Gerhard Wildermann einen Tractat geſchrieben:
Groſſe Diana der Epheſer etc. oder ein Tractaͤtlein von de-
nen
Accidentien der Prediger. Jn dieſem bringet er viele wich-
tige Gruͤnde bey, warum die Accidentia ſolten abgeſchaffet werden.
b) Spener Vol. vlt. der Theol. Bedencken cap. 11. art. I. ſect. 18. daAbſonderlich
der Beicht-
Pfennig.

er ſaget: Achte ich den Beicht-Pfennig, wie auch faſt ins-
gemein die meiſten
Accidentia, von denen noͤthigen unſers
Amts-Verrichtungen, mehr von einen Mißſtand unſerer
Kirchen, als daß wir uns deſſen zu erfreuen haͤtten.
Aus
dieſen Urſachen hat der Seelige Mann geſchloſſen, daß es rathſa-
mer ſey, ſolche Accidentia abzuſchaffen, als beyzubehalten. Man
muͤſte aber auf andern ehrlichen Unterhalt der Kirchen-Diener
bedacht ſeyn.
c) Stryck in not. ad Brunnem. jus eccleſ. Lib. II. cap. V. §. 6. Optan-Dieſer wird an
keinem rechten
Ort, und zu
unrechter Zeit
gegeben.

dum ſane, vt alio in loco, quam vbi petitur abſolutio, hæc gra-
titudinis conteſtatio fieret; negari enim nequit, quod eo mo-
mento, vbi abſolutionis verba pronunciantur ab eccleſiæ mini-
ſtro, cogitationes ſuas dirigere neceſſum habeant confitentes ad
hunc nummum, quo illum in promptu habeant, vt finita abſo-
lutione eum offerre poſſint; quod, quantum impedimenti ſæpius
injiciat piis meditationibus, vnusquisque ſuo teſtabitur exemplo;
vt hinc conſultius ſit, extra illum locum, vel alio tempore, mu-
nuſculum aliquod offerre.
Es beruffet ſich unſer Juriſt auf des
Joh. Gerhardi loc. Theol. Tom. VI. de miniſt. eccleſ. §. 329. in fin.
Dieſes Theologi Meinung gehet auch dahin, man moͤchte die Zu-
hoͤrer anmahnen, daß ſie ihre Danckbarkeit und Guthaͤtigkeit zu
anderer Zeit denen Kirchen-Dienern erwieſen.
d) Denn
o o 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0310" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi></fw><lb/>
ver&#x017F;chiedene grobe <hi rendition="#fr">Mißbra&#x0364;uche</hi> einge&#x017F;chlichen. Der Seel.<lb/><hi rendition="#aq">Spener</hi> hat ver&#x017F;chiedene bemercket <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">Spener <hi rendition="#i">Vol. vlt.</hi></hi><hi rendition="#fr">der</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theol.</hi></hi><hi rendition="#fr">Bedencken</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cap. 11. art. I. &#x017F;ect. 18.</hi></hi> da<note place="right">Ab&#x017F;onderlich<lb/>
der Beicht-<lb/>
Pfennig.</note><lb/>
er &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Achte ich den Beicht-Pfennig, wie auch fa&#x017F;t ins-<lb/>
gemein die mei&#x017F;ten</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Accidentia,</hi></hi> <hi rendition="#fr">von denen no&#x0364;thigen un&#x017F;ers<lb/>
Amts-Verrichtungen, mehr von einen Miß&#x017F;tand un&#x017F;erer<lb/>
Kirchen, als daß wir uns de&#x017F;&#x017F;en zu erfreuen ha&#x0364;tten.</hi> Aus<lb/>
die&#x017F;en Ur&#x017F;achen hat der Seelige Mann ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß es rath&#x017F;a-<lb/>
mer &#x017F;ey, &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Accidentia</hi> abzu&#x017F;chaffen, als beyzubehalten. Man<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te aber auf andern ehrlichen Unterhalt der Kirchen-Diener<lb/>
bedacht &#x017F;eyn.</note>. Jch will anietzo nichts<lb/>
erwehnen/ daß die&#x017F;e Bezeugung der Danckbarkeit gantz zu<lb/><hi rendition="#fr">unrechter Zeit</hi> und <hi rendition="#fr">ungeho&#x0364;rigem Ort</hi> an Tag geleget wird.<lb/>
Jedoch wird es nicht undienlich &#x017F;eyn/ die Meinung des be-<lb/>
ru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;t</hi>ens/ des Seel. <hi rendition="#aq">Strycks</hi> daru&#x0364;ber zu ho&#x0364;ren.<lb/><hi rendition="#fr">Es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen,</hi> &#x017F;agt er <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">Stryck <hi rendition="#i">in not. ad Brunnem. jus eccle&#x017F;. Lib. II. cap. V. §. 6.</hi> Optan-</hi><note place="right">Die&#x017F;er wird an<lb/>
keinem rechten<lb/>
Ort, und zu<lb/>
unrechter Zeit<lb/>
gegeben.</note><lb/><hi rendition="#aq">dum &#x017F;ane, vt alio in loco, quam vbi petitur ab&#x017F;olutio, hæc gra-<lb/>
titudinis conte&#x017F;tatio fieret; negari enim nequit, quod eo mo-<lb/>
mento, vbi ab&#x017F;olutionis verba pronunciantur ab eccle&#x017F;iæ mini-<lb/>
