Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.so Innocentius III. eingeführet. Zeiten Vrbani VI. war ein Bononier, mit Nahmen Mi-chael/ ein General der Carmeliten/ der nach Vsserii Zeug- niß die Beichte ebenfalls bestritten c). Petrus Oxoniensis, Professor auf der Universität zu Salamanca in Spanien/ gabe auch von der Beichte ein Buch an den Tag/ welches/ ob man es gleich nicht mehr hat/ so weiß man doch/ daß in solchem die Beichte angegriffen und verworffen gewesen d). §. XI. wachsenen würden die Sünden nicht vergeben, es wäre denn, daß er solche beichtete. Denn da er auf Gratiani Worte de poenit. dist. 1. kommt, Alii e contrario testantur &c. hat er folgende An- merckung. Ab hoc loco, vsque ad sectionem: His auctoritati- bus; pro alia parte allegat, quod scilicet adulto peccatum non di- mittitur, sine oris confessione, QVOD TAMEN FALSVM EST. c) Auf das Zeugniß dieses Ertz-Bischoffes zu Armagh in JrrlandJngleichen ei- ner, Michaelis beruffet sich Dallaeus de auric. confess. Lib. IV. cap. 44. Es hatte aber Michaelis geschrieben, daß die Beichte zur Vergebung der Sünden zu gelangen, gar nicht nöthig wäre. d) Der Pabst Sixtus IV., so damahls regierte, als er in Erfahrungund Petrus O-
xoniensis. gebracht, Oxoniensis hätte ein Buch geschrieben, und in solchem die eingeführte Beichte verworffen, gab er dem Alfonso Carillo, Ertz-Bischoff zu Toledo Ao. 1479. besondern Befehl, er möchte das Buch untersuchen, und was der Catholischen Lehre zuwieder wäre/ anmercken, ausstreichen und verdammen. Dieser versamm- lete also zu Alcala des Henares eine Menge von Theologis und Ju- risten, die denn folgende Sätze, als irrig, ketzerisch und also ver- dammlich ausgesprochen. 1) Die Tod-Sünden werden in Anse- hung der Straffe der zukünfftigen und ewigen Zeit, eintzig und al- leine durch die Zerknirschung des Hertzens getilget, und man bedarff dazu keine Geistlichkeit und Amt der Schlüssel. 2) Die Beichte ist durch eine besondere Verordnung der allgemeinen Kirche eingeführet, und nicht in dem göttlichen Recht anbe- fohlen worden. 3) Böse Gedancken darff man nicht beichten, sondern solche werden ausgetilgt, wenn man ein Mißfallen dar- über ſo Innocentius III. eingefuͤhret. Zeiten Vrbani VI. war ein Bononier, mit Nahmen Mi-chael/ ein General der Carmeliten/ der nach Vsſerii Zeug- niß die Beichte ebenfalls beſtritten c). Petrus Oxonienſis, Profeſſor auf der Univerſitaͤt zu Salamanca in Spanien/ gabe auch von der Beichte ein Buch an den Tag/ welches/ ob man es gleich nicht mehr hat/ ſo weiß man doch/ daß in ſolchem die Beichte angegriffen und verworffen geweſen d). §. XI. wachſenen wuͤrden die Suͤnden nicht vergeben, es waͤre denn, daß er ſolche beichtete. Denn da er auf Gratiani Worte de pœnit. diſt. 1. kommt, Alii e contrario teſtantur &c. hat er folgende An- merckung. Ab hoc loco, vsque ad ſectionem: His auctoritati- bus; pro alia parte allegat, quod ſcilicet adulto peccatum non di- mittitur, ſine oris confesſione, QVOD TAMEN FALSVM EST. c) Auf das Zeugniß dieſes Ertz-Biſchoffes zu Armagh in JrrlandJngleichen ei- ner, Michaelis beruffet ſich Dallæus de auric. confeſſ. Lib. IV. cap. 44. Es hatte aber Michaelis geſchrieben, daß die Beichte zur Vergebung der Suͤnden zu gelangen, gar nicht noͤthig waͤre. d) Der Pabſt Sixtus IV., ſo damahls regierte, als er in Erfahrungund Petrus O-
