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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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bey denen Protestirenden.
§. XI.

Man darf auch die Apostel/ da ihnen ChristusOb die Apo-
stel in Ver-
willigung
dieser
Macht Die-
ner der Ge-
meinde ge-
wesen?

die Macht Sünde zu vergeben und zu behalten mitgethei-
let/ nicht als Diener der Gemeinde ansehen. Dieses will a-
bermahls der Herr Löber behaupten/ und saget die Apo-
stel hätten nichts weiter erlanget/ als daß sie die Macht/ so
der Kirchen verliehen worden/ ausüben solten. Er saget/
dieses folgte daher/ weil Christus in dem vorhergehenden
von der Kirchen ihrer Macht und Gewalt geredet/ und nach-
mahls das Amt der Schlüssel denen Aposteln verliehen a).

Das
die Zusammenkünffte der Christen, wegen des Gottesdienstes.
Jac. II, 2. Hebr. X, 25. Von einer ecclesia repraesentatiua kommtKeine ecclesia
repraesentati-
va
ist in der
Heil. Schrifft
zu spüren.

nichts vor. Es ist auch diese Lehre, daß die Geistlichkeit die gantze
Kirche allezeit repraesentirte, dem gleichen Zustand der Kirchen
gäntzlich zuwieder. Sie hebet solchen völlig auf. Wenn jemand
den andern vorstellen und repraesentiren will, so muß er mit einem
besondern Befehl dazu die Macht und das Recht erhalten ha-
ben. Diejenigen, welche vorgeben, die Apostel hätten damahls
die Kirche repraesentiret, müssen also beweisen, daß ihnen die Kir-
che hierzu Vollmacht gegeben. Wie gefährlich aber die Lehre von
einer ecclesia repraesentatiua ist, habe schon erinnert. Das Vi-
cariat
des Papstes ist meinem Erachten nach eben aus dieser Quelle
heraus geflossen. Allein auf solche Dinge geben die Protestiren-
den selten Achtung. Sie sind zufrieden, wenn sie nur etwas her-
aus bringen, daß der Geistlichkeit Ansehen vermehret, und die
Layen unter derselben Gehorsam zu halten vermögend ist.
a) Jch will des Herrn Löbers eigne Worte hieher setzen. Er sagetDie Apostel
sind nicht als
Diener der Ge-
meinde anzu-
sehen, da sie die
Macht Sünde
zu vergeben er-
halten.

cit. l. so: Nam cum Christus Matth. XVIII, 18. de ecclesia ejus-
que potestate verba faciens Apostolis dicit: quodcunque ligaue-
ritis &c. perspicuum est, Apostolos considerari hic vt ministros
ecclesiae, potestatem ecclesiae datam administrantes. conf. 1. Cor.
III, 22. 2. Cor. IV, 5. 2. Cor. II,
10 Jch möchte gerne wissen, von
was vor einer Macht der Kirchen Christus Matth. XVIII, 18. gere-
det, darauf er zu denen Aposteln gesprochen: Was ihr auf Er-
den
t 3
bey denen Proteſtirenden.
§. XI.

Man darf auch die Apoſtel/ da ihnen ChriſtusOb die Apo-
ſtel in Ver-
willigung
dieſer
Macht Die-
ner der Ge-
meinde ge-
weſen?

die Macht Suͤnde zu vergeben und zu behalten mitgethei-
let/ nicht als Diener der Gemeinde anſehen. Dieſes will a-
bermahls der Herr Loͤber behaupten/ und ſaget die Apo-
ſtel haͤtten nichts weiter erlanget/ als daß ſie die Macht/ ſo
der Kirchen verliehen worden/ ausuͤben ſolten. Er ſaget/
dieſes folgte daher/ weil Chriſtus in dem vorhergehenden
von der Kirchen ihrer Macht und Gewalt geredet/ und nach-
mahls das Amt der Schluͤſſel denen Apoſteln verliehen a).

Das
die Zuſammenkuͤnffte der Chriſten, wegen des Gottesdienſtes.
Jac. II, 2. Hebr. X, 25. Von einer eccleſia repræſentatiua kommtKeine eccleſia
repræſentati-
va
iſt in der
Heil. Schrifft
zu ſpuͤren.

