Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.I. Abth. II. Cap. Von der Beichte Diacono sich fleischlich vermischet a). Von dieser Zeit anempfienge ein jeder die hochwürdige Sacramenta auf seine selbst eigene Prüffung/ und nach seinem Gewissen. Socrates ist auf solche Abschaffung nicht wohl zu sprechen/ und mel- det/ daß er dem Eudaemoni, als er ihm solches erzehlet/ zur Antwort gegeben/ man müste sehen/ wie nützlich solcher Rath gewesen. Er hielte dafür/ daß man auf solche Weise Gele- genheit gegeben/ daß die brüderlichen Vermahnungen und Bestraffungen gäntzlich wegbleiben würden/ und was der- gleichen mehr ist b). Beicht-Art im V. Secu-lo. §. VI. Fiele jemand in eine grobe Sünde/ und solche nische a) Straffe eines Diaconi.Von der Abschaffung dieses Aeltesten kan man Socratem und So- zomenum an angeführten Stellen nachsehen. Der Diaconus wurde zwar wegen dieses Verbrechens aus der Kirche gestossen; nichts desto weniger aber hatte dieses böse Stücke die gantze Ge- meinde unruhig gemacht. Denn solche entrüstete sich nicht allein wegen der Schandthat und Sünde, sondern war vornehmlich darum übel zu sprechen, weil die Kirche dadurch geschändet und gelästert worden. Vid. Socrates cit. l. b) Socratis Ur- theil von der Abschaffung solches Aelte- sten.So lauten die Worte Socratis nach der Lateinischen Ubersetzung cit. l. Ego autem primus Eudaemoni dicebam: An consilium tu- um, o presbyter, ecclesiae profuerit, vel secus, Deus viderit. Video autem dedisse te occasionem, quod inuicem peccata jam non redarguantur, nec praeceptum Apostoli seruetur, quo dicit: ne- que communicetis operibus infrugiferis ac tenebrarum, sed ma- gis redarguite. a) Chrysostomi
Lehre.Nectarii Exempel sind die andern gefolget. Der Joh. Chryso- stomus, der Nachfolger desselben, hat die Abschaffung der gehei- men Beichte gebilliget, und ist also Nectario nicht allein in der Würde, sondern auch in der Lehre nachgefolget. Ja er hat mehr als I. Abth. II. Cap. Von der Beichte Diacono ſich fleiſchlich vermiſchet a). Von dieſer Zeit anempfienge ein jeder die hochwuͤrdige Sacramenta auf ſeine ſelbſt eigene Pruͤffung/ und nach ſeinem Gewiſſen. Socrates iſt auf ſolche Abſchaffung nicht wohl zu ſprechen/ und mel- det/ daß er dem Eudæmoni, als er ihm ſolches erzehlet/ zur Antwort gegeben/ man muͤſte ſehen/ wie nuͤtzlich ſolcher Rath geweſen. Er hielte dafuͤr/ daß man auf ſolche Weiſe Gele- genheit gegeben/ daß die bruͤderlichen Vermahnungen und Beſtraffungen gaͤntzlich wegbleiben wuͤrden/ und was der- gleichen mehr iſt b). Beicht-Art im V. Secu-lo. §. VI. Fiele jemand in eine grobe Suͤnde/ und ſolche niſche a) Straffe eines Diaconi.Von der Abſchaffung dieſes Aelteſten kan man Socratem und So- zomenum an angefuͤhrten Stellen nachſehen. Der Diaconus wurde zwar wegen dieſes Verbrechens aus der Kirche geſtoſſen; nichts deſto weniger aber hatte dieſes boͤſe Stuͤcke die gantze Ge- meinde unruhig gemacht. Denn ſolche entruͤſtete ſich nicht allein wegen der Schandthat und Suͤnde, ſondern war vornehmlich darum uͤbel zu ſprechen, weil die Kirche dadurch geſchaͤndet