xonienſis. gebracht, Oxonienſis haͤtte ein Buch geſchrieben, und in ſolchem die eingefuͤhrte Beichte verworffen, gab er dem Alfonſo Carillo, Ertz-Biſchoff zu Toledo Ao. 1479. beſondern Befehl, er moͤchte das Buch unterſuchen, und was der Catholiſchen Lehre zuwieder waͤre/ anmercken, ausſtreichen und verdammen. Dieſer verſamm- lete alſo zu Alcala des Henares eine Menge von Theologis und Ju- riſten, die denn folgende Saͤtze, als irrig, ketzeriſch und alſo ver- dammlich ausgeſprochen. 1) Die Tod-Suͤnden werden in Anſe- hung der Straffe der zukuͤnfftigen und ewigen Zeit, eintzig und al- leine durch die Zerknirſchung des Hertzens getilget, und man bedarff dazu keine Geiſtlichkeit und Amt der Schluͤſſel. 2) Die Beichte iſt durch eine beſondere Verordnung der allgemeinen Kirche eingefuͤhret, und nicht in dem goͤttlichen Recht anbe- fohlen worden. 3) Boͤſe Gedancken darff man nicht beichten, ſondern ſolche werden ausgetilgt, wenn man ein Mißfallen dar- uͤber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0138" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ſo <hi rendition="#aq">Innocentius III.</hi> eingefuͤhret.</hi></fw><lb/> Zeiten <hi rendition="#aq">Vrbani VI.</hi> war ein <hi rendition="#aq">Bononier,</hi> mit Nahmen Mi-<lb/> chael/ ein General der Carmeliten/ der nach <hi rendition="#aq">Vsſerii</hi> Zeug-<lb/> niß die Beichte ebenfalls beſtritten <note place="foot" n="c)">Auf das Zeugniß dieſes Ertz-Biſchoffes zu <hi rendition="#aq">Armagh</hi> in Jrrland<note place="right">Jngleichen ei-<lb/> ner, Michaelis</note><lb/> beruffet ſich <hi rendition="#aq">Dallæus <hi rendition="#i">de auric. confeſſ. Lib. IV. cap. 44.</hi></hi> Es hatte<lb/> aber <hi rendition="#aq">Michaelis</hi> geſchrieben, <hi rendition="#fr">daß die Beichte zur Vergebung<lb/> der Suͤnden zu gelangen, gar nicht noͤthig waͤre.</hi></note>. <hi rendition="#aq">Petrus Oxonienſis,<lb/> Profeſſor</hi> auf der <hi rendition="#aq">Univerſi</hi>taͤt zu <hi rendition="#aq">Salamanca</hi> in Spanien/<lb/> gabe auch von der <hi rendition="#fr">Beichte</hi> ein Buch an den Tag/ welches/<lb/> ob man es gleich nicht mehr hat/ ſo weiß man doch/ daß in<lb/> ſolchem die Beichte angegriffen und verworffen geweſen <note xml:id="g03" next="#g04" place="foot" n="d)">Der Pabſt <hi rendition="#aq">Sixtus IV.,</hi> ſo damahls regierte, als er in Erfahrung<note place="right">und <hi rendition="#aq">Petrus O-<lb/> xonienſis.</hi></note><lb/> gebracht, <hi rendition="#aq">Oxonienſis</hi> haͤtte ein Buch geſchrieben, und in ſolchem<lb/> die eingefuͤhrte Beichte verworffen, gab er dem <hi rendition="#aq">Alfonſo Carillo,</hi><lb/> Ertz-Biſchoff zu <hi rendition="#aq">Toledo Ao.</hi> 1479. beſondern Befehl, er moͤchte<lb/> das Buch unterſuchen, und was der Catholiſchen Lehre zuwieder<lb/> waͤre/ anmercken, ausſtreichen und verdammen. Dieſer verſamm-<lb/> lete alſo zu <hi rendition="#aq">Alcala des Henares</hi> eine Menge von <hi rendition="#aq">Theologis</hi> und <hi rendition="#aq">Ju-<lb/> ri</hi>ſten, die denn folgende Saͤtze, als irrig, ketzeriſch und alſo ver-<lb/> dammlich ausgeſprochen. 1) Die Tod-Suͤnden werden in Anſe-<lb/> hung der Straffe der zukuͤnfftigen und ewigen Zeit, <hi rendition="#fr">eintzig und al-<lb/> leine durch die Zerknirſchung des Hertzens getilget,</hi> und man<lb/> bedarff dazu keine Geiſtlichkeit und Amt der Schluͤſſel. 2) Die<lb/> Beichte iſt durch eine beſondere <hi rendition="#fr">Verordnung</hi> der <hi rendition="#fr">allgemeinen<lb/> Kirche</hi> eingefuͤhret, und <hi rendition="#fr">nicht in dem goͤttlichen Recht</hi> anbe-<lb/> fohlen worden. 