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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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läute in seiner schönen Gegend klagend und
das glückliche Herz wurde voll und still.

124. Zykel.

Bald darauf ließ die gütige Schwester Al¬
bano's an der Spieluhr seines Glücks, deren
Wächterin sie war, wieder eine hesperische Stun¬
de schlagen und spielen, wo das ganze Leben
hinauf und hinab mittönte und sich aushellte
und wo nun wie in der Schweiz, wenn eine
Wolke sich öffnet, auf einmal Höhen, Eisber¬
ge, Berghörner aus dem Himmel blicken. Er
sah seine Linda wieder, aber in neuem Licht,
glühend, aber wie eine Rose vor dem glühenden
Abendroth; ihr Lieben war ein weiches stilles
Flammen, nicht ein Hüpfen irrer stechender
Funken. Er schloß, daß sein wortfester Vater
die Bitte um eine priesterliche Verbindung ihr
schon gethan und sogar ihre Bejahung bekom¬
men. Julienne sagt' ihm, sie woll' ihn den
nächsten Abend um 6 Uhr auf dem väterlichen
Zimmer sprechen; das macht' ihn noch gewis¬
ser und froher. Mit neuen noch zärter anbe¬
tenden Gefühlen schied er von Linda; die Göt¬
tinn war eine Heilige geworden.

läute in ſeiner ſchönen Gegend klagend und
das glückliche Herz wurde voll und ſtill.

124. Zykel.

Bald darauf ließ die gütige Schweſter Al¬
bano's an der Spieluhr ſeines Glücks, deren
Wächterin ſie war, wieder eine heſperiſche Stun¬
de ſchlagen und ſpielen, wo das ganze Leben
hinauf und hinab mittönte und ſich aushellte
und wo nun wie in der Schweiz, wenn eine
Wolke ſich öffnet, auf einmal Höhen, Eisber¬
ge, Berghörner aus dem Himmel blicken. Er
ſah ſeine Linda wieder, aber in neuem Licht,
glühend, aber wie eine Roſe vor dem glühenden
Abendroth; ihr Lieben war ein weiches ſtilles
Flammen, nicht ein Hüpfen irrer ſtechender
Funken. Er ſchloß, daß ſein wortfeſter Vater
die Bitte um eine prieſterliche Verbindung ihr
ſchon gethan und ſogar ihre Bejahung bekom¬
men. Julienne ſagt' ihm, ſie woll' ihn den
nächſten Abend um 6 Uhr auf dem väterlichen
Zimmer ſprechen; das macht' ihn noch gewis¬
ſer und froher. Mit neuen noch zärter anbe¬
tenden Gefühlen ſchied er von Linda; die Göt¬
tinn war eine Heilige geworden.

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[316/0328] läute in ſeiner ſchönen Gegend klagend und das glückliche Herz wurde voll und ſtill. 124. Zykel. Bald darauf ließ die gütige Schweſter Al¬ bano's an der Spieluhr ſeines Glücks, deren Wächterin ſie war, wieder eine heſperiſche Stun¬ de ſchlagen und ſpielen, wo das ganze Leben hinauf und hinab mittönte und ſich aushellte und wo nun wie in der Schweiz, wenn eine Wolke ſich öffnet, auf einmal Höhen, Eisber¬ ge, Berghörner aus dem Himmel blicken. Er ſah ſeine Linda wieder, aber in neuem Licht, glühend, aber wie eine Roſe vor dem glühenden Abendroth; ihr Lieben war ein weiches ſtilles Flammen, nicht ein Hüpfen irrer ſtechender Funken. Er ſchloß, daß ſein wortfeſter Vater die Bitte um eine prieſterliche Verbindung ihr ſchon gethan und ſogar ihre Bejahung bekom¬ men. Julienne ſagt' ihm, ſie woll' ihn den nächſten Abend um 6 Uhr auf dem väterlichen Zimmer ſprechen; das macht' ihn noch gewis¬ ſer und froher. Mit neuen noch zärter anbe¬ tenden Gefühlen ſchied er von Linda; die Göt¬ tinn war eine Heilige geworden.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/328>, abgerufen am 25.11.2024.