Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle, und unter diesem Schein sich verschiedener Freyheiten anmassenmöchte, so offters zum grösten Schaden der einheimischen ge- schehen könte: Und daß auch keinem Juden möchte verborgen seyn, welcher Religion ein Frembdling beygethan, und das göttliche Gesetze ihn zu dulten überschritte, weil er etwa in der Meinung stünde, es sey wieder einen Heyden ihm alles zuge- lassen; daß auch der Sache durch äusserlichen Pracht ein grösser Ansehen gemacht, und höhere Ehrerbiethung erworben wür- de: So haben die Weisen Juden schon vor Alters weißlich angeordnet, daß niemand heimlich in ihre Kirche einschleichen sollte, sondern durch solenne ceremonien, solten sie öffentlich aufgenommen werden, davon sie GOtt selbst zum Uhrheber machen. Er fähret ferner fort: Ob man nun gleich hierzu dreyerley Mittel gebraucht, wenn es anders füglich geschehen können, nehmlich die Beschneidung, die Tauffe und das Op- fer, so weiß man doch, daß das erstere, nehmlich die Beschnei- dung bey dem weiblichen Geschlecht niemahls statt gefunden; das Opfer kunte nach Zerstörung des Tempels nicht verrichtet werden. Die Tauffe allein ist allgemein und beständig, und kan bey jedem Geschlecht und zu aller Zeit geschehen. Dadurch wolten sie vornehmlich andeuten/ der Proselyte solte durch solche uis sibi in gentilem licere praesumens: & vt rei ipsi externa pom-
pa major concilietur autoritas, reuerentia sanctior: Sapiens Iu- daeorum antiquitas prudenti consilio instituit, ne qui clanculum in viscera ecclesiae irreperent, sed solenni ritu, cujus Deum ipsum faciunt autorem, reciperentur publice. Quanquam hic tria si fieri possit vsurpet media, circumcisionem, baptismum & sacrifi- cium. Horum tamen circumcisio, in sexu sequiori, nunquam inuenit locum: Sacrificium templo desolato a nemine offerri potest. Solus baptismus vniuersalis est ac perpetuus, cuilibet se- xui ac tempori conueniens. Einige sagen auch, daß dieses mit eine Ursache von solcher Tauffe gewesen, daß man den Prosely- ten damit lehren wollen, nunmehro müste er die begangene Sün- den durch ein heiliges Leben tilgen. Aller Unflath solte auch in der Seelen dadurch abgewaschen seyn. Vid. Slevogti disput. de Proselytis. c) Die- I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, und unter dieſem Schein ſich verſchiedener Freyheiten anmaſſenmoͤchte, ſo offters zum groͤſten Schaden der einheimiſchen ge- ſchehen koͤnte: Und daß auch keinem Juden moͤchte verborgen ſeyn, welcher Religion ein Frembdling beygethan, und das goͤttliche Geſetze ihn zu dulten uͤberſchritte, weil er etwa in der Meinung ſtuͤnde, es ſey wieder einen Heyden ihm alles zuge- laſſen; daß auch der Sache durch aͤuſſerlichen Pracht ein groͤſſer Anſehen gemacht, und hoͤhere Ehrerbiethung erworben wuͤr- de: So haben die Weiſen Juden ſchon vor Alters weißlich angeordnet, daß niemand heimlich in ihre Kirche einſchleichen ſollte, ſondern durch ſolenne ceremonien, ſolten ſie oͤffentlich aufgenommen werden, davon ſie GOtt ſelbſt zum Uhrheber machen. Er faͤhret ferner fort: Ob man nun gleich hierzu dreyerley Mittel gebraucht, wenn es anders fuͤglich geſchehen koͤnnen, nehmlich die Beſchneidung, die Tauffe und das Op- fer, ſo weiß man doch, daß das erſtere, nehmlich die Beſchnei- dung bey dem weiblichen Geſchlecht niemahls ſtatt gefunden; das Opfer kunte nach Zerſtoͤrung des Tempels nicht verrichtet werden. Die Tauffe allein iſt allgemein und beſtaͤndig, und kan bey jedem Geſchlecht und zu aller Zeit geſchehen. Dadurch wolten ſie vornehmlich andeuten/ der Proſelyte ſolte durch ſolche uis ſibi in gentilem licere præſumens: & vt rei ipſi externa pom-
