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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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halben Iltis ab -- -- Sieh das Bildniß
an!" --

Er zog den Futteral-Deckel davon ab --
und Linda strahlte seinen Freund mit einem
Strom von Geist und Reizen an, nur in äl¬
tere Tracht gehüllt. Albano konnte kaum stam¬
meln vor Bewegung: "das wäre meines Va¬
ters Gemahlinn und meine theuere Mutter?
Und Du weißt gewiß, daß dieses hier das Bild
ist, das Du auf Jsola bella von ihr gemacht?" --

"Eben thu' ich's dar!" (sagte er und scheu¬
erte an einer Rose des Bildes auf der Stelle
des Herzens.) Mein damaliger Paphos-Name
Löwenskiould steckt sub rosa und wird gleich
vorkommen. Hätt' ich ihn schon unterwegs
aufgekratzt, so hättet Ihr geglaubt, ich hätte
mich erst unterwegs hineingeschrieben." -- Wie
vor einer schreibenden Geisterhand schauderte
Albano zurück, als wirklich ein L und ö unter
der Rose vortraten: "weiter schab' ich (sagte
Schoppe) nicht vor, das Übrige heb' ich Ihr
auf." Albano goß nun vor seinem biedern
Herzensfreund sein Herz aus; ihm durft' er sa¬

halben Iltis ab — — Sieh das Bildniß
an!“ —

Er zog den Futteral-Deckel davon ab —
und Linda ſtrahlte ſeinen Freund mit einem
Strom von Geiſt und Reizen an, nur in äl¬
tere Tracht gehüllt. Albano konnte kaum ſtam¬
meln vor Bewegung: „das wäre meines Va¬
ters Gemahlinn und meine theuere Mutter?
Und Du weißt gewiß, daß dieſes hier das Bild
iſt, das Du auf Jsola bella von ihr gemacht?“ —

„Eben thu' ich's dar!“ (ſagte er und ſcheu¬
erte an einer Roſe des Bildes auf der Stelle
des Herzens.) Mein damaliger Paphos-Name
Löwenskiould ſteckt sub rosa und wird gleich
vorkommen. Hätt' ich ihn ſchon unterwegs
aufgekratzt, ſo hättet Ihr geglaubt, ich hätte
mich erſt unterwegs hineingeſchrieben.“ — Wie
vor einer ſchreibenden Geiſterhand ſchauderte
Albano zurück, als wirklich ein L und ö unter
der Roſe vortraten: „weiter ſchab' ich (ſagte
Schoppe) nicht vor, das Übrige heb' ich Ihr
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[431/0443] halben Iltis ab — — Sieh das Bildniß an!“ — Er zog den Futteral-Deckel davon ab — und Linda ſtrahlte ſeinen Freund mit einem Strom von Geiſt und Reizen an, nur in äl¬ tere Tracht gehüllt. Albano konnte kaum ſtam¬ meln vor Bewegung: „das wäre meines Va¬ ters Gemahlinn und meine theuere Mutter? Und Du weißt gewiß, daß dieſes hier das Bild iſt, das Du auf Jsola bella von ihr gemacht?“ — „Eben thu' ich's dar!“ (ſagte er und ſcheu¬ erte an einer Roſe des Bildes auf der Stelle des Herzens.) Mein damaliger Paphos-Name Löwenskiould ſteckt sub rosa und wird gleich vorkommen. Hätt' ich ihn ſchon unterwegs aufgekratzt, ſo hättet Ihr geglaubt, ich hätte mich erſt unterwegs hineingeſchrieben.“ — Wie vor einer ſchreibenden Geiſterhand ſchauderte Albano zurück, als wirklich ein L und ö unter der Roſe vortraten: „weiter ſchab' ich (ſagte Schoppe) nicht vor, das Übrige heb' ich Ihr auf.“ Albano goß nun vor ſeinem biedern Herzensfreund ſein Herz aus; ihm durft' er ſa¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/443>, abgerufen am 01.09.2024.