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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
daß wer die Beichte verachte/ auch das theure Sacrament
in keinem Wehrt hielte. Aus dieser Ursache müste man ei-
nen solchen Feind GOttes mit weltlicher Straffe belegen. Der
scharffsinnige Noodt mag abermahls vor mich auff deine
Einwürffe antworten. Er saget aber also a): Du wirst
sagen, es geschehe GOtt unrecht, wenn man seine Religion
verunehret, oder aus allzugrosser Leichtsinnigkeit verlässet.
Jch höre es gar wohl. Aber wer bist du? was nimmst du
dir heraus? was hast du da zu thun? Mit was vor Recht
wilst du ein Unrecht rächen, das nicht dein ist? Ubergieb das
GOtt, was du dafür hältest, daß es wieder GOtt gehet, und
überlasse ihm die Betrachtung und Achtung des Lasters und
der Rache. Was? von der Art wie ein Laster des Verstan-
des, Jrrthum, Fehltritt zu bestraffen, kan niemand anders als
GOtt Richter seyn. -- -- -- Warum bist du deßjenigen
überdrüßig, welchen GOtt nicht hasset; zum wenigsten wel-
chem er den Nutzen der Sonnen und des Regens gönnet, da er
ihn doch, wenn es ihm beliebte, auff tausenderley Art betrü-
ben, kräncken und verderben könte? wenn nun GOtt denje-
nigen, welcher ihn beleidiget, schonet und ihm nützet; was sol-
len die Menschen nicht thun, welchen er nichts in Weg ge-
leget.
Was ist auch dieses vor eine Folge: Der will nicht

zur
a) Ob GOttes
Feinde
von
Menschen zu
bestraffen.
Cit. l. pag. 790. Dices, Dei injuriam esse; cum ejus religio pollui-
tur, aut desultoria leuitate deseritur. Audio: sed quis tu es? quid
tibi arrogas? quid tibi hic negotii? quoue tandem jure tu vlcisce-
ris injuriam, quae tua non est? quin quod aduersus Deum committi
putas, ad Deum remittis: sinisque ejus esse & criminis & vltionis
aestimationem. Quid? quod de puniendo animi atque intellectus
vitio, errore, labe, ne potest quidem alicujus, praeterquam Dei
judicium esse -- -- -- Cur te piget ejus, quem Deus non
odit; certe cum quo interim vtilitatem solis atque imbris com-
municat; & si posset eum statim & mille modis, si vellet, affligere,
eruciare, perdere? quodsi Deus & parcit & prodest ei, a quo lae-
sus sit: quid hominem facere decet, cui non obfuit.

b) Sess.

II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
daß wer die Beichte verachte/ auch das theure Sacrament
in keinem Wehrt hielte. Aus dieſer Urſache muͤſte man ei-
nen ſolchen Feind GOttes mit weltlicher Straffe belegen. Der
ſcharffſinnige Noodt mag abermahls vor mich auff deine
Einwuͤrffe antworten. Er ſaget aber alſo a): Du wirſt
ſagen, es geſchehe GOtt unrecht, wenn man ſeine Religion
verunehret, oder aus allzugroſſer Leichtſinnigkeit verlaͤſſet.
Jch hoͤre es gar wohl. Aber wer biſt du? was nimmſt du
dir heraus? was haſt du da zu thun? Mit was vor Recht
wilſt du ein Unrecht raͤchen, das nicht dein iſt? Ubergieb das
GOtt, was du dafuͤr haͤlteſt, daß es wieder GOtt gehet, und
uͤberlaſſe ihm die Betrachtung und Achtung des Laſters und
der Rache. Was? von der Art wie ein Laſter des Verſtan-
des, Jrrthum, Fehltritt zu beſtraffen, kan niemand anders als
GOtt Richter ſeyn. -- -- -- Warum biſt du deßjenigen
uͤberdruͤßig, welchen GOtt nicht haſſet; zum wenigſten wel-
chem er den Nutzen der Sonnen und des Regens goͤnnet, da er
ihn doch, wenn es ihm beliebte, auff tauſenderley Art betruͤ-
ben, kraͤncken und verderben koͤnte? wenn nun GOtt denje-
nigen, welcher ihn beleidiget, ſchonet und ihm nuͤtzet; was ſol-
len die Menſchen nicht thun, welchen er nichts in Weg ge-
leget.
Was iſt auch dieſes vor eine Folge: Der will nicht

