sten Schmerz dem Aufgehen des neuen Sterns der Liebe, der diese Welt anzündete, zuzuschrei¬ ben gezwungen war.
122. Zykel.
Er las folgenden Brief von Schoppe:
"Dein Schreiben, mein lieber Jüngling, kam mir richtig zu. Ich preise Deine Thränen und Flammen, die einander wechselnd unter¬ halten und nicht löschen. Werde nur etwas, auch viel, nur nicht alles, damit Du es in ei¬ ner so äußerst leeren Sache wie das Leben ist -- ich möchte wissen wer's erfunden hat -- ausdauern kannst vor Wüstenei. Ein Homer, ein Alexander, die nun die ganze Welt erobert und unter sich haben, müssen sich oft mit den verdrüßlichsten Stunden plagen, weil nun ihr Leben aus einer Braut eine Frau geworden. So sehr ich mich dagegen verpallisadirte und mich festmachte, um nicht über Jedermann zu steigen und als das Faktotum der Welt oben zu sitzen: so kam ich doch am Ende unvermerkt und stehend in die Höhe, bloß weil unter mei¬ nem langen Besehen der ganze Erdkreis voll
ſten Schmerz dem Aufgehen des neuen Sterns der Liebe, der dieſe Welt anzündete, zuzuſchrei¬ ben gezwungen war.
122. Zykel.
Er las folgenden Brief von Schoppe:
„Dein Schreiben, mein lieber Jüngling, kam mir richtig zu. Ich preiſe Deine Thränen und Flammen, die einander wechſelnd unter¬ halten und nicht löſchen. Werde nur etwas, auch viel, nur nicht alles, damit Du es in ei¬ ner ſo äußerſt leeren Sache wie das Leben iſt — ich möchte wiſſen wer's erfunden hat — ausdauern kannſt vor Wüſtenei. Ein Homer, ein Alexander, die nun die ganze Welt erobert und unter ſich haben, müſſen ſich oft mit den verdrüßlichſten Stunden plagen, weil nun ihr Leben aus einer Braut eine Frau geworden. So ſehr ich mich dagegen verpalliſadirte und mich feſtmachte, um nicht über Jedermann zu ſteigen und als das Faktotum der Welt oben zu ſitzen: ſo kam ich doch am Ende unvermerkt und ſtehend in die Höhe, bloß weil unter mei¬ nem langen Beſehen der ganze Erdkreis voll
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ſten Schmerz dem Aufgehen des neuen Sterns
der Liebe, der dieſe Welt anzündete, zuzuſchrei¬
ben gezwungen war.
122. Zykel.
Er las folgenden Brief von Schoppe:
„Dein Schreiben, mein lieber Jüngling,
kam mir richtig zu. Ich preiſe Deine Thränen
und Flammen, die einander wechſelnd unter¬
halten und nicht löſchen. Werde nur etwas,
auch viel, nur nicht alles, damit Du es in ei¬
ner ſo äußerſt leeren Sache wie das Leben iſt
— ich möchte wiſſen wer's erfunden hat —
ausdauern kannſt vor Wüſtenei. Ein Homer,
ein Alexander, die nun die ganze Welt erobert
und unter ſich haben, müſſen ſich oft mit den
verdrüßlichſten Stunden plagen, weil nun ihr
Leben aus einer Braut eine Frau geworden.
So ſehr ich mich dagegen verpalliſadirte und
mich feſtmachte, um nicht über Jedermann zu
ſteigen und als das Faktotum der Welt oben
zu ſitzen: ſo kam ich doch am Ende unvermerkt
und ſtehend in die Höhe, bloß weil unter mei¬
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/291>, abgerufen am 25.11.2024.
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