Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorrede. en wollen. Aus dieser Ursache bilde ich mir ein/ manwerde nicht sonderlich muchsen/ wenn ich gleich dann und wann etwas vorgebracht/ so von dem gemeinen Schlendrian abweichet. Denn wenn man nicht vor sich alleine redet/ son- dern etliche von denen Vätern und Theologis allegiret/ so ziehet mancher die Pfeiffe ein/ die er sonsten im hohen Thon angestimmet. Nun aber habe in verschiedenen wichtigen Fragen selbst unsern seel. Groß-Vater Lutherum ange- führet. Von diesem wird/ wie ich glaube/ keine theologi- sche Schildwache einen orthodoxie-Paß verlangen. So hat es mir auch bey andern Materien nicht an Leuten ge- mangelt/ so mir beystimmen/ und vor welcher Ansehen man das Mützgen abnimmt. Dieserwegen gedencke ich/ daß man mich nicht als einen Ketzer auf denen Cantzeln/ Schmausereyen/ in Städten und Dörffern herum neh- men werde. Denn gewißlich es würde mancher ehrlicher Mann/ der längst verfaulet/ und bißher vor orthodox gehalten worden/ mit mir in eine Classe kommen. Hat man bißhero nicht gemerckt/ daß sie dergleichen statuiret/ was kan ich dafür. Jch dencke doch in Ansehung ihrer Friede zu haben. Denn von Feder-Fechtereyen ist kein sonderlicher Staat zu machen. Zumahl wenn man die ehrwürdigen Häupter zum Gegentheil hat. Ab odio theologico libera me Domine, hat Philippus Melan- chthon mit Recht gesagt. Denn ich glaube nicht/ daß bey andern Strittigkeiten unter denen Gelehrten/ so viele so- phistereyen und unverantwortliche intriguen vorfallen/ als wenn man das geistliche interesse nur ein wenig an- zwackt. Litte es die Zeit und Gelegenheit/ so wolte man- ches Exempel aus der Kirchen-Historie beybringen. Jch fürchte auch anbey/ ich dürffte die Herren interessenten noch ):( ):( 3
Vorrede. en wollen. Aus dieſer Urſache bilde ich mir ein/ manwerde nicht ſonderlich muchſen/ wenn ich gleich dann und wann etwas vorgebracht/ ſo von dem gemeinen Schlendrian abweichet. Denn wenn man nicht vor ſich alleine redet/ ſon- dern etliche von denen Vaͤtern und Theologis allegiret/ ſo ziehet mancher die Pfeiffe ein/ die er ſonſten im hohen Thon angeſtimmet. Nun aber habe in verſchiedenen wichtigen Fragen ſelbſt unſern ſeel. Groß-Vater Lutherum ange- fuͤhret. Von dieſem wird/ wie ich glaube/ keine theologi- ſche Schildwache einen orthodoxie-Paß verlangen. So hat es mir auch bey andern Materien nicht an Leuten ge- mangelt/ ſo mir beyſtimmen/ und vor welcher Anſehen man das Muͤtzgen abnimmt. Dieſerwegen gedencke ich/ daß man mich nicht als einen Ketzer auf denen Cantzeln/ Schmauſereyen/ in Staͤdten und Doͤrffern herum neh- men werde. Denn gewißlich es wuͤrde mancher ehrlicher Mann/ der laͤngſt verfaulet/ und bißher vor orthodox gehalten worden/ mit mir in eine Claſſe kommen. Hat man bißhero nicht gemerckt/ daß ſie dergleichen ſtatuiret/ was kan ich dafuͤr. Jch dencke doch in Anſehung ihrer Friede zu haben. Denn von Feder-Fechtereyen iſt kein ſonderlicher Staat zu machen. Zumahl wenn man die ehrwuͤrdigen Haͤupter zum Gegentheil hat. Ab odio theologico libera me Domine, hat Philippus Melan- chthon mit Recht geſagt. Denn ich glaube nicht/ daß bey andern Strittigkeiten unter denen Gelehrten/ ſo viele ſo- phiſtereyen und unverantwortliche intriguen vorfallen/ als wenn man das geiſtliche intereſſe nur ein wenig an- zwackt. Litte es die Zeit und Gelegenheit/ ſo wolte man- ches Exempel aus der Kirchen-Hiſtorie beybringen. Jch fuͤrchte auch anbey/ ich duͤrffte die Herren intereſſenten noch ):( ):( 3
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Vorrede.
en wollen. Aus dieſer Urſache bilde ich mir ein/ man
werde nicht ſonderlich muchſen/ wenn ich gleich dann und
wann etwas vorgebracht/ ſo von dem gemeinen Schlendrian
abweichet. Denn wenn man nicht vor ſich alleine redet/ ſon-
dern etliche von denen Vaͤtern und Theologis allegiret/ ſo
ziehet mancher die Pfeiffe ein/ die er ſonſten im hohen Thon
angeſtimmet. Nun aber habe in verſchiedenen wichtigen
Fragen ſelbſt unſern ſeel. Groß-Vater Lutherum ange-
fuͤhret. Von dieſem wird/ wie ich glaube/ keine theologi-
ſche Schildwache einen orthodoxie-Paß verlangen. So
hat es mir auch bey andern Materien nicht an Leuten ge-
mangelt/ ſo mir beyſtimmen/ und vor welcher Anſehen
man das Muͤtzgen abnimmt. Dieſerwegen gedencke ich/
daß man mich nicht als einen Ketzer auf denen Cantzeln/
Schmauſereyen/ in Staͤdten und Doͤrffern herum neh-
men werde. Denn gewißlich es wuͤrde mancher ehrlicher
Mann/ der laͤngſt verfaulet/ und bißher vor orthodox
gehalten worden/ mit mir in eine Claſſe kommen. Hat
man bißhero nicht gemerckt/ daß ſie dergleichen ſtatuiret/
was kan ich dafuͤr. Jch dencke doch in Anſehung ihrer
Friede zu haben. Denn von Feder-Fechtereyen iſt kein
ſonderlicher Staat zu machen. Zumahl wenn man die
ehrwuͤrdigen Haͤupter zum Gegentheil hat. Ab odio
theologico libera me Domine, hat Philippus Melan-
chthon mit Recht geſagt. Denn ich glaube nicht/ daß bey
andern Strittigkeiten unter denen Gelehrten/ ſo viele ſo-
phiſtereyen und unverantwortliche intriguen vorfallen/
als wenn man das geiſtliche intereſſe nur ein wenig an-
zwackt. Litte es die Zeit und Gelegenheit/ ſo wolte man-
ches Exempel aus der Kirchen-Hiſtorie beybringen. Jch
fuͤrchte auch anbey/ ich duͤrffte die Herren intereſſenten
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