pa major concilietur autoritas, reuerentia ſanctior: Sapiens Iu- dæorum antiquitas prudenti conſilio inſtituit, ne qui clanculum in viſcera eccleſiæ irreperent, ſed ſolenni ritu, cujus Deum ipſum faciunt autorem, reciperentur publice. Quanquam hic tria ſi fieri poſſit vſurpet media, circumciſionem, baptiſmum & ſacrifi- cium. Horum tamen circumciſio, in ſexu ſequiori, nunquam inuenit locum: Sacrificium templo deſolato a nemine offerri poteſt. Solus baptiſmus vniuerſalis eſt ac perpetuus, cuilibet ſe- xui ac tempori conueniens. Einige ſagen auch, daß dieſes mit eine Urſache von ſolcher Tauffe geweſen, daß man den Proſely- ten damit lehren wollen, nunmehro muͤſte er die begangene Suͤn- den durch ein heiliges Leben tilgen. Aller Unflath ſolte auch in der Seelen dadurch abgewaſchen ſeyn. Vid. Slevogti diſput. de Proſelytis. c) Die- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0159" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">und unter dieſem Schein ſich verſchiedener Freyheiten anmaſſen<lb/> moͤchte, ſo offters zum groͤſten Schaden der einheimiſchen ge-<lb/> ſchehen koͤnte: Und daß auch keinem Juden moͤchte verborgen<lb/> ſeyn, welcher Religion ein Frembdling beygethan, und das<lb/> goͤttliche Geſetze ihn zu dulten uͤberſchritte, weil er etwa in<lb/> der Meinung ſtuͤnde, es ſey wieder einen Heyden ihm alles zuge-<lb/> laſſen; daß auch der Sache durch aͤuſſerlichen Pracht ein groͤſſer<lb/> Anſehen gemacht, und hoͤhere Ehrerbiethung erworben wuͤr-<lb/> de: So haben die Weiſen Juden ſchon vor Alters weißlich<lb/> angeordnet, daß niemand heimlich in ihre Kirche einſchleichen<lb/> ſollte, ſondern durch</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſolenne ceremoni</hi></hi><hi rendition="#fr">en, ſolten ſie oͤffentlich<lb/> aufgenommen werden, davon ſie GOtt ſelbſt zum Uhrheber<lb/> machen.</hi> Er faͤhret ferner fort: <hi rendition="#fr">Ob man nun gleich hierzu<lb/> dreyerley Mittel gebraucht, wenn es anders fuͤglich geſchehen<lb/> koͤnnen, nehmlich die Beſchneidung, die Tauffe und das Op-<lb/> fer, ſo weiß man doch, daß das erſtere, nehmlich die Beſchnei-<lb/> dung bey dem weiblichen Geſchlecht niemahls ſtatt gefunden;<lb/> das Opfer kunte nach Zerſtoͤrung des Tempels nicht verrichtet<lb/> werden. Die Tauffe allein iſt allgemein und beſtaͤndig, und<lb/> kan bey jedem Geſchlecht und zu aller Zeit geſchehen.</hi> Dadurch<lb/> wolten ſie vornehmlich andeuten/ der <hi rendition="#aq">Proſelyte</hi> ſolte durch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſolche</fw><lb/><note xml:id="g24" prev="#g23" place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">uis ſibi in gentilem licere præſumens: & vt rei ipſi externa pom-<lb/> pa major concilietur autoritas, reuerentia ſanctior: Sapiens Iu-<lb/> dæorum antiquitas prudenti conſilio inſtituit, ne qui clanculum<lb/> in viſcera eccleſiæ irreperent, ſed ſolenni ritu, cujus Deum ipſum<lb/> faciunt autorem, reciperentur publice. Quanquam hic tria ſi<lb/> fieri poſſit vſurpet media, circumciſionem, baptiſmum & ſacrifi-<lb/> cium. Horum tamen circumciſio, in ſexu ſequiori, nunquam<lb/> inuenit locum: Sacrificium templo deſolato a nemine offerri<lb/> poteſt. Solus baptiſmus vniuerſalis eſt ac perpetuus, cuilibet ſe-<lb/> xui ac tempori conueniens.