her zu bringen, da er bei ihr über Albano und alles Nachrichten zu finden hoffte. Er wurd' ihr bald durch die ähnliche Stimme und die vorige Freundschaft gegen ihren Feind bedeu¬ tend, und noch mehr durch seine seltene Ge¬ wandtheit, einer Frau immer das zu seyn, was sie gerade begehrte.
Da sie alle seine frühern Verhältnisse und Wünsche schon längst gekannt: so warf sie, sobald ihre Fernschreiber von Albano ihr die Nachricht von seiner neuen Liebe gegeben, ihm leicht die Erwähnung davon hin. Trotz der warmen Rolle, die Roquairol gegen sie zu spielen hatte, wurd' er doch vor ihr wüthend¬ blaß, athemlos, bebend und starrend im Ab¬ wechsel, "ist's so?" fragt' er leise -- sie zeigt' ihm einen Brief -- "Fürstinn, (sagte er wü¬ thend ihre Hand an seine Lippen fortpressend,) Du hattest Recht, vergieb mir nun alles."
Wie groß er von Albano gedacht, sah er erst jetzt aus seiner Verwunderung über das Natürlichste von der Welt. Nie hasset das Herz bitterer als wenn es den Gegenstand, den es vorher unter dem Hassen achten mußte,
her zu bringen, da er bei ihr über Albano und alles Nachrichten zu finden hoffte. Er wurd' ihr bald durch die ähnliche Stimme und die vorige Freundſchaft gegen ihren Feind bedeu¬ tend, und noch mehr durch ſeine ſeltene Ge¬ wandtheit, einer Frau immer das zu ſeyn, was ſie gerade begehrte.
Da ſie alle ſeine frühern Verhältniſſe und Wünſche ſchon längſt gekannt: ſo warf ſie, ſobald ihre Fernſchreiber von Albano ihr die Nachricht von ſeiner neuen Liebe gegeben, ihm leicht die Erwähnung davon hin. Trotz der warmen Rolle, die Roquairol gegen ſie zu ſpielen hatte, wurd' er doch vor ihr wüthend¬ blaß, athemlos, bebend und ſtarrend im Ab¬ wechſel, „iſt's ſo?“ fragt' er leiſe — ſie zeigt' ihm einen Brief — „Fürſtinn, (ſagte er wü¬ thend ihre Hand an ſeine Lippen fortpreſſend,) Du hatteſt Recht, vergieb mir nun alles.“
Wie groß er von Albano gedacht, ſah er erſt jetzt aus ſeiner Verwunderung über das Natürlichſte von der Welt. Nie haſſet das Herz bitterer als wenn es den Gegenſtand, den es vorher unter dem Haſſen achten mußte,
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her zu bringen, da er bei ihr über Albano und
alles Nachrichten zu finden hoffte. Er wurd'
ihr bald durch die ähnliche Stimme und die
vorige Freundſchaft gegen ihren Feind bedeu¬
tend, und noch mehr durch ſeine ſeltene Ge¬
wandtheit, einer Frau immer das zu ſeyn, was
ſie gerade begehrte.
Da ſie alle ſeine frühern Verhältniſſe und
Wünſche ſchon längſt gekannt: ſo warf ſie,
ſobald ihre Fernſchreiber von Albano ihr die
Nachricht von ſeiner neuen Liebe gegeben, ihm
leicht die Erwähnung davon hin. Trotz der
warmen Rolle, die Roquairol gegen ſie zu
ſpielen hatte, wurd' er doch vor ihr wüthend¬
blaß, athemlos, bebend und ſtarrend im Ab¬
wechſel, „iſt's ſo?“ fragt' er leiſe — ſie zeigt'
ihm einen Brief — „Fürſtinn, (ſagte er wü¬
thend ihre Hand an ſeine Lippen fortpreſſend,)
Du hatteſt Recht, vergieb mir nun alles.“
Wie groß er von Albano gedacht, ſah er
erſt jetzt aus ſeiner Verwunderung über das
Natürlichſte von der Welt. Nie haſſet das
Herz bitterer als wenn es den Gegenſtand,
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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