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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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hab' ich die Arme zum Umfassen, und die Hand,
um sie ans Schwerdt zu legen, und das Auge
zum Schauen der Welt -- -- Aber was unter¬
gegangen ist, wird wieder kommen und wieder
fliehen und nur das wird Dir treu bleiben, was
verlassen wird, -- Du allein. -- Freiheit ist
die frohe Ewigkeit, Unglück für den Sklaven
ist Feuersbrunst im Kerker -- -- Nein, ich will
seyn, nicht haben; Wie, kann der heilige
Sturm der Töne nur ein Stäubchen rücken,
indeß die roh' bewegte Luft Aschenberge ver¬
setzt? Nur wo gleiche Töne und Saiten und
Herzen wohnen, da bewegen sie sanft und un¬
gesehen. So klinge nur fort, frommes Saiten¬
spiel des Herzens, aber wolle nichts ändern an
der rohen, schweren Welt, die nur den Winden
gehört und gehorcht, nicht den Tönen."

Hier fand ihn der Lektor Augusti, der
mündlich von der Prinzessinn Julienne instän¬
dige Bitten brachte, mit ihm in Gaspards Zim¬
mer zu gehen, wo sie ihm die wichtigsten Wor¬
te über Schoppen zu sagen habe. Er gieng
leicht mit; über das bedeckte Schicksal seines
Schoppe erwartete er am ersten bei ihr Auf¬

hab' ich die Arme zum Umfaſſen, und die Hand,
um ſie ans Schwerdt zu legen, und das Auge
zum Schauen der Welt — — Aber was unter¬
gegangen iſt, wird wieder kommen und wieder
fliehen und nur das wird Dir treu bleiben, was
verlaſſen wird, — Du allein. — Freiheit iſt
die frohe Ewigkeit, Unglück für den Sklaven
iſt Feuersbrunſt im Kerker — — Nein, ich will
ſeyn, nicht haben; Wie, kann der heilige
Sturm der Töne nur ein Stäubchen rücken,
indeß die roh' bewegte Luft Aſchenberge ver¬
ſetzt? Nur wo gleiche Töne und Saiten und
Herzen wohnen, da bewegen ſie ſanft und un¬
geſehen. So klinge nur fort, frommes Saiten¬
ſpiel des Herzens, aber wolle nichts ändern an
der rohen, ſchweren Welt, die nur den Winden
gehört und gehorcht, nicht den Tönen.“

Hier fand ihn der Lektor Auguſti, der
mündlich von der Prinzeſſinn Julienne inſtän¬
dige Bitten brachte, mit ihm in Gaſpards Zim¬
mer zu gehen, wo ſie ihm die wichtigſten Wor¬
te über Schoppen zu ſagen habe. Er gieng
leicht mit; über das bedeckte Schickſal ſeines
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[441/0453] hab' ich die Arme zum Umfaſſen, und die Hand, um ſie ans Schwerdt zu legen, und das Auge zum Schauen der Welt — — Aber was unter¬ gegangen iſt, wird wieder kommen und wieder fliehen und nur das wird Dir treu bleiben, was verlaſſen wird, — Du allein. — Freiheit iſt die frohe Ewigkeit, Unglück für den Sklaven iſt Feuersbrunſt im Kerker — — Nein, ich will ſeyn, nicht haben; Wie, kann der heilige Sturm der Töne nur ein Stäubchen rücken, indeß die roh' bewegte Luft Aſchenberge ver¬ ſetzt? Nur wo gleiche Töne und Saiten und Herzen wohnen, da bewegen ſie ſanft und un¬ geſehen. So klinge nur fort, frommes Saiten¬ ſpiel des Herzens, aber wolle nichts ändern an der rohen, ſchweren Welt, die nur den Winden gehört und gehorcht, nicht den Tönen.“ Hier fand ihn der Lektor Auguſti, der mündlich von der Prinzeſſinn Julienne inſtän¬ dige Bitten brachte, mit ihm in Gaſpards Zim¬ mer zu gehen, wo ſie ihm die wichtigſten Wor¬ te über Schoppen zu ſagen habe. Er gieng leicht mit; über das bedeckte Schickſal ſeines Schoppe erwartete er am erſten bei ihr Auf¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/453>, abgerufen am 25.11.2024.