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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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"Es giebt (sagt' er,) einige wackere Naturen,
die gerade auf der Gränze des Genies und des
Talentes stehen, halb zum thätigen, halb zum
idealischen Streben ausgerüstet -- dabei von
brennendem Ehrgeize. -- Sie fühlen alles
Schöne und Große gewaltig, und wollen es
aus sich wieder erschaffen, aber es gelingt ih¬
nen nur schwach; sie haben nicht wie das Ge¬
nie Eine Richtung nach dem Schwerpunkt, son¬
dern stehen selber im Schwerpunkte, so daß die
Richtungen einander aufheben. Bald sind sie
Dichter, bald Mahler, bald Musiker; am mei¬
sten lieben sie in der Jugend körperliche Ta¬
pferkeit, weil sich hier die Kraft am kürzesten
und leichtesten durch den Arm ausspricht. Da¬
her macht sie früher alles Große, was sie sehen,
entzückt, weil sie es nach zu schaffen denken,
später aber ganz verdrüßlich, weil sie es doch
nicht vermögen. Sie sollten aber einsehen, daß
gerade sie, wenn sie ihren Ehrgeiz früh einzulen¬
ken wissen, das schönste Loos vielartiger und
harmonischer Kräfte gezogen; sowohl zum Ge¬
nusse alles Schönen, als zur moralischen Aus¬
bildung und zur Besonnenheit ihres Wesens

„Es giebt (ſagt' er,) einige wackere Naturen,
die gerade auf der Gränze des Genies und des
Talentes ſtehen, halb zum thätigen, halb zum
idealiſchen Streben ausgerüſtet — dabei von
brennendem Ehrgeize. — Sie fühlen alles
Schöne und Große gewaltig, und wollen es
aus ſich wieder erſchaffen, aber es gelingt ih¬
nen nur ſchwach; ſie haben nicht wie das Ge¬
nie Eine Richtung nach dem Schwerpunkt, ſon¬
dern ſtehen ſelber im Schwerpunkte, ſo daß die
Richtungen einander aufheben. Bald ſind ſie
Dichter, bald Mahler, bald Muſiker; am mei¬
ſten lieben ſie in der Jugend körperliche Ta¬
pferkeit, weil ſich hier die Kraft am kürzeſten
und leichteſten durch den Arm ausſpricht. Da¬
her macht ſie früher alles Große, was ſie ſehen,
entzückt, weil ſie es nach zu ſchaffen denken,
ſpäter aber ganz verdrüßlich, weil ſie es doch
nicht vermögen. Sie ſollten aber einſehen, daß
gerade ſie, wenn ſie ihren Ehrgeiz früh einzulen¬
ken wiſſen, das ſchönſte Loos vielartiger und
harmoniſcher Kräfte gezogen; ſowohl zum Ge¬
nuſſe alles Schönen, als zur moraliſchen Aus¬
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[63/0075] „Es giebt (ſagt' er,) einige wackere Naturen, die gerade auf der Gränze des Genies und des Talentes ſtehen, halb zum thätigen, halb zum idealiſchen Streben ausgerüſtet — dabei von brennendem Ehrgeize. — Sie fühlen alles Schöne und Große gewaltig, und wollen es aus ſich wieder erſchaffen, aber es gelingt ih¬ nen nur ſchwach; ſie haben nicht wie das Ge¬ nie Eine Richtung nach dem Schwerpunkt, ſon¬ dern ſtehen ſelber im Schwerpunkte, ſo daß die Richtungen einander aufheben. Bald ſind ſie Dichter, bald Mahler, bald Muſiker; am mei¬ ſten lieben ſie in der Jugend körperliche Ta¬ pferkeit, weil ſich hier die Kraft am kürzeſten und leichteſten durch den Arm ausſpricht. Da¬ her macht ſie früher alles Große, was ſie ſehen, entzückt, weil ſie es nach zu ſchaffen denken, ſpäter aber ganz verdrüßlich, weil ſie es doch nicht vermögen. Sie ſollten aber einſehen, daß gerade ſie, wenn ſie ihren Ehrgeiz früh einzulen¬ ken wiſſen, das ſchönſte Loos vielartiger und harmoniſcher Kräfte gezogen; ſowohl zum Ge¬ nuſſe alles Schönen, als zur moraliſchen Aus¬ bildung und zur Beſonnenheit ihres Weſens

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/75>, abgerufen am 23.11.2024.