siehet also aus/ daß berühmte
Theologi selbst bekennet/ wir
hätten fast nirgendswo den
rechten Gebrauch der Beichte.
Uberall erblickte man nur den
Mißbrauch c). Wie soll nun
bey
ſiehet alſo aus/ daß beruͤhmte
Theologi ſelbſt bekennet/ wir
haͤtten faſt nirgendswo den
rechten Gebrauch der Beichte.
Uberall erblickte man nur den
Mißbrauch c). Wie ſoll nun
bey
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[172/0191]
I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
ſiehet alſo aus/ daß beruͤhmte Theologi ſelbſt bekennet/ wir
haͤtten faſt nirgendswo den rechten Gebrauch der Beichte.
Uberall erblickte man nur den Mißbrauch c). Wie ſoll nun
bey
(b)
c) Der ſeel. Spener geſtehet ſolches ſelbſt cit. l. Vol. I. cap. 11. art. VI.
ſect. 26. Auf ſolche Weiſe meinet er auch, daß es zweiffels ohne zu-
traͤglicher waͤre, wenn man die Beicht-Stuͤhle gantz und gar ab-
ſchaffte. Allein in eben denen Theol Bedencken, Vol. III. cap. VI.
art. I. diſt. 4. ſect. 7. pag. 648. hat er einige geringe Urſachen ange-
fuͤhret, warum ſolche beyzubehalten waͤren. Es verdienen auch
diejenigen Mißbraͤuche, welche angefuͤhrter ungenannter Autor
mitgetheilet, in Betrachtung gezogen zu werden, von welchen er
§. 13.
(b) ſchaffener Diener GOttes, dem es nicht ums Beicht-Geld,
ſondern um ſeine und ſeiner Beicht-Kinder Seeligkeit zu
thun, bey ſolchem vorgenommenen Verhoͤr erſt recht den
Mißbrauch der Beicht und abſolution, wie wenig derer ſeyn,
die er mit guten Gewiſſen abſoluiren, kan; da er doch alle
nach der noͤthigen Gewohnheit inſonderheit abſoluiren,
und wo es der Gebrauch iſt, ihnen die Haͤnde auflegen muß.
Dannenhero alles, was von dem Nutzen ſolches Gebrauchs
der Beicht und abſolution geſaget wird: daß nehmlich der
Prediger alſo erfahren koͤnne, ob ſie auch alle die Haupt-
Stuͤck der Chriſtlichen Lehre verſtehen, ob ſie alle ein buß-
fertiges Hertz haben, und in wahrem Glauben an Chriſtum
JEſum ſtehen, ob ſie auch alle einen rechtſchaffenen Vor-
ſatz haben, nach dieſem ein frommes Leben zu fuͤhren, und
daß er alſo einen jeglichen vermahnen und troͤſten koͤnne, als
es ſeiner Seelen noͤthig iſt, nur ein bloſſer Vorwand iſt,
davon nichts geſchicht, auch nichts geſchehen kan; Sondern
das gantze Werck, wenn es im Grunde angeſehen wird, wie
es die Prediger, ſonderlich heute zu Tage treiben, mehren-
theils ein lauter Mißbrauch der troͤſtlichen Beicht und ab-
ſolution, und eine unverantwortliche Entheiligung des Nah-
mens GOttes, uͤber ſo viel gottloſe, unbußfertige, ſichere
Menſchen, zu derſelben groͤſſern Verfuͤhrung und Verſto-
ckung iſt. Welches GOtt nicht ungeſtrafft laſſen wird.