Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.I. Abth. II. Cap. Von der Beichte re eines jeden eignen Willen anheim gestellet/ ob sie ihre Sün-den ingeheim denen Priestern bekennen und beichten wol- ten oder nicht. Hatte einer Lust dazu/ so waren die Geist- lichen willig und bereit/ die Bekäntniß seiner verborgenen Sünden anzuhören. Daß aber solche allen und jeden anbe- fohlen gewesen/ kan ich zu dieser Zeit nirgends finden b). §. VIII. b) Die Verord-
nung des con- cilii in Trul- lo wird in et- was erklärt.Mit dem 102. can. des Concilii in Trullo stimmet auch die Ver- ordnung des Concilii zu Challons im Jahr 650, nebst anderen mehr überein. Man muß aber mercken, daß das Wort Busse kei- ne andere als die öffentliche Busse andeute, daß also nur die- jenigen der Priester ihres Dienstes benöthiget waren, die öffent- liche Busse thaten. Von diesen ist auch nur der canon des conci- lii in Trullo zu verstehen, der denen Priestern erlaubet, daß sie Freyheit hätten, in Auflegung der Busse von der Strenge der ca- nonum, nach Beschaffenheit abzuweichen, und solche zu mildern. vid. Balsamo ad h. can. in Pandect. concil. eccles. Graec. Tom. I. pag. 281. Alexius Aristenus ad cit. can. cit. l. pag. 283. scheinet ebenfalls die- ses bemercket zu haben, da er saget, wie die Väter zwar auf jede Sünde Straffe gesetzet, aber das gantze Urtheil demjenigen über- lassen hätten, der von GOtt die Macht zu binden und zu lösen empfangen, dieser solte der Sünde Beschaffenheit, des Sünders Bekehrung erwägen, und die Artzeney darnach einrichten. Jn der Lateinischen Ubersetzung lauten seine Worte so: Poenas qui- dem cuique peccato adhibendas decreuerunt Patres; sed totum judicium ei relinquunt, qui ligandi & solvendi potestatem a Deo accepit, vt ille & peccati consideret qualitatem, & ejus, qui pec- cauit, conuersionem, & sic misericordiam mensura disponat, mede- lam morbo conuenientem adhibens. Omnis enim ratio Deo & ei cui pastoralis traditur principatus, in eo est, vt errantem ouem re- ducat, & non in desperationis, praecipitia impellat, & a serpente vulneratum medicetur, siue per acriora & adstringentia, siue per molliora & leniora medicamenta. Alles dieses aber ist von der öffentlichem Busse zu verstehen. a) Beda I. Abth. II. Cap. Von der Beichte re eines jeden eignen Willen anheim geſtellet/ ob ſie ihre Suͤn-den ingeheim denen Prieſtern bekennen und beichten wol- ten oder nicht. Hatte einer Luſt dazu/ ſo waren die Geiſt- lichen willig und bereit/ die Bekaͤntniß ſeiner verborgenen Suͤnden anzuhoͤren. Daß aber ſolche allen und jeden anbe- fohlen geweſen/ kan ich zu dieſer Zeit nirgends finden b). §. VIII. b) Die Verord-
nung des con- cilii in Trul- lo wird in et- was erklaͤrt.Mit dem 102. can. des Concilii in Trullo ſtimmet auch die Ver- ordnung des Concilii zu Challons im Jahr 650, nebſt anderen mehr uͤberein. Man muß aber mercken, daß das Wort Buſſe kei- ne andere als die oͤffentliche Buſſe andeute, daß alſo nur die- jenigen der Prieſter ihres Dienſtes benoͤthiget waren, die oͤffent- liche Buſſe thaten. Von dieſen iſt auch nur der canon des conci- lii in Trullo zu verſtehen, der denen Prieſtern erlaubet, daß ſie Freyheit haͤtten, in Auflegung der Buſſe von der Strenge der ca- nonum, nach Beſchaffenheit abzuweichen, und ſolche zu mildern. vid. Balſamo ad h. can. in Pandect. concil. eccleſ. Græc. Tom. I. pag. 281. Alexius Ariſtenus ad cit. can. cit. l. pag. 283. ſcheinet ebenfalls die- ſes bemercket zu haben, da er ſaget, wie die Vaͤter zwar auf jede Suͤnde Straffe geſetzet, aber das gantze Urtheil