Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorrede. gar zu wohl fortkommen können/ so schlagen sie hier undda/ wo einer zu gehen hat/ Beine unter. Fället man nun ohnvermuthet durch solche List/ so machen sie sich eine be- sondere Freude daraus/ und meinen/ ihrer Sache sey vor- trefflich geholffen. Tausend listige Streiche werden aus- gesonnen/ einem solchen Menschen ein Fleckgen anzukleiben. Dergleichen unförmliches tractament aber will ich auf das demüthigste depreciret haben. Vornehmlich möchte ich gerne mit denen Ehren-Tituln der Isten/ und Aner ver- schonet bleiben. Denn ich weiß mehr als zu wohl/ daß derjenige/ so nur ein bißgen anders pfeiffet/ als die gemei- ne Leyer klinget/ wenn man ihn noch honnet tractiret/ mit dem praedicat eines schismatici beehret wird. Er mag GOtt dancken/ daß man die Sturm-Glocke des theolo- gischen Hasses und Eifers nicht über ihn an zu läuten fängt. Jch versichere aber solche Rechthaber/ daß ich ihnen ihre e- quipage von der Zanck- und Schmähsucht gerne überlasse. Wenn ich aber wider Vermuthen solte irritiret werden/ so darff mir niemand verüblen/ wenn ich die foiblessen en ridicule zeige. Denn ich habe das principium Hobbesii in diesem Fall: Pacem quaere, vbi haberi potest, vbi non potest haberi, quaere belli auxilia. Besser aber kan man dergleichen Kläffer nicht loß werden/ als wenn man sich eines beissenden Saltzes bedienet. Noch etwas muß ich ihnen im Vertrauen eröffnen. Jch werde fast keine Mei- nung vorgetragen haben/ welche ich nicht mit eines an- dern auctorität bekräfftiget. Jch getröste mich also/ daß ich hinter dem Schild dergleichen berühmten Leute sicher und unverletzt werde stehen können. Denn in der That greiffen sie dieselben an/ wo sie meine Meinungen über einen Hauffen werffen/ und vor unzuläßig ausschrey- en
Vorrede. gar zu wohl fortkommen koͤnnen/ ſo ſchlagen ſie hier undda/ wo einer zu gehen hat/ Beine unter. Faͤllet man nun ohnvermuthet durch ſolche Liſt/ ſo machen ſie ſich eine be- ſondere Freude daraus/ und meinen/ ihrer Sache ſey vor- trefflich geholffen. Tauſend liſtige Streiche werden aus- geſonnen/ einem ſolchen Menſchen ein Fleckgen anzukleiben. Dergleichen unfoͤrmliches tractament aber will ich auf das demuͤthigſte depreciret haben. Vornehmlich moͤchte ich gerne mit denen Ehren-Tituln der Iſten/ und Aner ver- ſchonet bleiben. Denn ich weiß mehr als zu wohl/ daß derjenige/ ſo nur ein bißgen anders pfeiffet/ als die gemei- ne Leyer klinget/ wenn man ihn noch honnet tractiret/ mit dem prædicat eines ſchismatici beehret wird. Er mag GOtt dancken/ daß man die Sturm-Glocke des theolo- giſchen Haſſes und Eifers nicht uͤber ihn an zu laͤuten faͤngt. Jch verſichere aber ſolche Rechthaber/ daß ich ihnen ihre e- quipage von der Zanck- und Schmaͤhſucht gerne uͤberlaſſe. Wenn ich aber wider Vermuthen ſolte irritiret werden/ ſo darff mir niemand veruͤblen/ wenn ich die foibleſſen en ridicule zeige. Denn ich habe das principium Hobbeſii in dieſem Fall: Pacem quære, vbi haberi poteſt, vbi non poteſt haberi, quære belli auxilia. Beſſer aber kan man dergleichen Klaͤffer nicht loß werden/ als wenn man ſich eines beiſſenden Saltzes bedienet. Noch etwas muß ich ihnen im Vertrauen eroͤffnen. Jch werde faſt keine Mei- nung vorgetragen haben/ welche ich nicht mit eines an- dern auctoritaͤt bekraͤfftiget. Jch getroͤſte mich alſo/ daß ich hinter dem Schild dergleichen beruͤhmten Leute ſicher und unverletzt werde ſtehen koͤnnen. Denn in der That greiffen ſie dieſelben an/ wo ſie meine Meinungen uͤber einen Hauffen werffen/ und vor unzulaͤßig ausſchrey- en
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Vorrede.
gar zu wohl fortkommen koͤnnen/ ſo ſchlagen ſie hier und
da/ wo einer zu gehen hat/ Beine unter. Faͤllet man nun
ohnvermuthet durch ſolche Liſt/ ſo machen ſie ſich eine be-
ſondere Freude daraus/ und meinen/ ihrer Sache ſey vor-
trefflich geholffen. Tauſend liſtige Streiche werden aus-
geſonnen/ einem ſolchen Menſchen ein Fleckgen anzukleiben.
Dergleichen unfoͤrmliches tractament aber will ich auf das
demuͤthigſte depreciret haben. Vornehmlich moͤchte ich
gerne mit denen Ehren-Tituln der Iſten/ und Aner ver-
ſchonet bleiben. Denn ich weiß mehr als zu wohl/ daß
derjenige/ ſo nur ein bißgen anders pfeiffet/ als die gemei-
ne Leyer klinget/ wenn man ihn noch honnet tractiret/ mit
dem prædicat eines ſchismatici beehret wird. Er mag
GOtt dancken/ daß man die Sturm-Glocke des theolo-
giſchen Haſſes und Eifers nicht uͤber ihn an zu laͤuten faͤngt.
Jch verſichere aber ſolche Rechthaber/ daß ich ihnen ihre e-
quipage von der Zanck- und Schmaͤhſucht gerne uͤberlaſſe.
Wenn ich aber wider Vermuthen ſolte irritiret werden/ ſo
darff mir niemand veruͤblen/ wenn ich die foibleſſen en
ridicule zeige. Denn ich habe das principium Hobbeſii
in dieſem Fall: Pacem quære, vbi haberi poteſt, vbi non
poteſt haberi, quære belli auxilia. Beſſer aber kan man
dergleichen Klaͤffer nicht loß werden/ als wenn man ſich
eines beiſſenden Saltzes bedienet. Noch etwas muß ich
ihnen im Vertrauen eroͤffnen. Jch werde faſt keine Mei-
nung vorgetragen haben/ welche ich nicht mit eines an-
dern auctoritaͤt bekraͤfftiget. Jch getroͤſte mich alſo/ daß
ich hinter dem Schild dergleichen beruͤhmten Leute ſicher
und unverletzt werde ſtehen koͤnnen. Denn in der That
greiffen ſie dieſelben an/ wo ſie meine Meinungen uͤber
einen Hauffen werffen/ und vor unzulaͤßig ausſchrey-
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