zur
a) Ob GOttes
Feinde
von
Menſchen zu
beſtraffen.
Cit. l. pag. 790. Dices, Dei injuriam eſſe; cum ejus religio pollui-
tur, aut deſultoria leuitate deſeritur. Audio: ſed quis tu es? quid
tibi arrogas? quid tibi hic negotii? quoue tandem jure tu vlciſce-
ris injuriam, quæ tua non eſt? quin quod aduerſus Deum committi
putas, ad Deum remittis: ſinisque ejus eſſe & criminis & vltionis
æſtimationem. Quid? quod de puniendo animi atque intellectus
vitio, errore, labe, ne poteſt quidem alicujus, præterquam Dei
judicium eſſe -- -- -- Cur te piget ejus, quem Deus non
odit; certe cum quo interim vtilitatem ſolis atque imbris com-
municat; & ſi poſſet eum ſtatim & mille modis, ſi vellet, affligere,
eruciare, perdere? quodſi Deus & parcit & prodeſt ei, a quo læ-
ſus ſit: quid hominem facere decet, cui non obfuit.

b) Sesſ.
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[220/0239] II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt daß wer die Beichte verachte/ auch das theure Sacrament in keinem Wehrt hielte. Aus dieſer Urſache muͤſte man ei- nen ſolchen Feind GOttes mit weltlicher Straffe belegen. Der ſcharffſinnige Noodt mag abermahls vor mich auff deine Einwuͤrffe antworten. Er ſaget aber alſo a): Du wirſt ſagen, es geſchehe GOtt unrecht, wenn man ſeine Religion verunehret, oder aus allzugroſſer Leichtſinnigkeit verlaͤſſet. Jch hoͤre es gar wohl. Aber wer biſt du? was nimmſt du dir heraus? was haſt du da zu thun? Mit was vor Recht wilſt du ein Unrecht raͤchen, das nicht dein iſt? Ubergieb das GOtt, was du dafuͤr haͤlteſt, daß es wieder GOtt gehet, und uͤberlaſſe ihm die Betrachtung und Achtung des Laſters und der Rache. Was? von der Art wie ein Laſter des Verſtan- des, Jrrthum, Fehltritt zu beſtraffen, kan niemand anders als GOtt Richter ſeyn. -- -- -- Warum biſt du deßjenigen uͤberdruͤßig, welchen GOtt nicht haſſet; zum wenigſten wel- chem er den Nutzen der Sonnen und des Regens goͤnnet, da er ihn doch, wenn es ihm beliebte, auff tauſenderley Art betruͤ- ben, kraͤncken und verderben koͤnte? wenn nun GOtt denje- nigen, welcher ihn beleidiget, ſchonet und ihm nuͤtzet; was ſol- len die Menſchen nicht thun, welchen er nichts in Weg ge- leget. Was iſt auch dieſes vor eine Folge: Der will nicht zur a) Cit. l. pag. 790. Dices, Dei injuriam eſſe; cum ejus religio pollui- tur, aut deſultoria leuitate deſeritur. Audio: ſed quis tu es? quid tibi arrogas? quid tibi hic negotii? quoue tandem jure tu vlciſce- ris injuriam, quæ tua non eſt? quin quod aduerſus Deum committi putas, ad Deum remittis: ſinisque ejus eſſe & criminis & vltionis æſtimationem. Quid? quod de puniendo animi atque intellectus vitio, errore, labe, ne poteſt quidem alicujus, præterquam Dei judicium eſſe -- -- -- Cur te piget ejus, quem Deus non odit; certe cum quo interim vtilitatem ſolis atque imbris com- municat; & ſi poſſet eum ſtatim & mille modis, ſi vellet, affligere, eruciare, perdere? quodſi Deus & parcit & prodeſt ei, a quo læ- ſus ſit: quid hominem facere decet, cui non obfuit. b) Sesſ.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/239>, abgerufen am 26.11.2024.