demjenigen uͤber- laſſen haͤtten, der von GOtt die Macht zu binden und zu loͤſen empfangen, dieſer ſolte der Suͤnde Beſchaffenheit, des Suͤnders Bekehrung erwaͤgen, und die Artzeney darnach einrichten. Jn der Lateiniſchen Uberſetzung lauten ſeine Worte ſo: Pœnas qui- dem cuique peccato adhibendas decreuerunt Patres; ſed totum judicium ei relinquunt, qui ligandi & ſolvendi poteſtatem a Deo accepit, vt ille & peccati conſideret qualitatem, & ejus, qui pec- cauit, conuerſionem, & ſic miſericordiam menſura diſponat, mede- lam morbo conuenientem adhibens. Omnis enim ratio Deo & ei cui paſtoralis traditur principatus, in eo eſt, vt errantem ouem re- ducat, & non in deſperationis, præcipitia impellat, & a ſerpente vulneratum medicetur, ſiue per acriora & adſtringentia, ſiue per molliora & leniora medicamenta. Alles dieſes aber iſt von der oͤffentlichem Buſſe zu verſtehen. a) Beda <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0109" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. Von der Beichte</hi></fw><lb/> re eines jeden eignen Willen anheim geſtellet/ ob ſie ihre Suͤn-<lb/> den ingeheim denen Prieſtern bekennen und beichten wol-<lb/> ten oder nicht. Hatte einer Luſt dazu/ ſo waren die Geiſt-<lb/> lichen willig und bereit/ die Bekaͤntniß ſeiner verborgenen<lb/> Suͤnden anzuhoͤren. 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I. Abth. II. Cap. Von der Beichte
re eines jeden eignen Willen anheim geſtellet/ ob ſie ihre Suͤn-
den ingeheim denen Prieſtern bekennen und beichten wol-
ten oder nicht. Hatte einer Luſt dazu/ ſo waren die Geiſt-
lichen willig und bereit/ die Bekaͤntniß ſeiner verborgenen
Suͤnden anzuhoͤren. Daß aber ſolche allen und jeden anbe-
fohlen geweſen/ kan ich zu dieſer Zeit nirgends finden b).
§. VIII.
b) Mit dem 102. can. des Concilii in Trullo ſtimmet auch die Ver-
ordnung des Concilii zu Challons im Jahr 650, nebſt anderen mehr
uͤberein. Man muß aber mercken, daß das Wort Buſſe kei-
ne andere als die oͤffentliche Buſſe andeute, daß alſo nur die-
jenigen der Prieſter ihres Dienſtes benoͤthiget waren, die oͤffent-
liche Buſſe thaten. Von dieſen iſt auch nur der canon des conci-
lii in Trullo zu verſtehen, der denen Prieſtern erlaubet, daß ſie
Freyheit haͤtten, in Auflegung der Buſſe von der Strenge der ca-
nonum, nach Beſchaffenheit abzuweichen, und ſolche zu mildern.
vid. Balſamo ad h. can. in Pandect. concil. eccleſ. Græc. Tom. I. pag. 281.
Alexius Ariſtenus ad cit. can. cit. l. pag. 283. ſcheinet ebenfalls die-
ſes bemercket zu haben, da er ſaget, wie die Vaͤter zwar auf jede
Suͤnde Straffe geſetzet, aber das gantze Urtheil demjenigen uͤber-
laſſen haͤtten, der von GOtt die Macht zu binden und zu loͤſen
empfangen, dieſer ſolte der Suͤnde Beſchaffenheit, des Suͤnders
Bekehrung erwaͤgen, und die Artzeney darnach einrichten. Jn
der Lateiniſchen Uberſetzung lauten ſeine Worte ſo: Pœnas qui-
dem cuique peccato adhibendas decreuerunt Patres; ſed totum
judicium ei relinquunt, qui ligandi & ſolvendi poteſtatem a Deo
accepit, vt ille & peccati conſideret qualitatem, & ejus, qui pec-
cauit, conuerſionem, & ſic miſericordiam menſura diſponat, mede-
lam morbo conuenientem adhibens. Omnis enim ratio Deo & ei cui
paſtoralis traditur principatus, in eo eſt, vt errantem ouem re-
ducat, & non in deſperationis, præcipitia impellat, & a ſerpente
vulneratum medicetur, ſiue per acriora & adſtringentia, ſiue per
molliora & leniora medicamenta. Alles dieſes aber iſt von der
oͤffentlichem Buſſe zu verſtehen.
a) Beda
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