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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
zu der Apostel Zeiten das Abendmahl auch so gehalten wor-
den, daß es die Layen ausgespendet, Gebet und Segnung da-
bey gebraucht, und dieses Brod (wie gar wahrscheinlich ist)
nenneten sie den Leib Christi, wie auch öffters in der heiligen
Schrifft dieses Wort dem Zeichen und der bezeichneten Sache
zugeleget wird. Es kan seyn, daß
Origenes daselbst von sol-
chem Abendmahl redet. Jn denen Canonischen Schrifften
der Bibel wird auch nirgends gefunden, wo die Apostel ge-
wiß den Leib Christi also gesegnet hätten, wie man ihn ietzo
segnet auf dem Altar, ausgenommen einer Stelle
1. Cor. XI.
und dennoch scheinet aus dem zehenden Capitel, daher Pauli
Rede geflossen, es sey daselbst von der Priesterlichen Segnung
die Rede nicht.
Als man aber auch in der Gemeine die Lie-
bes-Mahle hielte/ ware es nicht gebräuchlich/ daß alle Hauß-
Väter ihr Mahl ins besondere zugerichtet/ und hernach
auch das Nachtmahl ausgespendet. Man truge die dire-
ction
gewissen Personen auff. Da nun die Bischöffe und
Aeltesten ohnehin überhaupt die Auffsicht in Kirchen-Sa-
chen hatten/ so hat man sie ihnen auch bey denen Liebes-
Mahlen überlassen. Diese veranstalteten also das gantze
Mahl. Nicht als Priester oder Opfferer, sondern von we-
gen ihrer Auffsicht in Sachen/ die die gantze Gemeine be-
traffen. Denn zu denen ersten Zeiten des Christenthums
verlangten die Bischöffe keine Priester oder Opfferer zu seyn.
Da man auch anfienge das Abendmahl einem Opffer zu
vergleichen/ so schriebe man doch das Priesterthum nicht
denen Bischöffen allein/ sondern allen Gläubigen zu. Justi-
nus Martyr
saget/ es wären alle das rechte Priesterliche
Geschlecht,
GOtt bezeugte es selbsten/ da er sagte/ daß man
an allen Orten und Enden ihm ein gefälliges und rei-

nes
XI. & tamen in deeimo capite, vnde fluxerat Pauli sermo, non
videtur agi de consecratione sacerdotali.

b) Jch

II. Abth. III. Cap. Von dem
zu der Apoſtel Zeiten das Abendmahl auch ſo gehalten wor-
den, daß es die Layen ausgeſpendet, Gebet und Segnung da-
bey gebraucht, und dieſes Brod (wie gar wahrſcheinlich iſt)
nenneten ſie den Leib Chriſti, wie auch oͤffters in der heiligen
Schrifft dieſes Wort dem Zeichen und der bezeichneten Sache
zugeleget wird. Es kan ſeyn, daß
Origenes daſelbſt von ſol-
chem Abendmahl redet. Jn denen Canoniſchen Schrifften
der Bibel wird auch nirgends gefunden, wo die Apoſtel ge-
wiß den Leib Chriſti alſo geſegnet haͤtten, wie man ihn ietzo
ſegnet auf dem Altar, ausgenommen einer Stelle
1. Cor. XI.
und dennoch ſcheinet aus dem zehenden Capitel, daher Pauli
Rede gefloſſen, es ſey daſelbſt von der Prieſterlichen Segnung
die Rede nicht.
Als man aber auch in der Gemeine die Lie-
bes-Mahle hielte/ ware es nicht gebraͤuchlich/ daß alle Hauß-
Vaͤter ihr Mahl ins beſondere zugerichtet/ und hernach
auch das Nachtmahl ausgeſpendet. Man truge die dire-
ction
gewiſſen Perſonen auff. Da nun die Biſchoͤffe und
Aelteſten ohnehin uͤberhaupt die Auffſicht in Kirchen-Sa-
chen hatten/ ſo hat man ſie ihnen auch bey denen Liebes-
Mahlen uͤberlaſſen. Dieſe veranſtalteten alſo das gantze
Mahl. Nicht als Prieſter oder Opfferer, ſondern von we-
gen ihrer Auffſicht in Sachen/ die die gantze Gemeine be-
traffen. Denn zu denen erſten Zeiten des Chriſtenthums
verlangten die Biſchoͤffe keine Prieſter oder Opfferer zu ſeyn.
Da man auch anfienge das Abendmahl einem Opffer zu
vergleichen/ ſo ſchriebe man doch das Prieſterthum nicht
denen Biſchoͤffen allein/ ſondern allen Glaͤubigen zu. Juſti-
nus Martyr
ſaget/ es waͤren alle das rechte Prieſterliche
Geſchlecht,
GOtt bezeugte es ſelbſten/ da er ſagte/ daß man
an allen Orten und Enden ihm ein gefaͤlliges und rei-

nes
XI. & tamen in deeimo capite, vnde fluxerat Pauli ſermo, non
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[256/0275] II. Abth. III. Cap. Von dem zu der Apoſtel Zeiten das Abendmahl auch ſo gehalten wor- den, daß es die Layen ausgeſpendet, Gebet und Segnung da- bey gebraucht, und dieſes Brod (wie gar wahrſcheinlich iſt) nenneten ſie den Leib Chriſti, wie auch oͤffters in der heiligen Schrifft dieſes Wort dem Zeichen und der bezeichneten Sache zugeleget wird. Es kan ſeyn, daß Origenes daſelbſt von ſol- chem Abendmahl redet. Jn denen Canoniſchen Schrifften der Bibel wird auch nirgends gefunden, wo die Apoſtel ge- wiß den Leib Chriſti alſo geſegnet haͤtten, wie man ihn ietzo ſegnet auf dem Altar, ausgenommen einer Stelle 1. Cor. XI. und dennoch ſcheinet aus dem zehenden Capitel, daher Pauli Rede gefloſſen, es ſey daſelbſt von der Prieſterlichen Segnung die Rede nicht. Als man aber auch in der Gemeine die Lie- bes-Mahle hielte/ ware es nicht gebraͤuchlich/ daß alle Hauß- Vaͤter ihr Mahl ins beſondere zugerichtet/ und hernach auch das Nachtmahl ausgeſpendet. Man truge die dire- ction gewiſſen Perſonen auff. Da nun die Biſchoͤffe und Aelteſten ohnehin uͤberhaupt die Auffſicht in Kirchen-Sa- chen hatten/ ſo hat man ſie ihnen auch bey denen Liebes- Mahlen uͤberlaſſen. Dieſe veranſtalteten alſo das gantze Mahl. Nicht als Prieſter oder Opfferer, ſondern von we- gen ihrer Auffſicht in Sachen/ die die gantze Gemeine be- traffen. Denn zu denen erſten Zeiten des Chriſtenthums verlangten die Biſchoͤffe keine Prieſter oder Opfferer zu ſeyn. Da man auch anfienge das Abendmahl einem Opffer zu vergleichen/ ſo ſchriebe man doch das Prieſterthum nicht denen Biſchoͤffen allein/ ſondern allen Glaͤubigen zu. Juſti- nus Martyr ſaget/ es waͤren alle das rechte Prieſterliche Geſchlecht, GOtt bezeugte es ſelbſten/ da er ſagte/ daß man an allen Orten und Enden ihm ein gefaͤlliges und rei- nes (a) (a) XI. & tamen in deeimo capite, vnde fluxerat Pauli ſermo, non videtur agi de conſecratione ſacerdotali. b) Jch

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/275>, abgerufen am 22.11.2024.