Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.I. Abth. III. Cap. Von der solennen Ohren-Beichte, schildert/ ob gleich dieselben sich zur Sache gar nicht geschi-cket. Darauf aber wäre nicht Acht gegeben worden/ und sey derjenige vor den Klügsten gehalten worden/ der den grö- sten Kram hievon aufschlagen können. Alle Gebräuche/ so bey der Beichte vorkämen/ hätten sie vor Apostolische tra- ditiones verkaufft. Es wären viel alte und neue Wunder- wercke ausgesonnen worden/ dadurch sie behaupten wollen/ daß denenjenigen/ so die Beichte in Ehren gehalten/ alles wohl von statten gegangen/ die aber nichts darauf gehalten/ wären unglücklich gewesen. Aus dem Decreto Gratiani hätte man verschiedene Stellen angeführet/ und solchen ei- nen andern Verstand nach dem andern angedichtet. Wenn man diesen Patribus glauben beymessen wollen/ so hätte man sich zugleich überreden müssen/ daß die Apostel und Bischöf- fe der ersten Kirche alle ihre Zeit auf beichten/ und Beich- te anhören gewendet. So klug raisonniret Sarpius als ein Catholicke/ worinnen er viele Protestirende übertrifft. Denn ich will unten zeigen/ daß sich verschiedene Lutherische Geist- liche also vergangen/ daß sie die Beichte aus der Schrifft beweisen wollen. von derBusse. §. XII. Es wird aber nicht undienlich seyn/ die Verord- ferti- a) Verordnung
der Trident. Patrum.Can. 4. sess. 14. Si quis negauerit, ad integram peccatorum remis- sionem requiri tres actus in poenitente, quasi materiam sacra- menti poenitentiae, videlicet, contritionem, confessionem & sa- tisfactionem, quae tres poenitentiae partes dicuntur: aut dixerit, duas tantum esse poenitentiae partes, terrorem scilicet incussum con- I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte, ſchildert/ ob gleich dieſelben ſich zur Sache gar nicht geſchi-cket. Darauf aber waͤre nicht Acht gegeben worden/ und ſey derjenige vor den Kluͤgſten gehalten worden/ der den groͤ- ſten Kram hievon aufſchlagen koͤnnen. Alle Gebraͤuche/ ſo bey der Beichte vorkaͤmen/ haͤtten ſie vor Apoſtoliſche tra- ditiones verkaufft. Es waͤren viel alte und neue Wunder- wercke ausgeſonnen worden/ dadurch ſie behaupten wollen/ daß denenjenigen/ ſo die Beichte in Ehren gehalten/ alles wohl von ſtatten gegangen/ die aber nichts darauf gehalten/ waͤren ungluͤcklich geweſen. Aus dem Decreto Gratiani haͤtte man verſchiedene Stellen angefuͤhret/ und ſolchen ei- nen andern Verſtand nach dem andern angedichtet. Wenn man dieſen Patribus glauben beymeſſen wollen/ ſo haͤtte man ſich zugleich uͤberreden muͤſſen/ daß die Apoſtel und Biſchoͤf- fe der erſten Kirche alle ihre Zeit auf beichten/ und Beich- te anhoͤren gewendet. So klug raiſonniret Sarpius als ein Catholicke/ worinnen er viele Proteſtirende uͤbertrifft. Denn ich will unten zeigen/ daß ſich verſchiedene Lutheriſche Geiſt- liche alſo vergangen/ daß ſie die Beichte aus der Schrifft beweiſen wollen. von derBuſſe. §. XII. Es wird aber nicht undienlich ſeyn/ die Verord- ferti- a) Verordnung
der Trident. Patrum.Can. 4. ſeſſ. 14. Si quis negauerit, ad integram peccatorum remis- ſionem requiri tres actus in pœnitente, quaſi materiam ſacra- menti pœnitentiæ, videlicet, contritionem, confesſionem & ſa- tisfactionem, quæ tres pœnitentiæ partes dicuntur: aut dixerit, duas tantum eſſe pœnitentiæ partes, terrorem ſcilicet incuſſum con- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0141" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von der <hi rendition="#aq">ſolenn</hi>en Ohren-Beichte,</hi></fw><lb/> ſchildert/ ob gleich dieſelben ſich zur Sache gar nicht geſchi-<lb/> cket. Darauf aber waͤre nicht Acht gegeben worden/ und<lb/> ſey derjenige vor den Kluͤgſten gehalten worden/ der den groͤ-<lb/> ſten Kram hievon aufſchlagen koͤnnen. Alle Gebraͤuche/<lb/> ſo bey der Beichte vorkaͤmen/ haͤtten ſie vor Apoſtoliſche <hi rendition="#aq">tra-<lb/> ditiones</hi> verkaufft. Es waͤren viel alte und neue Wunder-<lb/> wercke ausgeſonnen worden/ dadurch ſie behaupten wollen/<lb/> daß denenjenigen/ ſo die Beichte in Ehren gehalten/ alles<lb/> wohl von ſtatten gegangen/ die aber nichts darauf gehalten/<lb/> waͤren