soll uns darum frey gelassen werden/ ohne Beichte das
himmlische Gnaden-Mahl zu geniessen/ weil die Beichte
in der Bibel nicht geboten noch angerathen worden/ die er-
sten Christen solche nicht gebraucht/ und dieselbe erst in
dem
XIII. Sec. zur vollkommenen Reiffe gediehen. Also
kan man solche vor nichts anders als eine Ceremonie an-
sehen/ die noch dazu vielem Mißbrauch unterworffen
d).
§. VII.
ſoll uns darum frey gelaſſen werden/ ohne Beichte das
himmliſche Gnaden-Mahl zu genieſſen/ weil die Beichte
in der Bibel nicht geboten noch angerathen worden/ die er-
ſten Chriſten ſolche nicht gebraucht/ und dieſelbe erſt in
dem
XIII. Sec. zur vollkommenen Reiffe gediehen. Alſo
kan man ſolche vor nichts anders als eine Ceremonie an-
ſehen/ die noch dazu vielem Mißbrauch unterworffen
d).
§. VII.
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[230/0249]
II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
ſoll uns darum frey gelaſſen werden/ ohne Beichte das
himmliſche Gnaden-Mahl zu genieſſen/ weil die Beichte
in der Bibel nicht geboten noch angerathen worden/ die er-
ſten Chriſten ſolche nicht gebraucht/ und dieſelbe erſt in
dem XIII. Sec. zur vollkommenen Reiffe gediehen. Alſo
kan man ſolche vor nichts anders als eine Ceremonie an-
ſehen/ die noch dazu vielem Mißbrauch unterworffen d).
§. VII.
(c)
d) Jch ſetze die Worte des ſeel. Speners, aus ſeiner Evangel.
Glaubens-Lehre pag. 512. hieher. Wir haben aber dabey
zu mercken, daß ſolche abſonderliche Beicht, daß einer, ſon-
derlich der zum Tiſch des HErrn gehen wolle, ſeine Suͤn-
den einem Prediger beichten muͤſſe, kein goͤttlich Gebot, noch
in der Schrifft befohlen iſt, wie ſie auch einige hundert Jah-
re in der erſten Chriſtlichen Kirchen nicht im Gebrauch
geweſen iſt; ſondern ſie iſt ein freyes Mittelding, und wir
nicht anders an dieſelbige gebunden als an andere menſch-
liche Ordnungen auch, die doch das Gewiſſen nicht be-
ſtricken muͤſſen, ſondern allein wegen guter Ordnung, und
wegen des Nutzens, der dabey gefunden wird, behalten
werden. ꝛc.
a) Jch
(c) da es alſo heiſſet: Jch rathe, wie auch Joh. Gerſon etliche
mahl gerathen hat, daß einer zuweilen das hochwuͤrdige
Sacrament empfangen und nehmen ſoll, ohne Beicht.
Wiltu wiſſen warum? So hoͤre, auf daß der Menſch deſto
mehr auf GOttes Barmhertzigkeit, dann auf ſeine Beicht
ſein Vertrauen lerne ſetzen, dann es mag nichts genug ge-
ſchehen wieder das vermaledeyte Vertrauen auf unſſere
Wercke, diß iſt GOttes Ehre gantz, wann wir auf
ſeine Barmhertzigkeit unſer Vertrauen ſetzen. Jedoch ſo
will ich nicht, daß diß allezeit geſchehe, ſondern nur zuwei-
len, damit das Vertrauen zu GOtt moͤge befeſtiget, hinge-
gen das Vertrauen auf unſere Beicht moͤge verringert wer-
den, dann der iſt ſchwerlich ohne Suͤnd und Laſter, der
mehr ſicher zum Altar gehet, darum, daß er gebeichtet hat,
als daß GOtt barmhertzig iſt ꝛc.