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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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und sich durch die Sitte ehren -- "ich bin
eine Deutsche (beschloß sie) und achte die al¬
ten Ritterfrauen, meine Ahnen, hoch, seelig ist
eine Frau wie eine Elisabeth und ein Mann
wie Götz von Berlichingen, in ihrer heiligen
Ehe." -- --

Auf einmal fand sie sich selber überrascht
von ihrem Feuer und ihrem Strome: "ich bin
ja (setzte sie lächelnd hinzu) eine pedantische
Predigerswittwe geworden; das macht, ich bin
die höchste Obrigkeit von dem Dörfchen, und
lasse, da fast in jeder Hütte eine glückliche Wi¬
derlegung der Ehelosigkeit wohnt, ungern an¬
dere Meinungen hier aufkommen."

"O, Mädchen (sagte Julienne lustig, weil sie
Linda ernst sah,) sprechen immer mitunter ein
wenig von Liebe und Ehe; sie ziehen sich gern
aus einem Brautkranz Blumen."

"Daraus, wissen Sie, könnt' ich mir wohl
keine nehmen" sagte Idoine, auf das eidli¬
che Versprechen anspielend, welches sie ihren
über ihre enthusiastische Kühnheit argwöhnischen
Eltern geben müssen, nie unter ihrem Fürsten¬
stande zu heirathen, was ihr nach ihrer schar¬

und ſich durch die Sitte ehren — „ich bin
eine Deutſche (beſchloß ſie) und achte die al¬
ten Ritterfrauen, meine Ahnen, hoch, ſeelig iſt
eine Frau wie eine Eliſabeth und ein Mann
wie Götz von Berlichingen, in ihrer heiligen
Ehe.“ — —

Auf einmal fand ſie ſich ſelber überraſcht
von ihrem Feuer und ihrem Strome: „ich bin
ja (ſetzte ſie lächelnd hinzu) eine pedantiſche
Predigerswittwe geworden; das macht, ich bin
die höchſte Obrigkeit von dem Dörfchen, und
laſſe, da faſt in jeder Hütte eine glückliche Wi¬
derlegung der Eheloſigkeit wohnt, ungern an¬
dere Meinungen hier aufkommen.“

„O, Mädchen (ſagte Julienne luſtig, weil ſie
Linda ernſt ſah,) ſprechen immer mitunter ein
wenig von Liebe und Ehe; ſie ziehen ſich gern
aus einem Brautkranz Blumen.“

„Daraus, wiſſen Sie, könnt' ich mir wohl
keine nehmen“ ſagte Idoine, auf das eidli¬
che Verſprechen anſpielend, welches ſie ihren
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[340/0352] und ſich durch die Sitte ehren — „ich bin eine Deutſche (beſchloß ſie) und achte die al¬ ten Ritterfrauen, meine Ahnen, hoch, ſeelig iſt eine Frau wie eine Eliſabeth und ein Mann wie Götz von Berlichingen, in ihrer heiligen Ehe.“ — — Auf einmal fand ſie ſich ſelber überraſcht von ihrem Feuer und ihrem Strome: „ich bin ja (ſetzte ſie lächelnd hinzu) eine pedantiſche Predigerswittwe geworden; das macht, ich bin die höchſte Obrigkeit von dem Dörfchen, und laſſe, da faſt in jeder Hütte eine glückliche Wi¬ derlegung der Eheloſigkeit wohnt, ungern an¬ dere Meinungen hier aufkommen.“ „O, Mädchen (ſagte Julienne luſtig, weil ſie Linda ernſt ſah,) ſprechen immer mitunter ein wenig von Liebe und Ehe; ſie ziehen ſich gern aus einem Brautkranz Blumen.“ „Daraus, wiſſen Sie, könnt' ich mir wohl keine nehmen“ ſagte Idoine, auf das eidli¬ che Verſprechen anſpielend, welches ſie ihren über ihre enthuſiaſtiſche Kühnheit argwöhniſchen Eltern geben müſſen, nie unter ihrem Fürſten¬ ſtande zu heirathen, was ihr nach ihrer ſchar¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/352>, abgerufen am 22.11.2024.