3) Boͤſe Gedancken darff man nicht beichten,<lb/> ſondern ſolche werden ausgetilgt, wenn man <hi rendition="#fr">ein Mißfallen</hi> dar-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">uͤber</fw></note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">XI.</hi></fw><lb/> <p> <note xml:id="g02" prev="#g01" place="foot" n="(b)">wachſenen wuͤrden die Suͤnden nicht vergeben, es waͤre denn, daß<lb/> er ſolche beichtete. Denn da er auf <hi rendition="#aq">Gratiani</hi> Worte <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de pœnit.<lb/> diſt.</hi> 1.</hi> kommt, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Alii e contrario teſtantur &c.</hi></hi> hat er folgende An-<lb/> merckung. <hi rendition="#aq">Ab hoc loco, vsque ad ſectionem: <hi rendition="#i">His auctoritati-<lb/> bus</hi>; pro alia parte allegat, quod ſcilicet adulto peccatum non di-<lb/> mittitur, ſine oris confesſione, <hi rendition="#g">QVOD</hi> TAMEN FALSVM<lb/><hi rendition="#g">EST.</hi></hi></note> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0138]
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Zeiten Vrbani VI. war ein Bononier, mit Nahmen Mi-
chael/ ein General der Carmeliten/ der nach Vsſerii Zeug-
niß die Beichte ebenfalls beſtritten c). Petrus Oxonienſis,
Profeſſor auf der Univerſitaͤt zu Salamanca in Spanien/
gabe auch von der Beichte ein Buch an den Tag/ welches/
ob man es gleich nicht mehr hat/ ſo weiß man doch/ daß in
ſolchem die Beichte angegriffen und verworffen geweſen d).
§. XI.
(b)
c) Auf das Zeugniß dieſes Ertz-Biſchoffes zu Armagh in Jrrland
beruffet ſich Dallæus de auric. confeſſ. Lib. IV. cap. 44. Es hatte
aber Michaelis geſchrieben, daß die Beichte zur Vergebung
der Suͤnden zu gelangen, gar nicht noͤthig waͤre.
d) Der Pabſt Sixtus IV., ſo damahls regierte, als er in Erfahrung
gebracht, Oxonienſis haͤtte ein Buch geſchrieben, und in ſolchem
die eingefuͤhrte Beichte verworffen, gab er dem Alfonſo Carillo,
Ertz-Biſchoff zu Toledo Ao. 1479. beſondern Befehl, er moͤchte
das Buch unterſuchen, und was der Catholiſchen Lehre zuwieder
waͤre/ anmercken, ausſtreichen und verdammen. Dieſer verſamm-
lete alſo zu Alcala des Henares eine Menge von Theologis und Ju-
riſten, die denn folgende Saͤtze, als irrig, ketzeriſch und alſo ver-
dammlich ausgeſprochen. 1) Die Tod-Suͤnden werden in Anſe-
hung der Straffe der zukuͤnfftigen und ewigen Zeit, eintzig und al-
leine durch die Zerknirſchung des Hertzens getilget, und man
bedarff dazu keine Geiſtlichkeit und Amt der Schluͤſſel. 2) Die
Beichte iſt durch eine beſondere Verordnung der allgemeinen
Kirche eingefuͤhret, und nicht in dem goͤttlichen Recht anbe-
fohlen worden. 3) Boͤſe Gedancken darff man nicht beichten,
ſondern ſolche werden ausgetilgt, wenn man ein Mißfallen dar-
uͤber
(b) wachſenen wuͤrden die Suͤnden nicht vergeben, es waͤre denn, daß
er ſolche beichtete. Denn da er auf Gratiani Worte de pœnit.
diſt. 1. kommt, Alii e contrario teſtantur &c. hat er folgende An-
merckung. Ab hoc loco, vsque ad ſectionem: His auctoritati-
bus; pro alia parte allegat, quod ſcilicet adulto peccatum non di-
mittitur, ſine oris confesſione, QVOD TAMEN FALSVM
EST.
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