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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
in die Veränderung zu willigen. Wo sich aber Schwü-
rigkeiten ereigneten/ wie denn gemeiniglich geschehen wird/
weil man den alten Schlendrian an denen meisten Orten
eifrig beybehält; So ist nichts anders übrig/ als die hohe
Landes-Obrigkeit selbst dieserwegen anzugehen. Diese soll
nach ihrer Pflicht/ wenn eine von bißher angeführten Ur-
sachen beygebracht worden/ allerdings solche Freyheit erthei-
len/ wie ich weiter unten mit mehrern ausführen will.



Das zweyte Capitel.
Wenn und wie offt man zum Beicht-
Stuhl gehen soll.
§. I.
Die Beich-
te soll nicht
unterlassen
werden.

DJe Beichte soll nicht unterlassen/ sondern zum öff-
tern verrichtet werden,
wie die Canonisten durchge-
hends vorgeben. Sie nehmen ein Gleichniß von
einem Artzt und Patienten/ welches sie nachgehends auf
den Beicht-Vater und das Beicht-Kind appliciren a). Sie
lassen sich damit nicht begnügen/ daß sie die öfftere Beichte
denen Leuten anrathen/ sondern gebieten auch solche bey
Straffe. Hierzu halten sie sich desto mehr befugt zu seyn/
weil sie nach ihrem Vorgeben der Pfarr-Kinder eigene
Wohlfahrt damit zu befördern suchten b). Dieserwegen

ver-
a) Gleichnüß von
der Artzeney.
Sie sagen: Gleichwie diejenigen, deren Leiber vielen Kranckhei-
ten unterworffen, einen Artzt suchen, und ihm die gantze Beschaf-
fenheit ihres schlimmen Zustandes entdecken; so müsten auch al-
le Christen ihre Sünden als geistliche Kranckheiten denen
Priestern, als geistlichen Aertzten, entdecken. Wo dieses nicht
wäre, könte man ihnen keine kräfftige Artzeney verordnen.
b) Auf dieses hatMan hält die Beichte vor nichts anders, als eine Eröffnung
und

II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
in die Veraͤnderung zu willigen. Wo ſich aber Schwuͤ-
rigkeiten ereigneten/ wie denn gemeiniglich geſchehen wird/
weil man den alten Schlendrian an denen meiſten Orten
eifrig beybehaͤlt; So iſt nichts anders uͤbrig/ als die hohe
Landes-Obrigkeit ſelbſt dieſerwegen anzugehen. Dieſe ſoll
nach ihrer Pflicht/ wenn eine von bißher angefuͤhrten Ur-
ſachen beygebracht worden/ allerdings ſolche Freyheit erthei-
len/ wie ich weiter unten mit mehrern ausfuͤhren will.



Das zweyte Capitel.
Wenn und wie offt man zum Beicht-
Stuhl gehen ſoll.
§. I.
Die Beich-
te ſoll nicht
unterlaſſen
werden.

DJe Beichte ſoll nicht unterlaſſen/ ſondern zum oͤff-
tern verrichtet werden,
wie die Canoniſten durchge-
hends vorgeben. Sie nehmen ein Gleichniß von
einem Artzt und Patienten/ welches ſie nachgehends auf
den Beicht-Vater und das Beicht-Kind appliciren a). Sie
laſſen ſich damit nicht begnuͤgen/ daß ſie die oͤfftere Beichte
denen Leuten anrathen/ ſondern gebieten auch ſolche bey
Straffe. Hierzu halten ſie ſich deſto mehr befugt zu ſeyn/
weil ſie nach ihrem Vorgeben der Pfarr-Kinder eigene
Wohlfahrt damit zu befoͤrdern ſuchten b). Dieſerwegen

ver-
a) Gleichnuͤß von
der Artzeney.
Sie ſagen: Gleichwie diejenigen, deren Leiber vielen Kranckhei-
ten unterworffen, einen Artzt ſuchen, und ihm die gantze Beſchaf-
fenheit ihres ſchlimmen Zuſtandes entdecken; ſo muͤſten auch al-
le Chriſten ihre Suͤnden als geiſtliche Kranckheiten denen
Prieſtern, als geiſtlichen Aertzten, entdecken. Wo dieſes nicht
waͤre, koͤnte man ihnen keine kraͤfftige Artzeney verordnen.
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[214/0233] II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt in die Veraͤnderung zu willigen. Wo ſich aber Schwuͤ- rigkeiten ereigneten/ wie denn gemeiniglich geſchehen wird/ weil man den alten Schlendrian an denen meiſten Orten eifrig beybehaͤlt; So iſt nichts anders uͤbrig/ als die hohe Landes-Obrigkeit ſelbſt dieſerwegen anzugehen. Dieſe ſoll nach ihrer Pflicht/ wenn eine von bißher angefuͤhrten Ur- ſachen beygebracht worden/ allerdings ſolche Freyheit erthei- len/ wie ich weiter unten mit mehrern ausfuͤhren will. Das zweyte Capitel. Wenn und wie offt man zum Beicht- Stuhl gehen ſoll. §. I. DJe Beichte ſoll nicht unterlaſſen/ ſondern zum oͤff- tern verrichtet werden, wie die Canoniſten durchge- hends vorgeben. Sie nehmen ein Gleichniß von einem Artzt und Patienten/ welches ſie nachgehends auf den Beicht-Vater und das Beicht-Kind appliciren a). Sie laſſen ſich damit nicht begnuͤgen/ daß ſie die oͤfftere Beichte denen Leuten anrathen/ ſondern gebieten auch ſolche bey Straffe. Hierzu halten ſie ſich deſto mehr befugt zu ſeyn/ weil ſie nach ihrem Vorgeben der Pfarr-Kinder eigene Wohlfahrt damit zu befoͤrdern ſuchten b). Dieſerwegen ver- a) Sie ſagen: Gleichwie diejenigen, deren Leiber vielen Kranckhei- ten unterworffen, einen Artzt ſuchen, und ihm die gantze Beſchaf- fenheit ihres ſchlimmen Zuſtandes entdecken; ſo muͤſten auch al- le Chriſten ihre Suͤnden als geiſtliche Kranckheiten denen Prieſtern, als geiſtlichen Aertzten, entdecken. Wo dieſes nicht waͤre, koͤnte man ihnen keine kraͤfftige Artzeney verordnen. b) Man haͤlt die Beichte vor nichts anders, als eine Eroͤffnung und

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/233>, abgerufen am 26.11.2024.