&#x017F;tro, cogitationes &#x017F;uas dirigere nece&#x017F;&#x017F;um habeant confitentes ad<lb/>
hunc nummum, quo illum in promptu habeant, vt finita ab&#x017F;o-<lb/>
lutione eum offerre po&#x017F;&#x017F;int; quod, quantum impedimenti &#x017F;æpius<lb/>
injiciat piis meditationibus, vnusquisque &#x017F;uo te&#x017F;tabitur exemplo;<lb/>
vt hinc con&#x017F;ultius &#x017F;it, extra illum locum, vel alio tempore, mu-<lb/>
nu&#x017F;culum aliquod offerre.</hi> Es beruffet &#x017F;ich un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;t</hi> auf des<lb/><hi rendition="#aq">Joh. Gerhardi <hi rendition="#i">loc. Theol. Tom. VI. de mini&#x017F;t. eccle&#x017F;. §. 329. in fin.</hi></hi><lb/>
Die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Theologi</hi> Meinung gehet auch dahin, man mo&#x0364;chte die Zu-<lb/>
ho&#x0364;rer anmahnen, daß &#x017F;ie ihre Danckbarkeit und Gutha&#x0364;tigkeit zu<lb/>
anderer Zeit denen Kirchen-Dienern erwie&#x017F;en.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">d)</hi> Denn</fw></note>/ <hi rendition="#fr">daß die&#x017F;e Bezeugung der</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Danck-</hi></fw><lb/><note xml:id="h87" prev="#h86" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#fr">ehrlichen und untadelichen Unterhalt gedacht werden.</hi><lb/>
Es hat auch <hi rendition="#aq">Gerhard Wildermann</hi> einen Tractat ge&#x017F;chrieben:<lb/><hi rendition="#fr">Gro&#x017F;&#x017F;e</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Diana</hi></hi> <hi rendition="#fr">der Ephe&#x017F;er</hi> etc. <hi rendition="#fr">oder ein Tracta&#x0364;tlein von de-<lb/>
nen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Accidenti</hi></hi><hi rendition="#fr">en der Prediger.</hi> Jn die&#x017F;em bringet er viele wich-<lb/>
tige Gru&#x0364;nde bey, warum die <hi rendition="#aq">Accidentia</hi> &#x017F;olten abge&#x017F;chaffet werden.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">o o 2</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0310] Beicht-Pfennig. verſchiedene grobe Mißbraͤuche eingeſchlichen. Der Seel. Spener hat verſchiedene bemercket b). Jch will anietzo nichts erwehnen/ daß dieſe Bezeugung der Danckbarkeit gantz zu unrechter Zeit und ungehoͤrigem Ort an Tag geleget wird. Jedoch wird es nicht undienlich ſeyn/ die Meinung des be- ruͤhmten Juriſtens/ des Seel. Strycks daruͤber zu hoͤren. Es waͤre zu wuͤnſchen, ſagt er c)/ daß dieſe Bezeugung der Danck- (a) b) Spener Vol. vlt. der Theol. Bedencken cap. 11. art. I. ſect. 18. da er ſaget: Achte ich den Beicht-Pfennig, wie auch faſt ins- gemein die meiſten Accidentia, von denen noͤthigen unſers Amts-Verrichtungen, mehr von einen Mißſtand unſerer Kirchen, als daß wir uns deſſen zu erfreuen haͤtten. Aus dieſen Urſachen hat der Seelige Mann geſchloſſen, daß es rathſa- mer ſey, ſolche Accidentia abzuſchaffen, als beyzubehalten. Man muͤſte aber auf andern ehrlichen Unterhalt der Kirchen-Diener bedacht ſeyn. c) Stryck in not. ad Brunnem. jus eccleſ. Lib. II. cap. V. §. 6. Optan- dum ſane, vt alio in loco, quam vbi petitur abſolutio, hæc gra- titudinis conteſtatio fieret; negari enim nequit, quod eo mo- mento, vbi abſolutionis verba pronunciantur ab eccleſiæ mini- ſtro, cogitationes ſuas dirigere neceſſum habeant confitentes ad hunc nummum, quo illum in promptu habeant, vt finita abſo- lutione eum offerre poſſint; quod, quantum impedimenti ſæpius injiciat piis meditationibus, vnusquisque ſuo teſtabitur exemplo; vt hinc conſultius ſit, extra illum locum, vel alio tempore, mu- nuſculum aliquod offerre. Es beruffet ſich unſer Juriſt auf des Joh. Gerhardi loc. Theol. Tom. VI. de miniſt. eccleſ. §. 329. in fin. Dieſes Theologi Meinung gehet auch dahin, man moͤchte die Zu- hoͤrer anmahnen, daß ſie ihre Danckbarkeit und Guthaͤtigkeit zu anderer Zeit denen Kirchen-Dienern erwieſen. d) Denn (a) ehrlichen und untadelichen Unterhalt gedacht werden. Es hat auch Gerhard Wildermann einen Tractat geſchrieben: Groſſe Diana der Epheſer etc. oder ein Tractaͤtlein von de- nen Accidentien der Prediger. Jn dieſem bringet er viele wich- tige Gruͤnde bey, warum die Accidentia ſolten abgeſchaffet werden. o o 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/310
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/310>, abgerufen am 24.11.2024.