</hi> Einige ſagen auch, daß dieſes mit<lb/> eine Urſache von ſolcher Tauffe geweſen, daß man den <hi rendition="#aq">Proſely-</hi><lb/> ten damit lehren wollen, nunmehro muͤſte er die begangene Suͤn-<lb/> den durch ein heiliges Leben tilgen. Aller Unflath ſolte auch in<lb/> der Seelen dadurch abgewaſchen ſeyn. <hi rendition="#aq">Vid. Slevogti <hi rendition="#i">diſput. de</hi><lb/> Proſelytis.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">c)</hi> Die-</fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0159]
I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
und unter dieſem Schein ſich verſchiedener Freyheiten anmaſſen
moͤchte, ſo offters zum groͤſten Schaden der einheimiſchen ge-
ſchehen koͤnte: Und daß auch keinem Juden moͤchte verborgen
ſeyn, welcher Religion ein Frembdling beygethan, und das
goͤttliche Geſetze ihn zu dulten uͤberſchritte, weil er etwa in
der Meinung ſtuͤnde, es ſey wieder einen Heyden ihm alles zuge-
laſſen; daß auch der Sache durch aͤuſſerlichen Pracht ein groͤſſer
Anſehen gemacht, und hoͤhere Ehrerbiethung erworben wuͤr-
de: So haben die Weiſen Juden ſchon vor Alters weißlich
angeordnet, daß niemand heimlich in ihre Kirche einſchleichen
ſollte, ſondern durch ſolenne ceremonien, ſolten ſie oͤffentlich
aufgenommen werden, davon ſie GOtt ſelbſt zum Uhrheber
machen. Er faͤhret ferner fort: Ob man nun gleich hierzu
dreyerley Mittel gebraucht, wenn es anders fuͤglich geſchehen
koͤnnen, nehmlich die Beſchneidung, die Tauffe und das Op-
fer, ſo weiß man doch, daß das erſtere, nehmlich die Beſchnei-
dung bey dem weiblichen Geſchlecht niemahls ſtatt gefunden;
das Opfer kunte nach Zerſtoͤrung des Tempels nicht verrichtet
werden. Die Tauffe allein iſt allgemein und beſtaͤndig, und
kan bey jedem Geſchlecht und zu aller Zeit geſchehen. Dadurch
wolten ſie vornehmlich andeuten/ der Proſelyte ſolte durch
ſolche
(b)
(b) uis ſibi in gentilem licere præſumens: & vt rei ipſi externa pom-
pa major concilietur autoritas, reuerentia ſanctior: Sapiens Iu-
dæorum antiquitas prudenti conſilio inſtituit, ne qui clanculum
in viſcera eccleſiæ irreperent, ſed ſolenni ritu, cujus Deum ipſum
faciunt autorem, reciperentur publice. Quanquam hic tria ſi
fieri poſſit vſurpet media, circumciſionem, baptiſmum & ſacrifi-
cium. Horum tamen circumciſio, in ſexu ſequiori, nunquam
inuenit locum: Sacrificium templo deſolato a nemine offerri
poteſt. Solus baptiſmus vniuerſalis eſt ac perpetuus, cuilibet ſe-
xui ac tempori conueniens. Einige ſagen auch, daß dieſes mit
eine Urſache von ſolcher Tauffe geweſen, daß man den Proſely-
ten damit lehren wollen, nunmehro muͤſte er die begangene Suͤn-
den durch ein heiliges Leben tilgen. Aller Unflath ſolte auch in
der Seelen dadurch abgewaſchen ſeyn. Vid. Slevogti diſput. de
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