Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Beicht-Pfennig. §. XII. Daß aber ein jeder Hauß-Vater in seinemWer die Lie- zu auf damahlige Zeiten nicht schicke. Denn ob man gleich mei- net, weil das Abendmahl dabey ausgespendet worden, so wäre es nöthig gewesen. Jch antwortete aber, daß solche Ausspen- dung dazumahl ein jeder Hauß-Vater verrichten können, wie bald zeigen will. Man müste aber dennoch Ignatii Worte in Ehren ten, wenn solche von ihm herrührten. Denn daran zweiffeln die Gelehrten nicht unbillig. Einige sagen, man könnte nicht alle Brieffe Ignatii, sondern nur etliche vor untergeschoben ausgeben. Andere sagen, daß alle verfälscht wären. Wiederum sind an- dere der Meinung, man dürffte nichts vor Ignatii Worte ausgeben, als was ihm von denen Vätern derer vier ersten Seculorum zuge- eignet wurde. vid. Tenzelii Exercit. select. Part. I. exerc. 3. §. 6. seq. a) Erasmus Lib. XXVI. epist. ad Tonstall. Constat temporibus Apo-Erasmi Zeug-
niß, daß die Lay- en das Abend- mahl ausge- spendet. stolorum fuisse synaxin, quam Laici inter se faciebant, adhibita precatione & benedictione, & eam panem (vt est probabile) ap- pellabant corpus domini, vt frequenter etiam in sacris literis ea- dem vox signo & rei signatae accommodatur. Fieri enim potest, vt de hac synaxi loquatur ibi Origenes. Nec vsquam in cano- nicis literis inuenitur, vbi Apostoli certo consecrauerint corpus Domini, vt nunc consecratur in altari, excepto vno loco 1. Cor. XI. Beicht-Pfennig. §. XII. Daß aber ein jeder Hauß-Vater in ſeinemWer die Lie- zu auf damahlige Zeiten nicht ſchicke. Denn ob man gleich mei- net, weil das Abendmahl dabey ausgeſpendet worden, ſo waͤre es noͤthig geweſen. Jch antwortete aber, daß ſolche Ausſpen- dung dazumahl ein jeder Hauß-Vater verrichten koͤnnen, wie bald zeigen will. Man muͤſte aber dennoch Ignatii Worte in Ehren ten, wenn ſolche von ihm herruͤhrten. Denn daran zweiffeln die Gelehrten nicht unbillig. Einige ſagen, man koͤnnte nicht alle Brieffe Ignatii, ſondern nur etliche vor untergeſchoben ausgeben. Andere ſagen, daß alle verfaͤlſcht waͤren. Wiederum ſind an- dere der Meinung, man duͤrffte nichts vor Ignatii Worte ausgeben, als was ihm von denen Vaͤtern derer vier erſten Seculorum zuge- eignet wurde. vid. Tenzelii Exercit. ſelect. Part. I. exerc. 3. §. 6. ſeq. a) Erasmus Lib. XXVI. epiſt. ad Tonſtall. Conſtat temporibus Apo-Eraſmi Zeug-
niß, daß die Lay- en das Abend- mahl ausge- ſpendet. ſtolorum fuiſſe ſynaxin, quam Laici inter ſe faciebant, adhibita precatione & benedictione, & eam panem (vt eſt probabile) ap- pellabant corpus domini, vt frequenter etiam in ſacris literis ea- dem vox ſigno & rei ſignatæ accommodatur. Fieri enim poteſt, vt de hac ſynaxi loquatur ibi Origenes. Nec vsquam in cano- nicis literis inuenitur, vbi Apoſtoli certo conſecrauerint corpus Domini, vt nunc conſecratur in altari, excepto vno loco 1. Cor. XI. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0274" n="255"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">XII.</hi></head> <p>Daß aber ein jeder <hi rendition="#fr">Hauß-Vater</hi> in ſeinem<note place="right">Wer die Lie-<lb/> bes-Mahle<lb/><hi rendition="#aq">dirigi</hi>ret.</note><lb/> Hauſe dieſe Mahlzeiten zubereitet/ das Gebet verrichtet/<lb/> und die <hi rendition="#aq">direction</hi> gehabt/ iſt nicht alleine von denen <hi rendition="#fr">Lie-<lb/> bes-Mahlen,</hi> ſondern auch von <hi rendition="#fr">dem Nachtmahl ſelbſt</hi> ge-<lb/> wiß. Die Glaͤubigen waren Anfangs lauter Juͤden und<lb/> Juͤden-Genoſſen. Bey denen Juͤden ware ein ſolches ge-<lb/> braͤuchlich. Sie behielten faſt in allen Dingen die Juͤdi-<lb/> ſchen <hi rendition="#aq">ceremoni</hi>en. Die Meinung/ daß das Abendmahl<lb/> ein Opffer/ ware dazumahl noch nicht ausgedacht. Alſo wa-<lb/> ren auch keine Prieſter oder Opfferer vonnoͤthen. Folgbar<lb/> iſt die Anweſenheit des Biſchoffes oder Aelteſten bey denen<lb/><hi rendition="#fr">Privat Liebes-Maͤhlern</hi> nicht vonnoͤthen geweſen. <hi rendition="#aq">Eraſ-<lb/> mus</hi> hat alſo gar recht/ da er ſchreibet <note xml:id="h54" next="#h55" place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">Erasmus <hi rendition="#i">Lib. XXVI. epiſt. ad Tonſtall.