ungluͤcklich geweſen. Aus dem <hi rendition="#aq">Decreto Gratiani</hi><lb/> haͤtte man verſchiedene Stellen angefuͤhret/ und ſolchen ei-<lb/> nen andern Verſtand nach dem andern angedichtet. Wenn<lb/> man dieſen <hi rendition="#aq">Patribus</hi> glauben beymeſſen wollen/ ſo haͤtte man<lb/> ſich zugleich uͤberreden muͤſſen/ daß die Apoſtel und Biſchoͤf-<lb/> fe der erſten Kirche alle ihre Zeit auf beichten/ und Beich-<lb/> te anhoͤren gewendet. So klug <hi rendition="#aq">raiſonniret Sarpius</hi> als ein<lb/> Catholicke/ worinnen er viele <hi rendition="#aq">Proteſtirende</hi> uͤbertrifft. Denn<lb/> ich will unten zeigen/ daß ſich verſchiedene Lutheriſche Geiſt-<lb/> liche alſo vergangen/ daß ſie die Beichte aus der Schrifft<lb/> beweiſen wollen.</p><lb/> <note place="left">Jhre Lehre<lb/> von derBuſſe.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">XII.</hi></head> <p>Es wird aber nicht undienlich ſeyn/ die Verord-<lb/> nungen/ ſo das <hi rendition="#aq">Tridentini</hi>ſche <hi rendition="#aq">Concilium</hi> wegen der Beich-<lb/> te gemacht/ anzufuͤhren. Sie haben dieſelbe als ein hoͤchſt<lb/> nothwendiges Stuͤcke/ die Vergebung der Suͤnden zu erhal-<lb/> ten/ angeſehen/ und alſo folgendes verordnet <note xml:id="g07" next="#g08" place="foot" n="a)"><note place="left">Verordnung<lb/> der <hi rendition="#aq">Trident.<lb/> Patrum.</hi></note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Can. 4. ſeſſ. 14.</hi> Si quis negauerit, ad integram peccatorum remis-<lb/> ſionem requiri tres actus in pœnitente, quaſi materiam ſacra-<lb/> menti pœnitentiæ, videlicet, contritionem, confesſionem & ſa-<lb/> tisfactionem, quæ tres pœnitentiæ partes dicuntur: aut dixerit,<lb/> duas tantum eſſe pœnitentiæ partes, terrorem ſcilicet incuſſum</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">con-</hi></fw></note>: <hi rendition="#fr">Wenn je-<lb/> mand nicht einraͤumet, daß zu vollkommener Vergebung der<lb/> Suͤnden zu gelangen, dreyerley Verrichtungen bey einem Buß-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ferti-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0141]
I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte,
ſchildert/ ob gleich dieſelben ſich zur Sache gar nicht geſchi-
cket. Darauf aber waͤre nicht Acht gegeben worden/ und
ſey derjenige vor den Kluͤgſten gehalten worden/ der den groͤ-
ſten Kram hievon aufſchlagen koͤnnen. Alle Gebraͤuche/
ſo bey der Beichte vorkaͤmen/ haͤtten ſie vor Apoſtoliſche tra-
ditiones verkaufft. Es waͤren viel alte und neue Wunder-
wercke ausgeſonnen worden/ dadurch ſie behaupten wollen/
daß denenjenigen/ ſo die Beichte in Ehren gehalten/ alles
wohl von ſtatten gegangen/ die aber nichts darauf gehalten/
waͤren ungluͤcklich geweſen. Aus dem Decreto Gratiani
haͤtte man verſchiedene Stellen angefuͤhret/ und ſolchen ei-
nen andern Verſtand nach dem andern angedichtet. Wenn
man dieſen Patribus glauben beymeſſen wollen/ ſo haͤtte man
ſich zugleich uͤberreden muͤſſen/ daß die Apoſtel und Biſchoͤf-
fe der erſten Kirche alle ihre Zeit auf beichten/ und Beich-
te anhoͤren gewendet. So klug raiſonniret Sarpius als ein
Catholicke/ worinnen er viele Proteſtirende uͤbertrifft. Denn
ich will unten zeigen/ daß ſich verſchiedene Lutheriſche Geiſt-
liche alſo vergangen/ daß ſie die Beichte aus der Schrifft
beweiſen wollen.
§. XII. Es wird aber nicht undienlich ſeyn/ die Verord-
nungen/ ſo das Tridentiniſche Concilium wegen der Beich-
te gemacht/ anzufuͤhren. Sie haben dieſelbe als ein hoͤchſt
nothwendiges Stuͤcke/ die Vergebung der Suͤnden zu erhal-
ten/ angeſehen/ und alſo folgendes verordnet a): Wenn je-
mand nicht einraͤumet, daß zu vollkommener Vergebung der
Suͤnden zu gelangen, dreyerley Verrichtungen bey einem Buß-
ferti-
a) Can. 4. ſeſſ. 14. Si quis negauerit, ad integram peccatorum remis-
ſionem requiri tres actus in pœnitente, quaſi materiam ſacra-
menti pœnitentiæ, videlicet, contritionem, confesſionem & ſa-
tisfactionem, quæ tres pœnitentiæ partes dicuntur: aut dixerit,
duas tantum eſſe pœnitentiæ partes, terrorem ſcilicet incuſſum
con-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |