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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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fort!" sagte Julienne; aber Linda bat zu
bleiben und Idoine willigte höflich ein.

Nun gab das Echo -- das Mondlicht des
Klangs -- wieder Töne wie Todtenlieder aus
dem Todten-Chor; und es war als sängen
die vereinigten Schatten sie in ihrer stillen Wa¬
che unter der Erde nach, als regte sich der Lei¬
chenschleier auf der weißen Lippe und aus den
letzten Höhlen tönte ein hohles Leben wieder.
Das Singen hörte auf, Alphörner fiengen auf
den Bergen an. Da gieng wieder das Nach¬
spiel des Tonspiels feurig herüber als spielten
die Abgeschiednen noch hinter der Brustwehr
des Grabhügels und kleideten sich ein in Nach¬
klänge. Alle Menschen tragen Todte oder Ster¬
bende in der Brust; auch die drei Jungfrauen;
Töne sind schimmernd zurückflatternde Gewän¬
der der Vergangenheit und erregen damit das
Herz zu sehr.

Sie weinten, und keine konnte sagen, ob
trübe oder froh. Die bisher so gemäßigte
Idoine ergriff Linda's Hand und legte sie
sanft an ihr Herz und ließ sie wieder sinken.
Sie kehrten schweigend und einig um. Idoine

fort!“ ſagte Julienne; aber Linda bat zu
bleiben und Idoine willigte höflich ein.

Nun gab das Echo — das Mondlicht des
Klangs — wieder Töne wie Todtenlieder aus
dem Todten-Chor; und es war als ſängen
die vereinigten Schatten ſie in ihrer ſtillen Wa¬
che unter der Erde nach, als regte ſich der Lei¬
chenſchleier auf der weißen Lippe und aus den
letzten Höhlen tönte ein hohles Leben wieder.
Das Singen hörte auf, Alphörner fiengen auf
den Bergen an. Da gieng wieder das Nach¬
ſpiel des Tonſpiels feurig herüber als ſpielten
die Abgeſchiednen noch hinter der Bruſtwehr
des Grabhügels und kleideten ſich ein in Nach¬
klänge. Alle Menſchen tragen Todte oder Ster¬
bende in der Bruſt; auch die drei Jungfrauen;
Töne ſind ſchimmernd zurückflatternde Gewän¬
der der Vergangenheit und erregen damit das
Herz zu ſehr.

Sie weinten, und keine konnte ſagen, ob
trübe oder froh. Die bisher ſo gemäßigte
Idoine ergriff Linda's Hand und legte ſie
ſanft an ihr Herz und ließ ſie wieder ſinken.
Sie kehrten ſchweigend und einig um. Idoine

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[335/0347] fort!“ ſagte Julienne; aber Linda bat zu bleiben und Idoine willigte höflich ein. Nun gab das Echo — das Mondlicht des Klangs — wieder Töne wie Todtenlieder aus dem Todten-Chor; und es war als ſängen die vereinigten Schatten ſie in ihrer ſtillen Wa¬ che unter der Erde nach, als regte ſich der Lei¬ chenſchleier auf der weißen Lippe und aus den letzten Höhlen tönte ein hohles Leben wieder. Das Singen hörte auf, Alphörner fiengen auf den Bergen an. Da gieng wieder das Nach¬ ſpiel des Tonſpiels feurig herüber als ſpielten die Abgeſchiednen noch hinter der Bruſtwehr des Grabhügels und kleideten ſich ein in Nach¬ klänge. Alle Menſchen tragen Todte oder Ster¬ bende in der Bruſt; auch die drei Jungfrauen; Töne ſind ſchimmernd zurückflatternde Gewän¬ der der Vergangenheit und erregen damit das Herz zu ſehr. Sie weinten, und keine konnte ſagen, ob trübe oder froh. Die bisher ſo gemäßigte Idoine ergriff Linda's Hand und legte ſie ſanft an ihr Herz und ließ ſie wieder ſinken. Sie kehrten ſchweigend und einig um. Idoine

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/347>, abgerufen am 25.11.2024.