nichts vor. Es iſt auch dieſe Lehre, daß die Geiſtlichkeit die gantze
Kirche allezeit repræſentirte, dem gleichen Zuſtand der Kirchen
gaͤntzlich zuwieder. Sie hebet ſolchen voͤllig auf. Wenn jemand
den andern vorſtellen und repræſentiren will, ſo muß er mit einem
beſondern Befehl dazu die Macht und das Recht erhalten ha-
ben. Diejenigen, welche vorgeben, die Apoſtel haͤtten damahls
die Kirche repræſentiret, muͤſſen alſo beweiſen, daß ihnen die Kir-
che hierzu Vollmacht gegeben. Wie gefaͤhrlich aber die Lehre von
einer eccleſia repræſentatiua iſt, habe ſchon erinnert. Das Vi-
cariat
des Papſtes iſt meinem Erachten nach eben aus dieſer Quelle
heraus gefloſſen. Allein auf ſolche Dinge geben die Proteſtiren-
den ſelten Achtung. Sie ſind zufrieden, wenn ſie nur etwas her-
aus bringen, daß der Geiſtlichkeit Anſehen vermehret, und die
Layen unter derſelben Gehorſam zu halten vermoͤgend iſt.
a) Jch will des Herrn Loͤbers eigne Worte hieher ſetzen. Er ſagetDie Apoſtel
ſind nicht als
Diener der Ge-
meinde anzu-
ſehen, da ſie die
Macht Suͤnde
zu vergeben er-
halten.

cit. l. ſo: Nam cum Chriſtus Matth. XVIII, 18. de eccleſia ejus-
que poteſtate verba faciens Apoſtolis dicit: quodcunque ligaue-
ritis &c. perſpicuum eſt, Apoſtolos conſiderari hic vt miniſtros
eccleſiæ, poteſtatem eccleſiæ datam adminiſtrantes. conf. 1. Cor.
III, 22. 2. Cor. IV, 5. 2. Cor. II,
10 Jch moͤchte gerne wiſſen, von
was vor einer Macht der Kirchen Chriſtus Matth. XVIII, 18. gere-
det, darauf er zu denen Apoſteln geſprochen: Was ihr auf Er-
den
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[149/0168] bey denen Proteſtirenden. §. XI. Man darf auch die Apoſtel/ da ihnen Chriſtus die Macht Suͤnde zu vergeben und zu behalten mitgethei- let/ nicht als Diener der Gemeinde anſehen. Dieſes will a- bermahls der Herr Loͤber behaupten/ und ſaget die Apo- ſtel haͤtten nichts weiter erlanget/ als daß ſie die Macht/ ſo der Kirchen verliehen worden/ ausuͤben ſolten. Er ſaget/ dieſes folgte daher/ weil Chriſtus in dem vorhergehenden von der Kirchen ihrer Macht und Gewalt geredet/ und nach- mahls das Amt der Schluͤſſel denen Apoſteln verliehen a). Das (b) Ob die Apo- ſtel in Ver- willigung dieſer Macht Die- ner der Ge- meinde ge- weſen? a) Jch will des Herrn Loͤbers eigne Worte hieher ſetzen. Er ſaget cit. l. ſo: Nam cum Chriſtus Matth. XVIII, 18. de eccleſia ejus- que poteſtate verba faciens Apoſtolis dicit: quodcunque ligaue- ritis &c. perſpicuum eſt, Apoſtolos conſiderari hic vt miniſtros eccleſiæ, poteſtatem eccleſiæ datam adminiſtrantes. conf. 1. Cor. III, 22. 2. Cor. IV, 5. 2. Cor. II, 10 Jch moͤchte gerne wiſſen, von was vor einer Macht der Kirchen Chriſtus Matth. XVIII, 18. gere- det, darauf er zu denen Apoſteln geſprochen: Was ihr auf Er- den (b) die Zuſammenkuͤnffte der Chriſten, wegen des Gottesdienſtes. Jac. II, 2. Hebr. X, 25. Von einer eccleſia repræſentatiua kommt nichts vor. Es iſt auch dieſe Lehre, daß die Geiſtlichkeit die gantze Kirche allezeit repræſentirte, dem gleichen Zuſtand der Kirchen gaͤntzlich zuwieder. Sie hebet ſolchen voͤllig auf. Wenn jemand den andern vorſtellen und repræſentiren will, ſo muß er mit einem beſondern Befehl dazu die Macht und das Recht erhalten ha- ben. Diejenigen, welche vorgeben, die Apoſtel haͤtten damahls die Kirche repræſentiret, muͤſſen alſo beweiſen, daß ihnen die Kir- che hierzu Vollmacht gegeben. Wie gefaͤhrlich aber die Lehre von einer eccleſia repræſentatiua iſt, habe ſchon erinnert. Das Vi- cariat des Papſtes iſt meinem Erachten nach eben aus dieſer Quelle heraus gefloſſen. Allein auf ſolche Dinge geben die Proteſtiren- den ſelten Achtung. Sie ſind zufrieden, wenn ſie nur etwas her- aus bringen, daß der Geiſtlichkeit Anſehen vermehret, und die Layen unter derſelben Gehorſam zu halten vermoͤgend iſt. t 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/168>, abgerufen am 24.11.2024.