und gelaͤſtert worden. Vid. Socrates cit. l. b) Socratis Ur- theil von der Abſchaffung ſolches Aelte- ſten.So lauten die Worte Socratis nach der Lateiniſchen Uberſetzung cit. l. Ego autem primus Eudæmoni dicebam: An conſilium tu- um, o presbyter, eccleſiæ profuerit, vel ſecus, Deus viderit. Video autem dediſſe te occaſionem, quod inuicem peccata jam non redarguantur, nec præceptum Apoſtoli ſeruetur, quo dicit: ne- que communicetis operibus infrugiferis ac tenebrarum, ſed ma- gis redarguite. a) Chryſoſtomi
Lehre.Nectarii Exempel ſind die andern gefolget. Der Joh. Chryſo- ſtomus, der Nachfolger deſſelben, hat die Abſchaffung der gehei- men Beichte gebilliget, und iſt alſo Nectario nicht allein in der Wuͤrde, ſondern auch in der Lehre nachgefolget. Ja er hat mehr als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0105" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. Von der Beichte</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Diacono</hi> ſich fleiſchlich vermiſchet <note place="foot" n="a)"><note place="left">Straffe eines<lb/><hi rendition="#aq">Diaconi.</hi></note>Von der Abſchaffung dieſes Aelteſten kan man <hi rendition="#aq">Socratem</hi> und <hi rendition="#aq">So-<lb/> zomenum</hi> an angefuͤhrten Stellen nachſehen. Der <hi rendition="#aq">Diaconus</hi><lb/> wurde zwar wegen dieſes Verbrechens aus der Kirche geſtoſſen;<lb/> nichts deſto weniger aber hatte dieſes boͤſe Stuͤcke die gantze Ge-<lb/> meinde unruhig gemacht. Denn ſolche entruͤſtete ſich nicht allein<lb/> wegen der Schandthat und Suͤnde, ſondern war vornehmlich<lb/> darum uͤbel zu ſprechen, weil die Kirche dadurch geſchaͤndet und<lb/> gelaͤſtert worden. <hi rendition="#aq">Vid. Socrates <hi rendition="#i">cit. l.</hi></hi></note>. Von dieſer Zeit an<lb/> empfienge ein jeder die hochwuͤrdige <hi rendition="#aq">Sacramenta</hi> auf ſeine<lb/> ſelbſt eigene Pruͤffung/ und nach ſeinem Gewiſſen. <hi rendition="#aq">Socrates</hi><lb/> iſt auf ſolche Abſchaffung nicht wohl zu ſprechen/ und mel-<lb/> det/ daß er dem <hi rendition="#aq">Eudæmoni,</hi> als er ihm ſolches erzehlet/ zur<lb/> Antwort gegeben/ man muͤſte ſehen/ wie nuͤtzlich ſolcher Rath<lb/> geweſen. Er hielte dafuͤr/ daß man auf ſolche Weiſe Gele-<lb/> genheit gegeben/ daß die bruͤderlichen Vermahnungen und<lb/> Beſtraffungen gaͤntzlich wegbleiben wuͤrden/ und was der-<lb/> gleichen mehr iſt <note place="foot" n="b)"><note place="left"><hi rendition="#aq">Socratis</hi> Ur-<lb/> theil von der<lb/> Abſchaffung<lb/> ſolches Aelte-<lb/> ſten.</note>So lauten die Worte <hi rendition="#aq">Socratis</hi> nach der Lateiniſchen Uberſetzung<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cit. l.</hi> Ego autem primus Eudæmoni dicebam: An conſilium tu-<lb/> um, o presbyter, eccleſiæ profuerit, vel ſecus, Deus viderit.<lb/> Video autem dediſſe te occaſionem, quod inuicem peccata jam non<lb/> redarguantur, nec præceptum Apoſtoli ſeruetur, quo dicit: ne-<lb/> que communicetis operibus infrugiferis ac tenebrarum, ſed ma-<lb/> gis redarguite.</hi></note>.