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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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ten jetzt beide, wie Kinder, neben der kalten
mit Donner durchzognen Gewitterstange, aus
welcher bei der kleinsten nähern Nähe die bli¬
tzende Sense des Todes fährt.

Beide gaukelten neben dem Gewitter fort.
Die Sonne zog neben dem kleinen Berge und
ebenen Blumen-Grabe, mit ihren Flammen in
die fernen Ebenen hinein. Aus dem tiefen
Prinzengarten flatterten Töne durch die lan¬
gen Abendstrahlen herauf und vergötterten die
goldne Gegend. -- Die Töne waren einsame
Schwingen, die sich ihr Herz suchten und dann
an ihm weiter flogen -- und die liebenden Her¬
zen wurden voll Flügel -- Die Strahlen san¬
ken, die Töne stiegen -- Um Linda und Alba¬
no lag ein goldner Kreis aus Gärten und Ber¬
gen und grünen Tiefen und jede Blume schwank¬
te reich unter dem letzten Gold und wurde die
Wiege des Auges, die Wiege des Herzens --
Die Liebenden blickten sich und die Erde begei¬
stert an, die glänzende Welt erschien ihnen nur
im Zauberspiegel ihrer Herzen und beide selber
waren darin leuchtende schwebende Bilder.

"Linda, ich will sanfter werden, (sagt' er,)

ten jetzt beide, wie Kinder, neben der kalten
mit Donner durchzognen Gewitterſtange, aus
welcher bei der kleinſten nähern Nähe die bli¬
tzende Senſe des Todes fährt.

Beide gaukelten neben dem Gewitter fort.
Die Sonne zog neben dem kleinen Berge und
ebenen Blumen-Grabe, mit ihren Flammen in
die fernen Ebenen hinein. Aus dem tiefen
Prinzengarten flatterten Töne durch die lan¬
gen Abendſtrahlen herauf und vergötterten die
goldne Gegend. — Die Töne waren einſame
Schwingen, die ſich ihr Herz ſuchten und dann
an ihm weiter flogen — und die liebenden Her¬
zen wurden voll Flügel — Die Strahlen ſan¬
ken, die Töne ſtiegen — Um Linda und Alba¬
no lag ein goldner Kreis aus Gärten und Ber¬
gen und grünen Tiefen und jede Blume ſchwank¬
te reich unter dem letzten Gold und wurde die
Wiege des Auges, die Wiege des Herzens —
Die Liebenden blickten ſich und die Erde begei¬
ſtert an, die glänzende Welt erſchien ihnen nur
im Zauberſpiegel ihrer Herzen und beide ſelber
waren darin leuchtende ſchwebende Bilder.

„Linda, ich will ſanfter werden, (ſagt' er,)

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[386/0398] ten jetzt beide, wie Kinder, neben der kalten mit Donner durchzognen Gewitterſtange, aus welcher bei der kleinſten nähern Nähe die bli¬ tzende Senſe des Todes fährt. Beide gaukelten neben dem Gewitter fort. Die Sonne zog neben dem kleinen Berge und ebenen Blumen-Grabe, mit ihren Flammen in die fernen Ebenen hinein. Aus dem tiefen Prinzengarten flatterten Töne durch die lan¬ gen Abendſtrahlen herauf und vergötterten die goldne Gegend. — Die Töne waren einſame Schwingen, die ſich ihr Herz ſuchten und dann an ihm weiter flogen — und die liebenden Her¬ zen wurden voll Flügel — Die Strahlen ſan¬ ken, die Töne ſtiegen — Um Linda und Alba¬ no lag ein goldner Kreis aus Gärten und Ber¬ gen und grünen Tiefen und jede Blume ſchwank¬ te reich unter dem letzten Gold und wurde die Wiege des Auges, die Wiege des Herzens — Die Liebenden blickten ſich und die Erde begei¬ ſtert an, die glänzende Welt erſchien ihnen nur im Zauberſpiegel ihrer Herzen und beide ſelber waren darin leuchtende ſchwebende Bilder. „Linda, ich will ſanfter werden, (ſagt' er,)

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/398>, abgerufen am 25.11.2024.