</hi> Conſtat temporibus Apo-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Eraſmi</hi> Zeug-<lb/> niß, daß die Lay-<lb/> en das Abend-<lb/> mahl ausge-<lb/> ſpendet.</note><lb/><hi rendition="#aq">ſtolorum fuiſſe ſynaxin, quam Laici inter ſe faciebant, adhibita<lb/> precatione & benedictione, & eam panem (vt eſt probabile) ap-<lb/> pellabant corpus domini, vt frequenter etiam in ſacris literis ea-<lb/> dem vox ſigno & rei ſignatæ accommodatur. Fieri enim poteſt,<lb/> vt de hac ſynaxi loquatur ibi Origenes. Nec vsquam in cano-<lb/> nicis literis inuenitur, vbi Apoſtoli certo conſecrauerint corpus<lb/> Domini, vt nunc conſecratur in altari, excepto vno loco 1. Cor.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">XI.</hi></fw></note>: <hi rendition="#fr">Man weißt, daß</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">zu</hi></fw><lb/><note xml:id="h53" prev="#h52" place="foot" n="(c)">auf damahlige Zeiten nicht ſchicke. Denn ob man gleich mei-<lb/> net, weil das Abendmahl dabey ausgeſpendet worden, ſo waͤre<lb/> es noͤthig geweſen. Jch antwortete aber, daß ſolche Ausſpen-<lb/> dung dazumahl ein jeder Hauß-Vater verrichten koͤnnen, wie<lb/> bald zeigen will. Man muͤſte aber dennoch <hi rendition="#aq">Ignatii</hi> Worte in Ehren<lb/> ten, wenn ſolche von ihm herruͤhrten. Denn daran zweiffeln<lb/> die Gelehrten nicht unbillig. Einige ſagen, man koͤnnte nicht alle<lb/> Brieffe <hi rendition="#aq">Ignatii,</hi> ſondern nur etliche vor untergeſchoben ausgeben.<lb/> Andere ſagen, daß alle verfaͤlſcht waͤren. Wiederum ſind an-<lb/> dere der Meinung, man duͤrffte nichts vor <hi rendition="#aq">Ignatii</hi> Worte ausgeben,<lb/> als was ihm von denen Vaͤtern derer vier erſten <hi rendition="#aq">Seculorum</hi> zuge-<lb/> eignet wurde. <hi rendition="#aq">vid. Tenzelii <hi rendition="#i">Exercit. ſelect. Part. I. exerc. 3.</hi> §. <hi rendition="#i">6. ſeq.</hi></hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0274]
Beicht-Pfennig.
§. XII. Daß aber ein jeder Hauß-Vater in ſeinem
Hauſe dieſe Mahlzeiten zubereitet/ das Gebet verrichtet/
und die direction gehabt/ iſt nicht alleine von denen Lie-
bes-Mahlen, ſondern auch von dem Nachtmahl ſelbſt ge-
wiß. Die Glaͤubigen waren Anfangs lauter Juͤden und
Juͤden-Genoſſen. Bey denen Juͤden ware ein ſolches ge-
braͤuchlich. Sie behielten faſt in allen Dingen die Juͤdi-
ſchen ceremonien. Die Meinung/ daß das Abendmahl
ein Opffer/ ware dazumahl noch nicht ausgedacht. Alſo wa-
ren auch keine Prieſter oder Opfferer vonnoͤthen. Folgbar
iſt die Anweſenheit des Biſchoffes oder Aelteſten bey denen
Privat Liebes-Maͤhlern nicht vonnoͤthen geweſen. Eraſ-
mus hat alſo gar recht/ da er ſchreibet a): Man weißt, daß
zu
(c)
Wer die Lie-
bes-Mahle
dirigiret.
a) Erasmus Lib. XXVI. epiſt. ad Tonſtall. Conſtat temporibus Apo-
ſtolorum fuiſſe ſynaxin, quam Laici inter ſe faciebant, adhibita
precatione & benedictione, & eam panem (vt eſt probabile) ap-
pellabant corpus domini, vt frequenter etiam in ſacris literis ea-
dem vox ſigno & rei ſignatæ accommodatur. Fieri enim poteſt,
vt de hac ſynaxi loquatur ibi Origenes. Nec vsquam in cano-
nicis literis inuenitur, vbi Apoſtoli certo conſecrauerint corpus
Domini, vt nunc conſecratur in altari, excepto vno loco 1. Cor.
XI.
(c) auf damahlige Zeiten nicht ſchicke. Denn ob man gleich mei-
net, weil das Abendmahl dabey ausgeſpendet worden, ſo waͤre
es noͤthig geweſen. Jch antwortete aber, daß ſolche Ausſpen-
dung dazumahl ein jeder Hauß-Vater verrichten koͤnnen, wie
bald zeigen will. Man muͤſte aber dennoch Ignatii Worte in Ehren
ten, wenn ſolche von ihm herruͤhrten. Denn daran zweiffeln
die Gelehrten nicht unbillig. Einige ſagen, man koͤnnte nicht alle
Brieffe Ignatii, ſondern nur etliche vor untergeſchoben ausgeben.
Andere ſagen, daß alle verfaͤlſcht waͤren. Wiederum ſind an-
dere der Meinung, man duͤrffte nichts vor Ignatii Worte ausgeben,
als was ihm von denen Vaͤtern derer vier erſten Seculorum zuge-
eignet wurde. vid. Tenzelii Exercit. ſelect. Part. I. exerc. 3. §. 6. ſeq.
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