Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.bey denen Protestirenden. nern. Allein aus eben dieser Meinung folget/ daß unsereabsolution von der Apostolischen gar weit unterschieden sey. Jene mit dem heiligen Geist erfüllete Männer wurden Krafft solches Geistes in alle Wahrheit geleitet. Wie sie nun in der Vergebung der Sünden nicht irren kunten, so ist kein Zweiffel/ sie haben die Sünden absolute, ohne einige Bedingung vergeben. §. XVI. Da nun deme also/ so folget meinem Erach-Die absolu- eben wircklich von GOtt ihre Sünden vergeben werden. Dann alle absolutionen von Menschen gesprochen, sie werden mit Formuln gegeben, wie sie wollen, sind in der That conditio- natae, und haben diese absonderliche Bedingung, wo der Beichtende bußfertig, und ein solcher ist, als er sich in seiner Beichte ausgiebet. Denn weil der Beicht-Vater in die Her- tzen nicht sehen kan, so giebet er seine absolution auf die Beicht. Jst aber die Person anders, als die Beicht, so gehet gleich- sam die Absolution bey ihm vorüber, und ist ihm nicht ge- meinet. Besiehe auch der Theol. bedencken Vol. II. Cap. 3. art. I. sect. 7. p. 26. Vol. III. Cap. 6. art. I. dist. IV. sect. VII. p. 649. und an- derswo mehr. Weil aber nicht alle mit dem seeligen Spener zufrieden sind, so füge ich solchem den Paulum Tarnouium bey,Und Tarne- vii. der de minist. eccles. Lib. II. c. 23. ein gleiches gar deutlich behauptet. a) Brochmandus in System. P. 2. art. 31. Cap. 4. s. 3. p. 377. saget, die ab-Nach Broch- mando und Chemnitio. solution sey dieses, wenn der Diener des Worts dem Sünder die Vergebung ankündigte. Clauis soluens seu absolutio est, quia minister verbi autoritate diuina peccatori resipiscenti remis- sionem peccatorum ANNVNCIAT. Chemnitius in öffters an- geführ- (Recht der Beicht-Stühle.) x
bey denen Proteſtirenden. nern. Allein aus eben dieſer Meinung folget/ daß unſereabſolution von der Apoſtoliſchen gar weit unterſchieden ſey. Jene mit dem heiligen Geiſt erfuͤllete Maͤnner wurden Krafft ſolches Geiſtes in alle Wahrheit geleitet. Wie ſie nun in der Vergebung der Suͤnden nicht irren kunten, ſo iſt kein Zweiffel/ ſie haben die Suͤnden abſolute, ohne einige Bedingung vergeben. §. XVI. Da nun deme alſo/ ſo folget meinem Erach-Die abſolu- eben wircklich von GOtt ihre Suͤnden vergeben werden. Dann alle abſolutionen von Menſchen geſprochen, ſie werden mit Formuln gegeben, wie ſie wollen, ſind in der That conditio- natæ, und haben dieſe abſonderliche Bedingung, wo der Beichtende bußfertig, und ein ſolcher iſt, als er ſich in ſeiner Beichte ausgiebet. Denn weil der Beicht-Vater in die Her- tzen nicht ſehen kan, ſo giebet er ſeine abſolution auf die Beicht. Jſt aber die Perſon anders, als die Beicht, ſo gehet gleich- ſam die Abſolution bey ihm voruͤber, und iſt ihm nicht ge- meinet. Beſiehe auch der Theol. bedencken Vol. II. Cap. 3. art. I. ſect. 7. p. 26. Vol. III. Cap. 6. art. I. diſt. IV. ſect. VII. p. 649. und an- derswo mehr. Weil aber nicht alle mit dem ſeeligen Spener zufrieden ſind, ſo fuͤge ich ſolchem den Paulum Tarnouium bey,Und Tarne- vii. der de miniſt. eccles. Lib. II. c. 23. ein gleiches gar deutlich behauptet. a) Brochmandus in Syſtem. P. 2. art. 31. Cap. 4. ſ. 3. p. 377. ſaget, die ab-Nach Broch- mando und Chemnitio. ſolution ſey dieſes, wenn der Diener des Worts dem Suͤnder die Vergebung ankuͤndigte. Clauis ſoluens ſeu abſolutio eſt, quia miniſter verbi autoritate diuina peccatori reſipiſcenti remis- ſionem peccatorum ANNVNCIAT. Chemnitius in oͤffters an- gefuͤhr- (Recht der Beicht-Stuͤhle.) x
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nern. Allein aus eben dieſer Meinung folget/ daß unſere
abſolution von der Apoſtoliſchen gar weit unterſchieden ſey.
Jene mit dem heiligen Geiſt erfuͤllete Maͤnner wurden
Krafft ſolches Geiſtes in alle Wahrheit geleitet. Wie ſie
nun in der Vergebung der Suͤnden nicht irren kunten, ſo iſt
kein Zweiffel/ ſie haben die Suͤnden abſolute, ohne einige
Bedingung vergeben.
§. XVI. Da nun deme alſo/ ſo folget meinem Erach-
ten nach ungezwungen/ die abſolution unſerer Prieſter ſey
nichts anders/ als eine Ankuͤndigung, daß GOtt dem recht
Bußfertigen nach ſeinem Wort um Chriſti willen gnaͤdig
ſeyn wolle. Dieſen Troſt kuͤndigen die Prieſter denen Beich-
tenden an/ die Suͤnde aber ſelbſt vergeben ſie keinesweges.
Jch befinde auch/ daß Brochmandus und Chemnitius a)
eben
(a)
Die abſolu-
tion beſte-
het nur in
einer An-
kuͤndigung
der Verge-
bung
a) Brochmandus in Syſtem. P. 2. art. 31. Cap. 4. ſ. 3. p. 377. ſaget, die ab-
ſolution ſey dieſes, wenn der Diener des Worts dem Suͤnder
die Vergebung ankuͤndigte. Clauis ſoluens ſeu abſolutio eſt,
quia miniſter verbi autoritate diuina peccatori reſipiſcenti remis-
ſionem peccatorum ANNVNCIAT. Chemnitius in oͤffters an-
gefuͤhr-
(a) wircklich von GOtt ihre Suͤnden vergeben werden. Dann
alle abſolutionen von Menſchen geſprochen, ſie werden mit
Formuln gegeben, wie ſie wollen, ſind in der That conditio-
natæ, und haben dieſe abſonderliche Bedingung, wo der
Beichtende bußfertig, und ein ſolcher iſt, als er ſich in ſeiner
Beichte ausgiebet. Denn weil der Beicht-Vater in die Her-
tzen nicht ſehen kan, ſo giebet er ſeine abſolution auf die Beicht.
Jſt aber die Perſon anders, als die Beicht, ſo gehet gleich-
ſam die Abſolution bey ihm voruͤber, und iſt ihm nicht ge-
meinet. Beſiehe auch der Theol. bedencken Vol. II. Cap. 3. art. I.
ſect. 7. p. 26. Vol. III. Cap. 6. art. I. diſt. IV. ſect. VII. p. 649. und an-
derswo mehr. Weil aber nicht alle mit dem ſeeligen Spener
zufrieden ſind, ſo fuͤge ich ſolchem den Paulum Tarnouium bey,
der de miniſt. eccles. Lib. II. c. 23. ein gleiches gar deutlich behauptet.
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) x
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