</p><lb/> <note place="left">Geheime<lb/> Beicht-Art<lb/> im <hi rendition="#aq">V. Secu-lo.</hi></note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">VI.</hi></head> <p>Fiele jemand in eine grobe Suͤnde/ und ſolche<lb/> wurde ruchbar/ ſo muſte er oͤffentliche Buſſe thun/ und die<lb/> geheime Offenbahrung der Suͤnden wurde gantz aufgeho-<lb/> ben <note xml:id="f71" next="#f72" place="foot" n="a)"><note place="left"><hi rendition="#aq">Chryſoſtomi</hi><lb/> Lehre.</note><hi rendition="#aq">Nectarii</hi> Exempel ſind die andern gefolget. Der <hi rendition="#aq">Joh. Chryſo-<lb/> ſtomus,</hi> der Nachfolger deſſelben, hat die Abſchaffung der gehei-<lb/> men Beichte gebilliget, und iſt alſo <hi rendition="#aq">Nectario</hi> nicht allein in der<lb/> Wuͤrde, ſondern auch in der Lehre nachgefolget. Ja er hat mehr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">als</fw></note>. Zur Mitte aber des fuͤnfften <hi rendition="#aq">Seculi</hi> hat die Latei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">niſche</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0105]
I. Abth. II. Cap. Von der Beichte
Diacono ſich fleiſchlich vermiſchet a). Von dieſer Zeit an
empfienge ein jeder die hochwuͤrdige Sacramenta auf ſeine
ſelbſt eigene Pruͤffung/ und nach ſeinem Gewiſſen. Socrates
iſt auf ſolche Abſchaffung nicht wohl zu ſprechen/ und mel-
det/ daß er dem Eudæmoni, als er ihm ſolches erzehlet/ zur
Antwort gegeben/ man muͤſte ſehen/ wie nuͤtzlich ſolcher Rath
geweſen. Er hielte dafuͤr/ daß man auf ſolche Weiſe Gele-
genheit gegeben/ daß die bruͤderlichen Vermahnungen und
Beſtraffungen gaͤntzlich wegbleiben wuͤrden/ und was der-
gleichen mehr iſt b).
§. VI. Fiele jemand in eine grobe Suͤnde/ und ſolche
wurde ruchbar/ ſo muſte er oͤffentliche Buſſe thun/ und die
geheime Offenbahrung der Suͤnden wurde gantz aufgeho-
ben a). Zur Mitte aber des fuͤnfften Seculi hat die Latei-
niſche
a) Von der Abſchaffung dieſes Aelteſten kan man Socratem und So-
zomenum an angefuͤhrten Stellen nachſehen. Der Diaconus
wurde zwar wegen dieſes Verbrechens aus der Kirche geſtoſſen;
nichts deſto weniger aber hatte dieſes boͤſe Stuͤcke die gantze Ge-
meinde unruhig gemacht. Denn ſolche entruͤſtete ſich nicht allein
wegen der Schandthat und Suͤnde, ſondern war vornehmlich
darum uͤbel zu ſprechen, weil die Kirche dadurch geſchaͤndet und
gelaͤſtert worden. Vid. Socrates cit. l.
b) So lauten die Worte Socratis nach der Lateiniſchen Uberſetzung
cit. l. Ego autem primus Eudæmoni dicebam: An conſilium tu-
um, o presbyter, eccleſiæ profuerit, vel ſecus, Deus viderit.
Video autem dediſſe te occaſionem, quod inuicem peccata jam non
redarguantur, nec præceptum Apoſtoli ſeruetur, quo dicit: ne-
que communicetis operibus infrugiferis ac tenebrarum, ſed ma-
gis redarguite.
a) Nectarii Exempel ſind die andern gefolget. Der Joh. Chryſo-
ſtomus, der Nachfolger deſſelben, hat die Abſchaffung der gehei-
men Beichte gebilliget, und iſt alſo Nectario nicht allein in der
Wuͤrde, ſondern auch in der Lehre nachgefolget. Ja er hat mehr
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